Zusammenfassung

Die Mittelfristplanung (Mifri) ist nicht die Fortschreibung des Budgets um einen Prozentsatz. Sie stellt vielmehr den 1. Meilenstein in der Umsetzung der Strategie dar.

Das Budget ist lediglich der 1. Schritt (1.Jahr) innerhalb der Mittelfristplanung. Die Ergebnisziele des Budgets sollten wie eine Nebenbedingung bei der Erreichung der strategischen Wachstumsziele behandelt werden.

"Soft Facts" werden zur Erarbeitung der Mittelfristplanung genauso benötigt wie die vermeintlich "harten Zahlen". Es ist die Kunst der Mifri, derart unterschiedliche Informationen geeignet auszuwählen und zu kombinieren.

1 Ein subjektiver Eindruck zur Strategie

Ist Strategie NUR Chefsache?

Strategie ist Chefsache – so lautete das wenig überraschende Fazit eines Fachartikels vor einiger Zeit. "Was ist heutzutage eigentlich noch nicht zur Chefsache erklärt worden?", ließe sich fragen. Oder auch: "Braucht es tatsächlich einen Aufsatz, damit Chefs sich um Strategie kümmern?" Interessanter wird es, wenn man das untere bis mittlere Management nach Inhalten der Strategie fragt. Nicht selten fallen die Antworten dürftig aus. Manchmal lassen sie sich gar in 2 Worten zusammenfassen: "Haben wir." Das klingt gefährlich nach "Um Strategie kümmert sich (allein) der Chef'!" Dann bekommt der Einstiegssatz eine völlig andere Bedeutung.

Controller verantworten Strategietransparenz

Hilfe zur Strategieumsetzung tut Not. Dieses dürfte insbesondere für strategische Wachstumsziele gelten. Schließlich werden Wachstumsziele mit schöner Regelmäßigkeit verfehlt. Ziele erreichen zu helfen zählt aber zu den Kernaufgaben von Controllern. Gemäß dem Leitbild der International Group of Controlling (IGC) tragen Controller sogar Mitverantwortung für die Zielerreichung. Auch die Verantwortung für Strategie-, Ergebnis- und Prozesstransparenz ist in dem Leitbild verankert. An diesem von Managern und Controllern gemeinsam verantworteten Strategieprozess scheint es jedoch zu hapern.

Zugleich ist, scheinbar davon unabhängig, eine in vielen Firmen verbreitete Unzufriedenheit mit der Planung insgesamt zu beobachten. Das betrifft auch die Mittelfristplanung (Mifri). Hier ist branchenunabhängig ein Trend zu kürzeren Zeiträumen zu beobachten. In seltenen Fällen haben Firmen die Mifri sogar abgeschafft. Die Begründung scheint einleuchtend: Schon die Planung des nächsten Jahres trifft nicht ein. Umso weniger, so wird argumentiert, lässt sich einschätzen, was in 3 oder gar 5 Jahren sein wird. Angesichts der hohen Volatilität der Umwelt scheinen kürzere Zyklen vorteilhafter zu sein. Auch wenn es immer noch Firmen mit einem Planungshorizont von 5 oder gelegentlich sogar 7 Jahren gibt, der Trend zu kürzeren Zeiträumen ist ungebrochen.

Sicherlich lassen sich für das Verfehlen strategischer Ziele weitere Gründe finden:

  • mangelnde Kommunikation,
  • fehlende Einbeziehung unterer Führungsebenen,
  • damit einhergehender Motivationsverlust,
  • Zweifel an der Sinnhaftigkeit oder
  • Erreichbarkeit

sind nur einige davon. Aber sie liegen nicht primär in der Verantwortung der Controller.

The Bane of Corporate America

Sehr viel mehr betrifft die Controller dagegen ein weiterer Punkt, den man oft hört: die Vorgabe, unbedingt das Budget erreichen zu müssen. Die dort festgeschriebenen Ergebnisgrößen machen schnell – so scheint es – alle strategischen Ziele vergessen. So steht auch das Budget selber in der Kritik. Als "the Bane of Corporate America" soll Jack Welsh, langjähriger CEO von General Electric und berühmte Managerlegende, einst das Budget bezeichnet haben.[1] Markant und plakativ wie der Ausspruch ist, ist er gerne zitiert worden und mündete in eine Debatte über Beyond vs. Advanced vs. Better Budgeting.

[1] "Das Budget ist der Ruin der amerikanischen Wirtschaft."

2 Wie das Thema mittelfristige Wachstumsplanung gelebt wird

2.1 Die Mifri stört nur

Den operativ für das Wachstum verantwortlichen Manager, sei es in Vertrieb oder Marketing, interessieren solche Diskussionen nicht. Vom Tagesgeschäft komplett beansprucht, versucht er, die alljährlich fällige Überarbeitung der Mittelfristplanung rasch abzuarbeiten. Auf dem Schreibtisch türmen sich die Aufgaben: zahlreiche noch nicht beantwortete Mails, überfällige telefonische Rückrufe und die Vorbereitung der nächsten Besprechung. Da kommt die Aufforderung zur Mittelfristplanung gerade recht. Auch ist die Mifri für die Erreichung seiner persönlichen Ziele eher nebensächlich. Da zählen Absatzzahlen, Umsatzrendite oder Kosteneinhaltung wesentlich mehr. Mangels Zeit muss irgendetwas "hinten runterfallen". Diese Situation stand für ein klassisches Bild unseres Seminarprogramms Pate: Der für Marktbearbeitung zuständige Manager sitzt vor einem vollen Schreibtisch (s. Abb. 1). Das eine oder andere Blatt droht vom Schreibtisch zu fallen. Mittendrin liegt die Mifri, eingerahmt von strategischem Formular und Deckungsbeitragsrechnung.

Wer nun fragt, wer da links an der Ecke des Schreibtisches hockt, dem könnte unser Vertriebsmanager antworten, dies sei der Controller, der "ihm im Nacken sitzt". Und vielleicht beschreibt es auch die Erfahrung vieler Kolleginnen und Kollegen insofern gut, dass ohne Erinneru...

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