Rz. 166

Eine Abtretung ist nur wirksam, wenn die Forderung, die Gegenstand der Abtretung ist, bestimmt oder wenigstens bestimmbar ist.[133]

 

Rz. 167

Entstehen aus einem Verkehrsunfall für den Geschädigten mehrere Forderungen, kann von der Gesamtsumme dieser Forderungen nicht ein nur summenmäßig bestimmter Teil abgetreten werden.[134]

 

Rz. 168

Am Erfordernis der Bestimmtheit oder Bestimmbarkeit fehlt es, wenn von mehreren selbstständigen Forderungen ein Teil abgetreten wird, ohne dass erkennbar ist, von welcher oder von welchen Forderungen ein Teil abgetreten werden soll.[135] Erfasst die Abtretung des Geschädigten, auch wenn sie sich der Höhe nach auf einen Forderungsteilaspekt (z.B. Gutachterkosten) bezieht, eine Mehrzahl von Forderungen (z.B. sämtliche Ansprüche des Geschädigten aus dem betreffenden Verkehrsunfall), ist sie weder hinreichend bestimmt noch bestimmbar und damit unwirksam.[136] Um dem Bestimmbarkeitserfordernis zu genügen, ist es deshalb zwingend geboten, in der Abtretungserklärung den Umfang der von der Abtretung erfassten Forderungen der Höhe und der Reihenfolge nach aufzuschlüsseln.[137]

 

Rz. 169

Die nichtige Abtretung kann nicht gemäß § 140 BGB in eine Prozessführungsermächtigung umgedeutet werden; eine Umdeutung darf nicht dazu führen, dass an die Stelle des nichtigen Geschäfts ein solches gesetzt wird, welches über den Erfolg des ursprünglich gewollten Geschäfts hinausgeht.[138]

 

Rz. 170

Um verschiedene Forderungen handelt es sich beispielsweise, wenn neben dem Anspruch auf Ersatz des Kfz-Sachschadens ein Anspruch wegen Verdienstausfalls[139] oder ein Anspruch auf Ersatz von Schäden an der Ladung des Fahrzeugs[140] geltend gemacht wird. Für die Annahme verschiedener Forderungen spricht häufig schon die Möglichkeit unterschiedlicher Entwicklungen in der Anspruchsinhaberschaft, die sich daraus ergibt, dass die Ersatzansprüche im Regulierungsfall gegebenenfalls auf verschiedene Versicherer übergehen können (Kaskoversicherung, Betriebsausfallversicherung, Transportversicherung[141]). Eine Verschiedenheit von Forderungen liegt nur dann nicht vor, wenn es sich bei einzelnen Beträgen um lediglich unselbstständige Rechnungsposten aus einer klar abgrenzbaren Sachgesamtheit handelt,[142] wie dies etwa bei Einzelelementen der Reparaturkosten der Fall ist.[143]

 

Rz. 171

Eine Abtretung von Verdienstausfall muss denjenigen Zeitraum, aus dem der mit der Abtretung geltend gemachte Verdienstausfall resultiert, schon wegen der zeitlichen Kongruenz konkret benennen. Enthält die Abtretung keinen solchen Zeitraum, in dem Verdienstausfall entstanden sein soll (der sodann abgetreten wird), sondern eine Abtretung des gesamten Verdienstausfallschadens unabhängig davon, wann dieser entstanden ist (damit also auch für Zeiträume, in denen der Abtretungsempfänger u.U. auch keine Leistungen erbringt), ist die Abtretung nicht ausreichend bestimmt.[144]

[133] BGH v. 7.6.2011 – VI ZR 260/10 – DAR 2011, 463 = jurisPR-VerkR 16/2011 Anm. 2 (Anm. Nugel) = MDR 2011, 845 = NJW 2011, 2713 = NJW-Spezial 2011, 425 = NZV 2011, 485 = r+s 2011, 357 = SP 2011, 329 = SVR 2012, 55 = VersR 2011, 1008 = VRS 121, 283 = zfs 2011, 561; BGH v. 16.3.1995 – IX ZR 72/94 – BB 1995, 947 = DB 1995, 1459 = MDR 1996, 61 = NJW 1995, 1668 = WM 1995, 995; BGH v. 3.4.1974 – VIII ZR 235/72 – BB 1974, 670 = MDR 1974, 751 = NJW 1974, 1130 = WM 1974, 451, BGH v. 25.10.1952 – I ZR 48/52 – BGHZ 7, 365 = NJW 1953, 21.
[134] BGH v. 8.10.1957 – VI ZR 128/56 – VersR 1957, 753.
[135] BGH v. 7.6.2011 – VI ZR 260/10 – DAR 2011, 463 = jurisPR-VerkR 16/2011 Anm. 2 (Anm. Nugel) = MDR 2011, 845 = NJW 2011, 2713 = NJW-Spezial 2011, 425 = NZV 2011, 485 = r+s 2011, 357 = SP 2011, 329 = SVR 2012, 55 = VersR 2011, 1008 = VRS 121, 283 = zfs 2011, 561; BGH v. 2.4.1970 – VII ZR 153/68 – WM 1970, 848, BGH v. 27.5.1968 – VIII ZR 137/66 – WarnR 1968, Nr. 165; BGH v. 18.2.1965 – II ZR 166/62 – BB 1965, 688 = WM 1965, 562; OLG München v. 23.6.1992 – 25 U 4650/91 – OLGR 1993, 248 (Die zur Wirksamkeit der Abtretung erforderliche Bestimmtheit/Bestimmbarkeit der abgetretenen Forderung fehlt, wenn von mehreren selbstständigen Forderungen ein summenmäßig bestimmter Teil abgetreten wird, ohne dass erkennbar ist, von welcher oder von welchen der mehreren Forderungen ein Teil abgetreten werden soll), OLG Köln v. 26.8.1997 – 9 U 226/96 – r+s 1999, 218 = VersR 1998, 1269, OLG Köln v. 19.1.2005 – 11 U 79/04 – MDR 2005, 975 = OLGR Köln 2005, 168. Burmann/Heß/Jahnke/Janker-Jahnke, § 249 BGB Rn 438.
[136] BGH v. 7.6.2011 – VI ZR 260/10 – DAR 2011, 463 = jurisPR-VerkR 16/2011 Anm. 2 (Anm. Nugel) = MDR 2011, 845 = NJW 2011, 2713 = NJW-Spezial 2011, 425 = r+s 2011, 357 = SP 2011, 329 = VersR 2011, 1008.
[137] BGH v. 7.6.2011 – VI ZR 260/10 – DAR 2011, 463 = jurisPR-VerkR 16/2011 Anm. 2 (Anm. Nugel) = MDR 2011, 845 = NJW 2011, 2713 = NJW-Spezial 2011, 425 = NZV 2011, 485 = r+s 2011, 357 = SP 2011, 329 = SVR 2012, 55 = VersR 2011, 1008 = VRS 121, 283 = zfs 2011, 561. Burmann/Heß/Jahnke/Janker-Jahnke, § 249 BGB, Rn ...

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