Rz. 1042

Unterzeichnet der unmittelbar Verletzte eine vorbehaltlose Abfindungserklärung, ist ab diesem Zeitpunkt ein Forderungsübergang weder nach § 86 VVG (§ 67 VVG a.F.) z.B. auf einen privaten Kranken-/Pflegeversicherer[900] noch nach § 6 EFZG (vor 1.5.1994: § 4 LFZG)[901] auf den Arbeitgeber möglich.

 

Rz. 1043

Dies kann dann u.U. zu Rechtsverlusten des Geschädigten gegenüber diesen Dritten führen (konkrete Sanktionen sehen z.B. § 5 LFZG,[902] § 7 Abs. 1 Nr. 2 EFZG, § 86 Abs. 2 VVG [§ 67 Abs. 1 S. 3 VVG a.F.][903]) vor. Soweit der Geschädigte daraufhin Vermögenseinbußen (Mindereinkommen, Fortfall privatärztlicher Versorgung) erleidet, ist ein Schadenersatzanspruch gegenüber seinem Rechts­berater wegen Verletzung der Beratungspflichten (positive Vertragsverletzung des Mandatsvertrages) denkbar.

[900] KG v. 5.10.2001 – 6 U 7340/99 – NVersZ 2002, 457 (Prozessvergleich zwischen Schädiger und Geschädigten schließt Ansprüche der privaten Kranken-Vollversicherung aus); OLG Frankfurt v. 3.3.1993 – 19 U 222/91 – OLGR 1993, 245 (Etwas anders gilt allenfalls dann, wenn der Geschädigte nachweist, dass der Abfindungsvergleich entgegen seinem Wortlaut nur eine beschränkte Wirkung haben sollte); OLG Hamm v. 25.9.1992 – 20 U 340/91 – (Private Kranken-Zusatz-Versicherung neben weiter bestehendem Krankenversicherungsschutz in einer AOK. Das OLG Hamm stellte entscheidend auf ein [konkret nicht angenommenes] Missverhältnis zwischen Schaden und Abfindungssumme ab.); OLG Koblenz v. 26.3.1980 – 1 U 785/79; LG Bayreuth v. 26.6.1992 – 2 O 230/92 – r+s 1993, 178 = r+s 1994, 159.
[901] BAG v. 7.12.1988 – 5 AZR 757/87 – BB 1989, 630 = DB 1989, 534 = MDR 1989, 569 = NJW 1989, 1302 = NZA 1989, 306; OLG Köln v. 11.11.1992 – 2 U 57/92 – r+s 1993, 419; OLG München v. 17.9.1987 – 24 U 657/88 – zfs 1987, 364; OLG Saarbrücken v. 16.3.1984 – 3 U 17/83 – VersR 1985, 298 = zfs 1985, 145; LG Köln v. 25.11.1986 – 3 O 755/85 – zfs 1987, 107; LG Osnabrück v. 25.10.1991 – 11 S 400/91; AG Leverkusen v. 25.6.1981 – 28 C 182/81 – zfs 1982, 8; AG Lingen v. 12.9.1991 – 12 C 195/91 – (Vorinstanz zu LG Osnabrück v. 25.10.1991 – 11 S 400/91). A.A.: LG Hildesheim v. 10.2.1993 – 7 S 314/92 – zfs 1993, 187. Siehe auch Gussen AnwBl 1993, 29.
[902] Zu den Anforderungen an den Arbeitnehmer siehe BAG v. 7.12.1988 – 5 AZR 757/87 – BB 1989, 630 = DB 1989, 534 = MDR 1989, 569 = NJW 1989, 1302 = NZA 1989, 306.
[903] Zu den Rückgriffsmöglichkeiten des privaten Krankenversicherers und den Einschränkungen siehe KG v. 5.10.2001 – 6 U 7340/99 – NVersZ 2002, 457; LG Köln v. 7.10.2004 – 24 O 516/03 – r+s 2005, 328 (Ein objektiver Verstoß gegen das Aufgabeverbot liegt in jedem Handeln des Versicherungsnehmers, das seinen Schadenersatzanspruch dem Versicherer entzieht. Dazu gehört der Anspruchsverlust durch Erlass, Vergleich, Verzicht oder Abtretung ebenso wie jedes sonstige Verhalten, durch das der Ersatzanspruch dem Zugriff des Versicherers entzogen wird – konkret Rücknahme der Berufung gegen klagabweisendes Urteil.). Siehe auch OLG Hamm v. 15.6.2016 – 20 U 164/15 – BeckRS 2016, 12827 = VersR 2016, 1233 (Nur ein vorsätzlicher, nicht schon ein bloß objektiver Verstoß gegen das Aufgabeverbot des § 67 Abs. 1 VVG a.F. führt zum Anspruchsverlust. Irrtum über tatsächliche Umstände bzw. Rechtsirrtum können den Vorsatz ausschließen. Vorsatz ist zu verneinen, wenn der Versicherungsnehmer irrtümlich davon ausgeht, dass eine vereinbarte Abfindungsvereinbarung Ansprüche auf Ersatz zukünftiger Heilbehandlungskosten nicht erfasst.).

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