Die Veranlassung von Materialkostensenkungen durch den Verkauf kann keine sporadische Aufgabe sein. Vor allem in Verkaufsabteilungen, die schon lange keine entsprechenden Überlegungen angestellt haben, kann das vorhandene Potenzial nur durch eine systematische Vorgehensweise vollständig ausgeschöpft werden. Dabei wird jedes einzelne Produkt untersucht. Was verlangt, was bezahlt der Kunde? Was bietet unser Produkt? Diese Fragen sind abzuklären. Dann identifizieren Sie mögliche Materialveränderungen und -einsparungen ohne Einfluss auf die Parameter, die den Kunden wichtig sind. So gehen Sie vor:

  1. Suchen Sie für Ihre Analyse die Produkte aus Ihrem Sortiment, die einen hohen Anteil an Materialkosten aufweisen. Hier liegt das größte Potenzial.
  2. Lernen Sie die vergleichbaren Konkurrenzprodukte kennen und analysieren Sie diese. Nur wenn Sie die wichtigen Funktionen und Merkmale mit Ihren vergleichen, können Sie deren Wichtigkeit beurteilen.
  3. Stellen Sie fest, welche Wünsche Ihre Kunden bezüglich des Produktes haben. Welche Qualität ist notwendig? Welche Lebensdauer wird erwartet? Welche Funktionen muss das Produkt aufweisen?
  4. Welche Funktionen Ihres Produktes sind nach dieser Analyse überflüssig? Eliminieren Sie diese und sparen Sie so Materialkosten ein (z.B. Timerfunktion an Kaffeemaschine).
  5. Wo setzen Sie wertvolles Material ein, das der Kunde für seine Qualitätsansprüche nicht benötigt und somit auch nicht honoriert? Tauschen Sie dieses Material gegen preiswertere Alternativen aus (z.B. Kunststoff statt Metall).
  6. An welchen Stellen wird zu viel des notwendigen Materials eingesetzt, ohne dass der Kunde dies bemerkt oder verlangt? Setzen Sie an diesen Stellen weniger Material ein, um Kosten zu sparen (z.B. Reduktion der Wandstärke eines Kunststoffgehäuses).
  7. Gleichen Sie die Ergebnisse nochmals mit den Marktanforderungen ab!
  8. Setzen Sie die Erkenntnisse um!
 
Achtung

Umstellungen verursachen Kosten

In den meisten Fällen sind ein Austausch von Materialien und die Verringerung von Verbrauchsmengen nicht ohne Anpassungen des Produktes selbst und des Produktionsprozesses möglich. Das verursacht ebenso Kosten wie das Weglassen bestimmter Funktionen. Hier muss u.U. die Entwicklungsabteilung neu planen. Vergessen Sie also nie bei der Entscheidung für die Kostensenkung im Materialbereich, die Umstellungskosten gegenzurechnen (siehe hierzu Kapitel 9 "Kosten-Nutzen-Relation von Materialkostensenkungen").

 
Praxis-Beispiel

Materialkostensenkung und die Umstellung

Der Timer im Kaffeeautomaten soll jetzt endlich entfallen, da der Kunde diesen nicht wünscht. Folgende Rechnung wird erstellt:

 
Einsparung Material je Stück (Timer) 7,85 EUR
Einsparung Hilfsmaterial (Kleber, Kabel etc.) 1,15 EUR
Summe Einsparungen pro Gerät 9,00 EUR
Kosten der Entwicklungsabteilung 1.000,00 EUR
Kosten der Umstellung der Fertigung 2.200,00 EUR
Kosten der Umstellung Verpackung, Bedienungsanleitung etc. 1.750,00 EUR
Summe Kosten 4.950,00 EUR

Damit wird sich die Materialkostensenkung erst nach dem 550. verkauften Gerät (4.950 EUR / 9 EUR) bemerkbar machen.

Ein besonderes Augenmerk bei der Suche nach Einsparpotenzial im Materialbereich sollte auf dem Verpackungsmaterial liegen. Es ist oft aufgrund der Anforderungen des Marketings besonders kostspielig und übernimmt darüber hinaus nur selten mehr als eine Schutzfunktion.

So gehen Sie vor:

  1. Verpackungen mit hohem Kostensenkungspotenzial identifizieren. Das sind in der Regel die Verpackungen, die im Verhältnis zum Warenwert des Produktes sehr teuer sind.
  2. Die Verpackungen der Konkurrenzprodukte werden beschafft und analysiert. Das erleichtert die Beurteilung der einzelnen Funktionen beim eigenen Produkt.
  3. Ermitteln Sie die Schutzfunktion, die von der Verpackung gefordert ist, um das darin untergebrachte Produkt zu schützen.
  4. Analysieren Sie die Verpackung hinsichtlich des gebotenen Schutzes. Ist er gemessen an den Forderungen zu hoch, kann er reduziert werden (Pappendicke, Querstreben, Schutzhülle, Verklebung etc.)
  5. Ermitteln Sie die Verkaufsfunktion, die von der Verpackung übernommen werden muss, um am Markt konkurrenzfähig zu sein.
  6. Analysieren Sie die Verpackung hinsichtlich der gebotenen Verkaufsunterstützung. Achten Sie dabei nicht nur auf Mehrfarbigkeit, Mehrsprachigkeit, viele Bilder, Bedienungserklärung usw., sondern auch auf die Form, die Größe und das Material. Hier liegen die größten Einsparmöglichkeiten.
  7. Prüfen Sie, ob Verpackungen verschiedener Produkte vereinheitlicht werden können. Dadurch steigen die Bestellmengen der einzelnen Verpackungen, bei Druckerzeugnissen ein wesentlicher Kostenfaktor.
  8. Prüfen Sie, ob die Verpackung des Produkts auch gleichzeitig als Versandverpackung genutzt werden kann. Bei steigendem Verkauf über das Internet spielt das eine wichtige Rolle für die Kosten des Verpackungsmaterials, da der Versand keine zusätzliche Kartonage benötigt.
 
Achtung

Irrtum: Verpackungen müssen grell sein

Das Marketing begründet teure Verpackung immer mit den Anforderungen des Marktes. Dass es auch anders geht, bewe...

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