Rz. 271

Morbus Sudeck wird auch als Sudeck-Syndrom oder in der neueren Medizin als CRPS bezeichnet. Dies ist die Abkürzung für "complex regional pain syndrome". Woher das Sudeck-Syndrom genau kommt, ist weitestgehend unbekannt. Das Syndrom ist Gegenstand zahlreicher Forschungsprojekte. Zu einem Morbus Sudeck kann es bei jeder Arm- oder Beinverletzung kommen.

 

Rz. 272

Heute heißt Morbus Sudeck, wie gesagt, überwiegend CRPS. Seinen Namen verdankt es dem Erstbeschreiber. Aufgrund einer vegetativen Fehlregulierung kommt es infolge von Starkschmerzen zu einer Durchblutungsverminderung im kapillaren Bereich (also der kleinsten Gefäße). Dies führt zu einer schlechten Stoffwechsellage, welche zu einer Fibrosierung (Vernarbung) des Bindegewebes führt. Es führt zu einer Abnahme der Knochensubstanz, einer Störung der Schweißdrüsenfunktion mit Temperaturregulationsstörung und Funktionsverlust von Sehnenkapseln und Gelenken. Grundsätzlich ist dieser Zustand reversibel, allerdings muss die Situation frühzeitig erkannt werden und entsprechend behandelt werden. Bei dem CRPS unterteilt man in Grad 1 (primäre Nervenverletzung) und Grad 2 (ohne Nervenverletzung).

 

Rz. 273

Die Geschädigten äußern einen Brennschmerz im Arm oder im Bein. Dieser Berührungsschmerz kann so schlimm sein, dass die Geschädigten panische Angst haben, dass der Arm, die Hand oder das Bein von einem Arzt auch nur leicht berührt wird.

Ferner ist in Arztberichten darauf zu achten, ob ein Morbus Sudeck vorlag, da dies erhebliche Auswirkungen mit oft schweren Schäden haben kann. Das Problem beim Morbus Sudeck ist, dass dies zunächst nicht erkannt wird oder von Anwälten bei der Bearbeitung übersehen wird. Ein einfacher harmloser Sturz auf die Hand ohne komplizierte Folgen oder Frakturen kann später zu einem Morbus Sudeck führen. Wenn jetzt entsprechende Abfindungserklärungen unterschrieben wurden und später der Morbus Sudeck nach Unterschrift der Abfindungserklärung auftritt, kann dies erhebliche haftungsrechtliche Probleme auslösen.

 

Rz. 274

Es kommt zu einer Schwellung, zu Hautverfärbungen und zu Temperaturveränderungen. Wie genau diese starken Veränderungen zustande kommen, ist heute wissenschaftlich noch nicht geklärt. Man vermutet, dass die Ursache eine Störung im zentralen Nervensystem ist, die die entsprechenden Veränderungen in der Hand oder in dem Arm auslösen kann.

 

Rz. 275

Der Morbus Sudeck kann sowohl nach einem Unfall entstehen, aber auch als Folge einer Operation. Es ist daher auch bei jeder Operation im weitesten Sinne an den Morbus Sudeck zu denken.

 

Rz. 276

Der Morbus Sudeck ist äußerst folgenreich, da er auch oft zu einer Versteifung der Gelenke führt mit allen sich ergebenden Konsequenzen in Beruf und Haushalt.

 

Rz. 277

Ferner ist das Problem beim Morbus Sudeck, dass noch nicht mal eine Fraktur vorgelegen haben muss. Es kann theoretisch auch eine leichte Prellung als Ursache reichen. Von daher kann bei leichten Verletzungen manchmal schon nach ein paar Wochen eine Abfindungserklärung unterschrieben worden sein, ohne dass an den Morbus Sudeck gedacht wurde. Das Problem ist ferner, dass dann zu den Schmerzen und Belastungen oftmals psychische Probleme bei den Geschädigten dazukommen. Am Ende kann sogar ein Dauerschaden oder ein Personengroßschaden drohen.

 

Praxistipp

Da diese Erkrankung für die Versicherer erhebliche Auswirkungen haben kann und die Forschung diesbezüglich noch keine brauchbaren Ergebnisse liefert und zudem auch theoretisch andere Ursachen als ein Unfall zu einem Morbus Sudeck führen können, gibt es wegen der Unfallkausalität oftmals Streit zwischen den Geschädigten und den Versicherern.

 

Rz. 278

Statistisch entsteht ein Morbus Sudeck in ca. 50 % bis 55 % der Fälle nach Frakturen, in ca. 20 % bis 25 % der Fälle nach einem Weichteiltrauma und in 20 % der Fälle nach einem Trauma und nur in 3 % der Fälle nach Infektionen.

 

Rz. 279

Ferner müssen die Morbus Sudeck-Geschädigten oftmals auch psychologisch betreut werden und unterliegen speziellen Schmerztherapien, da die Beschwerden extrem unangenehm sind. Ferner besteht teilweise die Gefahr der Ausbreitung bis zur Schulter.

 

Praxistipp

Sollten frühe Symptome für einen Morbus Sudeck auftreten, wie zum Beispiel Rötung, Schwellung, Angst vor Berührung, so ist hier unverzüglich ein Spezialist aufzusuchen, da der Morbus Sudeck im frühen Stadium wesentlich besser therapiert werden kann, als wenn die Erkrankung schon deutlich fortgeschritten ist.

 

Rz. 280

In diesem Zusammenhang empfiehlt sich auch immer die Einschaltung privaten Rehamanagements, da Versicherer ein elementares Interesse haben, Morbus Sudeck-Fälle so schnell wie möglich "in den Griff" zu bekommen. Wenn erst einmal Stadium 2 oder Stadium 3 des Morbus Sudeck eingetreten ist, führt dies zwangsläufig zu extremen Kosten, da in der Regel oftmals Arbeitsunfähigkeit, Verrentung und deutlich erhöhte Schadensersatzleistungen die Folge sind.

 

Rz. 281

Die Wissenschaft wird auch weiterhin das Morbus Sudeck-Syndrom stark beschäftigen, da bis heute nicht geklärt is...

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