Rz. 30

Häufig wird der Rechtsschutz bereits damit abgelehnt, weil es sich bei der behördlichen Aufforderung nicht um einen Verwaltungsakt i.S.d. § 35 VwVfG handele.[57] Die Anordnung, ein Gutachten beizubringen, ist nach der nach wie vor h.M. vor allem eine bloß vorbereitende Maßnahme (also gerade noch keine Regelung im Sinne eines Verwaltungsaktes). Als solche dient sie im Hinblick auf die später zu treffende Entscheidung über die Entziehung der FE lediglich der Sachverhaltsaufklärung.[58]

 

Rz. 31

Rechtsbehelfe gegen behördliche Verfahrenshandlungen können damit nach § 44a S. 1 VwGO nur gleichzeitig mit den gegen die Sachentscheidung zulässigen Rechtsbehelfen geltend gemacht werden. Die Gutachtenanordnung kann nach h.M. damit nicht selbstständig Gegenstand eines verwaltungsgerichtlichen Verfahrens sein.[59] Sie ist damit nach h.M. nicht isoliert justiziabel. Sie kann erst zusammen mit der Sachentscheidung (z.B. Entziehung der FE) angegriffen werden. Das VG Neustadt a.d.W. hat dann auch mit Urteil vom 20.1.2016 noch einmal unter Hinweis auf die ständige Rechtsprechung[60] bestätigt, dass es – auch unter Berücksichtigung abweichender Stimmen in der jüngeren juristischen Fachliteratur – dabei bleibt, dass die Anordnung eines medizinisch-psychologischen Gutachtens durch die Fahrerlaubnisbehörde als vorbereitende Verfahrenshandlung nicht selbstständig gerichtlich anfechtbar ist. Der Verweis auf nachträglichen (Eil)Rechtsschutz gegen die abschließende Sachentscheidung genüge dem Gebot eines effektiven Rechtsschutzes für den Betroffenen.[61]

[57] Dass es sich nicht um einen Verwaltungsakt handelt, reicht alleine jedenfalls nicht aus um Rechtsschutz abzulehnen. Rechtsschutz wird nämlich auch gegen sog. sonstiges Verwaltungshandeln gewährt.
[58] So schon seit BVerwG v. 28.11.1969, BVerwGE 34, 248 = NJW 1970, 1989; BVerwG zfs 1994,432 = DAR 1994, 372; BVerwG zfs 1996, 77, 78, m.w.N.; BVerwG zfs 2002, 47, 49; VGH BW zfs 1997, 78; HambOVG zfs 2003, 262; OVG NRW DAR 2002, 185, 186; NdsOVG SVR 2007, 193; BayVGH, Beschl. v. 27.11.2012 – 11 ZB 12.1596, zfs 2013, 177; VG Oldenburg DAR 2012, 533 mit krit. Anm. Hillmann; Geiger, DAR 2001, 488; Weber, NZV 2006, 399. A.A. waren vor BVerwG v. 28.11.1969: OVG Lüneburg v. 8.2.1968, NJW 1968, 2310, OVG Münster v. 6.8.1967, NJW 1968, 267.
[59] BVerwG zfs 1994, 432 = DAR 1994, 372; HambOVG zfs 2003, 262 m.w.N.; HessVGH NZV 2010, 375 mit ablehnender Anm. Wisuschil, S. 376; Koehl, Rechtsschutz gegen die Entziehung der Fahrerlaubnis, SVR 2012, 251 ff m.w.N.; VG d. Saarl. zfs 2009, 655, 657, mit Anm. Haus, S. 658.
[60] VG Neustadt a.d.W., Urt. v. 20.1.2016 – 1 K 936/15.NW unter Hinweis auf BVerwG, Beschl. v. 15.5.1994 – 11 B 157/93, mit Hinweis auf die st. Rspr.; Urt. v. 5.7.2001 – 3 C 13/01; ausführlich zur FeV vgl. OVG NRW, Beschl. v. 22.1.2001 – 19 B 1757/00 und aus der jüngeren Rspr. z.B. HambOVG, Beschl. v. 22.5.2002 – 3 Bs 71/02, BayVGH, Beschl. v. 24. 7.2015 – 11 CS 15.1203; VGH BW, Beschl. v. 19.8.2013 – 10 S 1266/13; OVG Schleswig, Beschl. v. 11.4.2014 – 2 MB 11/14, alle juris und m.w.N.; vgl. auch schon Beschlüsse der VG Neustadt a.d.W. v. 13.7.2010 – 1 L 683/10.NW und v. 3.6.2013 – 1 L 385/13.NW.
[61] VG Neustadt a.d.W., Urt. v. 20.1.2016 – 1 K 936/15.NW, Ls. in zfs 2016, 300.

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