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Möglich ist auch, dass in einem Hauptsacheverfahren mehrere einzelne Beweisverfahren vorausgehen.[13] Die Lösung ergibt sich in diesem Fall aus der zum 1.1.2021 durch das KostRÄG 2021 eingefügten Vorschrift des § 15a Abs. 2 RVG. Kommt es in einem gerichtlichen Verfahren zur Anrechnung mehrerer vorausgegangener Gebühren, die sämtlich anzurechnen sind, dann werden diese Gebühren zwar alle angerechnet, allerdings nach § 15a Abs. 2 RVG nicht mehr als eine Gebühr aus dem höchsten Gebührensatz nach dem Gesamtwert.[14]

 

Beispiel 30: Mehrere Beweisverfahren vor Hauptsache

Der Anwalt war für den Kläger zunächst in dem selbstständigen Beweisverfahren 1/21 tätig, in dem es um Gewerke im Wert von 10.000,00 EUR ging. Später kam es zu einem weiteren Beweisverfahren 2/21 über Gewerke im Wert von 15.000,00 EUR und später noch zu einem dritten Beweisverfahren 3/21 über 40.000,00 EUR. Hiernach kam es zum Hauptsacheverfahren über die gesamten Mängel in Höhe von 65.000,00 EUR.

Anzurechnen sind alle Verfahrensgebühren, jedoch in entsprechender Anwendung nicht mehr als 1,3 aus dem Gesamtwert.

 
I. Selbstständiges Beweisverfahren 1/21
1. 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV   798,20 EUR
  (Wert: 10.000,00 EUR)    
2. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
  Zwischensumme 818,20 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   155,46 EUR
Gesamt   973,66 EUR
II. Selbstständiges Beweisverfahren 2/21
1. 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV   933,40 EUR
  (Wert: 15.000,00 EUR)    
2. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
  Zwischensumme 953,40 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   181,15 EUR
Gesamt   1.134,55 EUR
III. Selbstständiges Beweisverfahren 3/21
1. 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV   1.452,10 EUR
  (Wert: 40.000,00 EUR)    
2. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
  Zwischensumme 1.472,10 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   279,70 EUR
Gesamt   1.751,80 EUR
IV. Hauptsacheverfahren
1. 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV   1.784,90 EUR
  (Wert: 65.000,00 EUR)    
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 5 VV anzurechnen,    
  1,3 aus 10.000,00 EUR – 798,20 EUR  
  1,3 aus 15.000,00 EUR – 933,40 EUR  
  1,3 aus 40.000,00 EUR – 1.452,10 EUR  
  gem. § 15a Abs. 2 RVG nicht mehr als   – 1.784,90 EUR
  1,3 aus 65.000,00 EUR    
3. 1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV   1.647,60 EUR
  (Wert: 65.000,00 EUR)    
4. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
  Zwischensumme 1.667,60 EUR  
5. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   316,84 EUR
Gesamt   1.984,44 EUR
[13] Siehe OLG Frankfurt AGS 2013, 163 m. Anm. N. Schneider.
[14] OLG Koblenz AGS 2011, 585 = JurBüro 2012, 76; ebenso zum Fall der Anrechnung mehrerer Geschäftsgebühren auf eine Verfahrensgebühr: OLG Koblenz AGS 2009, 167 = NJW-Spezial 2009, 252.

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