Rz. 123

Das Verfügungsgeschäft über inländische Grundstücke (Einigung in Form der Auflassung nach § 925 BGB) ist dagegen nur vor einem inländischen Notar möglich und auch nicht substituierbar.[272] Ein deutscher Notar kann auch nicht im Ausland wirksame Amtshandlungen und damit weder Beurkundungen noch sonstige Amtshandlungen vornehmen.[273] Schuldrechtliche Verträge über ausländische Grundstücke können dagegen im Inland geschlossen und beurkundet werden.[274]

 

Rz. 124

Diese Grundsätze gelten auch für die Beurkundung von gesellschaftsrechtlichen Vorgängen im In- oder Ausland: Für schuldrechtliche Verträge auf dem Gebiet des Gesellschaftsrechts gilt hinsichtlich der Form das Ortsrecht und alternativ das Geschäftsrecht gem. Art. 11 Abs. 1 Rom I-VO, soweit nicht der Ausschlusstatbestand gem. Art. 1 Abs. 2 lit. f Rom I-VO greift.[275] Die Übertragung von Gesellschaftsanteilen unterfällt, obgleich dingliches Rechtsgeschäft, nicht Art. 11 Abs. 4 EGBGB,[276] so dass grundsätzlich die Möglichkeit der Substituierbarkeit der nach dem deutschen Recht erforderlichen Beurkundung durch eine Beurkundung im Ausland eröffnet ist, die aber umstritten ist.[277] Auch bei der Beurkundung innergesellschaftlicher Organisationsvorgänge soll lediglich die Möglichkeit der Substitution bestehen[278] (vgl. dazu auch das Kapitel GmbH-Recht in diesem Buch).

 

Rz. 125

Von den Formerfordernissen zu trennen ist die prozessrechtliche Frage des Echtheitsnachweises von ausländischen öffentlichen Urkunden im Inland ("nötigenfalls"[279] in Form der Legalisation durch einen örtlichen deutschen Konsularbeamten (§ 438 Abs. 2 ZPO) oder durch die ausländische Echtheitsbestätigung der Apostille[280]).[281] Die Legalisation von inländischen öffentlichen Urkunden, die im Ausland als echt anerkannt werden sollen, erfolgt – sofern keine Befreiung oder Erleichterung des Echtheitsnachweises (Apostille) im Vorlagestaat gilt – durch Zwischenbeglaubigung des Präsidenten des zuständigen Landgerichts und ggf. des Justizministeriums sowie durch Endbeglaubigung durch das Bundesverwaltungsamt in Köln.[282]

[272] Palandt/Thorn, Art. 11 Rom I-VO Rn 9; a.A.: MüKo-BGB/Spellenberg, Art. 81 EGBGB Rn 45.
[273] BGH NJW 1998, 2830, 2831; Staudinger/Winkler v. Mohrenfels, (Bearb. 2019) Art. 11 EGBGB Rn 251.
[274] Palandt/Thorn, Art. 11 Rom I-VO Rn 12; NomosK-BGB/Bischoff, Art. 11 EGBGB Rn 33.
[275] Übersicht bei MüKo-BGB/Martiny, Art. 1 Rom I-VO Rn 66 f.
[276] Palandt/Thorn, Art. 11 EGBGB Rn 20; MüKo-BGB/Spellenberg, Art. 11 EGBGB Rn 193 f.
[277] Für Substituierbarkeit der Beurkundung der Gründung einer deutschen GmbH durch einen Schweizer Notar im Kanton Bern KG NJW 2018, 1828; krit. MüKo-BGB/Spellenberg, Art. 11 EGBGB Rn 202.
[278] Für Zulässigkeit der Ortsform auch insoweit Palandt/Thorn, Art. 11 EGBGB Rn 13; für Maßgeblichkeit des Gesellschaftsstatuts hingegen NomosK-BGB/Bischoff, Art. 11 EGBGB Rn 26; G. Schulze, IPRax 2011, 365, 367 f.
[279] Die Echtheit der ausländischen Urkunde ist Gegenstand der freien Beweiswürdigung (§ 286 ZPO). Der Nachweis durch Legalisation oder Apostille ist danach Ermessensentscheidung, Zöller/Geimer, § 438 ZPO Rn 1. Eine zwingende Befreiung von jeder Förmlichkeit beim Echtheitsnachweis enthalten Art. 56 EuGVO für die Anerkennung- und Vollstreckung in Zivil- und Handelssachen sowie Art. 52 der EuEheVO in Ehesachen, vgl. Gebauer, in: Gebauer/Wiedmann, Kap. 26 Rn 246; eine Befreiung von der Legalisation enthält das Londoner EWG-Übereinkommen v. 7.6.1968, BGBl II 1971, S. 86, abgedr. bei Jayme/Hausmann, Nr. 251.
[280] Die vereinfachte Form der Legalisation durch autorisierte Behörden im jeweiligen Land ist geregelt im Haager Übereinkommen vom 5.10.1961, BGBl II 1965, S. 876 abgedr. bei Jayme/Hausmann, Nr. 250 sowie in bilateralen Abkommen Nr. 252 Fn 3–6.
[281] Siehe näher Reithmann, IPRax 2012, 133 f.
[282] Süß, in: Beck’sches Notar-Handbuch, § 28 Rn 339 (Rn 345: Länderliste zu den Legalisationserfordernissen); Liste der zuständigen ausländischen Behörden bei Geimer/Schütze/H. Schmidt, Bd. 5, D II, 1. f).

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