Rz. 997

Grundsätzlich wirkt ein Vergleich (aber auch eine Vereinbarung zur Haftungsquote oder Regulierungsquote, z.B. wegen zweifelhafter Kausalität) nur zwischen den jeweiligen Vertragsparteien, und zwar ohne Drittaußenwirkung.[859]

 

Rz. 998

Der dem Verletzten oder seinen Hinterbliebenen wegen des Schadenfalles Leistungen erbringende Drittleistungsträger (insbesondere SVT) muss die Regulierungsquote selbstständig (besser oder schlechter) mit dem Ersatzpflichtigen vereinbaren und ist an die Feststellungen und Vereinbarungen im Verhältnis zum unmittelbar Verletzten (Direktgeschädigten)[860] oder einem anderen – parallel zuständigen – Drittleistungsträger[861] (außerhalb einer Rechtsnachfolge) ebenso wenig gebunden wie der Ersatzleistungsverpflichtete; insbesondere erstreckt sich die Rechtskraft von Urteilen des unmittelbar Verletzten nicht auf den Drittleistungsanspruch.[862] Dies gilt auch für § 119 SGB X. Allerdings geht von der Direktregulierung eine Indizwirkung aus, die nicht ohne weiteres ignoriert werden kann.

 

Rz. 999

Rechtsvorgänger (zu denen auch der Verletzte selbst zählen kann) des Fordernden (zumeist Drittleistungsträger, im Einzelfall auch der Direktgeschädigte) können auf

die Haftung (z.B. durch Haftungsvereinbarung, Quotenvereinbarung) oder
den Bestand der Forderung

durch

Verzicht (z.B. Abfindung)
Teilabreden (z.B. zur Höhe des Erwerbsschadens oder zur Kausalität) oder
dilatorisches Verhalten oder Unterlassen (Verjährung)

ganz oder teilweise einwirken.[863]

[859] BGH v. 13.2.1996 – VI ZR 318/94 – BGHZ 132, 39 = DAR 1996, 357 = JR 1996, 505 (Anm. Fuchs) = LM BGB § 844 Abs. 2, Nr. 93 = MDR 1996, 799 = NJW 1996, 1674 = NVwZ 1996, 824 = NZV 1996, 229 = r+s 1996, 311 = SGb 1996, 328 = SP 1996, 168 = VersR 1996, 649 = VRS 91, 267 (zum Unterhaltsschaden); OLG Hamm v. 24.10.2001 – 13 U 85/01 – DAR 2002, 216 = NJW-RR 2002, 1322 = OLGR 2002, 214 = SP 2002, 162 = VersR 2003, 1595 = zfs 2002, 475.
[860] OLG Celle v. 20.4.1989 – 5 U 26/88 – DAR 1990, 179 = VersR 1990, 911 = zfs 1990, 225 (nur Ls.). Vgl. OLG Hamm v. 24.10.2001 – 13 U 85/01 – DAR 2002, 216 = NJW-RR 2002, 1322 = OLGR 2002, 214 = SP 2002, 162 = VersR 2003, 1595 = zfs 2002, 475.
[861] BGH v. 4.3.1986 – VI ZR 234/84 – BG 1986, 756 = DAR 1986, 267 (nur Ls.) = MDR 1986, 746 = NJW 1986, 1861 = NJW-RR 1986, 902 = r+s 1986, 182 = VersR 1986, 810 = zfs 1986, 267 (nur Ls.) (Die Vereinbarung einer Haftungsquote mit einem Gesamtgläubiger bindet nicht die weiteren Gesamtgläubiger).
[862] OLG Koblenz v. 25.4.2005 – 12 U 289/04 – BeckRS 2005, 05349 = VersR 2006, 1382 (Anm. Keller VersR 2006, 1607) (Urteil im Haftpflichtprozess entfaltet materielle Rechtskraftwirkung und Präjudizialität grundsätzlich nur zwischen den damaligen Prozessparteien. Es wirkt auch für und gegen Personen, die nach dem Eintritt der Rechtshängigkeit Rechtsnachfolger der bisherigen Parteien geworden sind.).
[863] Jahnke, jurisPR-VerkR 14/2012, Anm. 2 zu BGH v. 24.4.2012 – VI ZR 329/10 – VersR 2012, 924 m.w.H. Siehe auch Jahnke/Thinesse-Wiehofsky, 1. Aufl. 2013, § 3 Rn 142.

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