Rz. 145

Ausgangspunkt der Problematik von "Alkohol am Steuer" ist die Tatsache, dass Alkoholmissbrauch ein Faktor im Rahmen der Unfallverursachung ist, der grundsätzlich gut abgrenzbar von anderen Ursachen ist und deshalb – zumindest theoretisch – einen relativ leicht zu verhindernden Gesichtspunkt darstellt. Gemeint ist, dass z.B. Fehler beim Überholen eingebettet sind in ein sehr komplexes Geschehen. Dieses wird konstituiert vom dynamischen Verhalten zumindest zweier, oft von drei oder noch mehr Verkehrsteilnehmern, von deren Können und Zustand (inklusive Alkoholbeeinflussung) sowie von weiteren Faktoren, wie z.B. Straßenverhältnissen, Wetter, Lichtverhältnissen, allgemeinen und streckenbezogenen Ge- und Verboten. Daran wird deutlich, dass die Reduzierung der Zahl von Unfällen beim Überholen an sehr vielen Stellen und Faktoren ansetzen müsste, um sie zu erreichen.

 

Rz. 146

Die Unfallursache Alkohol dagegen ist schlicht eliminiert, wenn alle Fahrer nüchtern oder mit höchstens geringen Alkoholmengen am Verkehr teilnehmen würden. Dies zu erreichen ist in der Regel für die meisten Verkehrsteilnehmer offensichtlich kein Problem. Dennoch ist Alkohol eine relativ häufige Unfallursache. Nach der amtlichen Unfall-(ursachen-)Statistik steigt der Anteil von Unfällen, bei denen mindestens einer der Beteiligten unter dem Einfluss von Alkohol stand, mit der Schwere der Unfallfolge (vgl. Tabelle 19.3).

 

Tab. 19.3: Unfallfolgen bei Alkoholunfällen in Deutschland 2015[33]

  insgesamt davon Alkoholunfälle %
Unfälle mit Personenschaden 305.659 13.239 4,3
Verunglückte  
  insgesamt 396.891 16.682 4,2
  Getötete 3.459 256 7,4
  Schwerverletzte 67.706 4.590 6,8
  Leichtverletzte 325.726 11.836 3,6
Unfälle mit Sachschaden 2.211.172 21.237 1,0
 

Rz. 147

Im Jahr 2015 wurden insgesamt 2,5 Millionen Unfälle von der Polizei registriert. Bei 34.476 davon wurde die Alkoholisierung von mindestens einem Beteiligten festgestellt. Zwar nimmt die Zahl der Alkoholunfälle seit 1995 kontinuierlich ab und auch die Zahl der durch Alkoholunfälle Getöteten und Verletzten sinkt stetig, dennoch bleibt die Prävention von Alkoholfahrten ein vorherrschendes Thema zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Als Stichwort sei hier die Diskussion zur Einführung von Alkohol-Interlock-Systemen (sogenannte alkoholsensible Wegfahrsperren[34]) genannt (vgl. § 21 Rdn 21 ff.).

 

Rz. 148

Im Zusammenhang mit der Unfallstatistik muss abschließend betont werden, dass jedes 14. Todesopfer im Straßenverkehr und jeder 23. Unfall mit Personenschaden vermeidbar wäre, wenn Alkohol als Unfallursache ausgeschlossen werden könnte.

[33] Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Fachserie 8, Reihe 7, Verkehr: Verkehrsunfälle 2015, 2016 (online verfügbar unter https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/TransportVerkehr/Verkehrsunfaelle/VerkehrsunfaelleJ2080700157004.pdf?__blob=publicationFile [Zugriff 1.10.2017]); Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Verkehrsunfälle: Unfälle unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen berauschenden Mitteln im Straßenverkehr 2015, 2016 (online verfügbar unter https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/TransportVerkehr/Verkehrsunfaelle/UnfaelleAlkohol5462404157004.pdf?__blob=publicationFile [Zugriff 1.10.2017]).
[34] DeVol, Der Einsatz von Alcohol Interlock aus eignungsdiagnostischer Sicht, Vortrag im Rahmen des Expertengesprächs "Einsatz atemalkoholgesteuerter Wegfahrsperren in der Rehabilitation alkoholauffälliger Kraftfahrer", 2009 (online verfügbar unter http://www.bast.de/DE/Verkehrssicherheit/Publikationen/Veranstaltungen/U4-Wegfahrsperren-2009/U4-DeVol.pdf?__blob=publicationFile &v=1 [Zugriff 1.10.2017]).

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