§ 13 Unfallmedizin für Anwälte / 12. Nekrose

Rz. 282

Die Nekrose ist ein Absterben von Gewebe. Das Absterben des Gewebes ist die Folge fehlender Blutversorgung.

Rz. 283

Nekrosen kommen sehr häufig bei Verletzungen von Hüftkopf, Sprungbein (Talus), Kahnbein der Hand und Mondbein vor. Nekrosen sind oft mit erheblichen Dauerschäden verbunden. Im Frühstadium versucht man, das Gelenk noch zu erhalten. Wenn sie jedoch schon fortgeschritten ist, kann das Gelenk meistens nicht mehr erhalten werden. Dann droht eine Totalendoprothese oder eine Versteifung.

Rz. 284

Bei den Nekrosen gibt es oftmals auch außergerichtlich Streit mit den Versicherern, da diese immer überprüfen, ob die eingetretenen Nekrosen auch wirklich unfallkausal waren oder ob andere Faktoren eine Rolle gespielt haben könnten. Oftmals wird eine Fettstoffwechselstörung, ein Übermaß an Alkohol, Nikotin oder ein vorhandenes Rheumaproblem als Ursache angeführt. Versicherer untersuchen daher auch oftmals die Gegenseite, z.B. wird die gegenüberliegende Hüfte danach untersucht, ob dort auch eine Nekrose auftritt oder eine Nekrose im Frühstadium zu erkennen ist, da dann oftmals eine andere Kausalität vorliegt.

Praxistipp

Sollte es zu Verbrennungen gekommen sein, treten in dem Zusammenhang Nekrosen auf. Wenn zum Beispiel durch einen Überschlag ein Fahrzeug in Brand geraten ist und der Geschädigte Verbrennungen erlitten hat, ist automatisch immer an das Problem einer Nekrose zu denken.

Rz. 285

Folge einer Hüftgelenksnekrose ist oftmals, dass dann eine sog. Endoprothese eingebaut wird. Allerdings gibt es 150 Arten von Prothesen, aber bisher nur bei 15 Arten Langzeitanalysen. Ferner sind Operationen, wenn Endoprothesen eingesetzt werden, extrem kompliziert, da die gesamte Muskulatur entfernt wird. Es kommt zu starken Blutungen. Schließlich halten Endoprothesen im optimalsten Fall 30 Jahre. Deswegen wird zum Beispiel auch beim Knie versucht, eine Endoprothesen-OP so lange wie möglich hinauszuzögern.

Praxistipp

Da die Hüftkopfnekrose große Probleme mit sich bringen kann, ist bei Schenkelhalsfrakturen immer an die posttraumatische Hüftkopfnekrose zu denken und im Rahmen der Risiken bei komplizierten Schenkelhalsfrakturen immer mit zu berücksichtigen. Hier ist Vorsicht besser, da eine solche später eintretende Nekrose massive Auswirkungen auf den Beruf und den Alltag sowie den Haushalt hat.