ZPE Virtual: Rückblick zum Thementag Recruiting & Attraction

2020 ist alles anders, auch der Messebesuch. Mit 140 Ausstellern inklusive 18 Sponsoren und Medienpartnern und 190 inhaltlichen Beiträgen erreicht die ZPE Virtual nur Bruchteile ihrer gewohnten Dimensionen als "Europas größte HR-Fachmesse". Die Vorteile einer virtuellen Messe gelang es nicht immer umzusetzen.

"Lassen Sie sich auf dieses Experiment der virtuellen Messe ein", sagte Messechefin Christiane Nägler zur Eröffnung der ZPE Virtual 2020 am Montagmorgen, den 12. Oktober. "Sollte etwas nicht auf Anhieb funktionieren oder Sie vor vollen Workshop-Räumen stehen, lassen Sie sich nicht entmutigen", appellierte sie an die Besucher, alternative Programmpunkte zu besuchen oder sich an den Ständen der Aussteller umzusehen.

ZPE Virtual 2020: Virtuelles Format hat Schwachpunkte

Damit nahm sie schon einen Schwachpunkt der ZPE Virtual vorweg: Nicht immer funktionierte die Technik bei den Live-Präsentationen des ersten Messetags, nicht alle Links an den Messeständen führten zu den gewünschten Webseiten. Aber das Vorhaben, zumindest eine virtuelle Zusammenkunft der HR-Szene zu ermöglichen, wenn keine großformatige Präsenzveranstaltung möglich ist, zog einige bekannte Größen der Branche an und brachte einige neue thematische Aspekte auf.

Die Recruiting-Themen auf der ZPE Virtual

"Recruiting & Attraction" hieß das Schwerpunktthema des ersten Messetags. In das Thema führte der gleichnamige ZP Thinktank unter der Leitung von Stefan Scheller (Datev) mit fünf Thesen zur Zukunft des Recruitings ein. Zum Thema "Jetzt: Momentum aufgreifen und digitale Chancen im Recruiting nutzen!", gab es darüber hinaus eine Keynote von David Vitrano, Geschäftsführer von Xing E-Recruiting. Auch ein "Meet the Blogger" und mehrere Workshops zum Thema standen auf dem Programm.

Inhaltlich wurde das Thema breit und mit zahlreichen aktuellen Aspekten abgedeckt. Aber bei den Live-Formaten war es sowohl für die Besucher als auch für die Referenten schwierig, die Technik (Adobe Connect) zu beherrschen. So passierte es, dass Vorträge abbrachen und erneut gestartet werden mussten, oder dass Diskussionsteilnehmer nicht in den virtuellen Raum gelangten oder mitten im Statement verschwanden. Besser funktionierte das Abrufen der On-demand-Vorträge, die auf der "Best Practice & Solution Stage" der Messehalle "Recruiting & Attraction" alle fünf Messetage zur Verfügung stehen.

Mit 13 Ständen zählte die Messehalle "Recruiting & Attraction" bereits zu den größeren Ausstellungsbereichen der virtuellen Messe. Zusätzlich fanden sich in der Startup Village weitere Anbieter von Tools und Lösungen für das Recruiting und Employer Branding. Ansprechend gestaltet waren die meisten Messestände. Anstatt nur Produktbroschüren zum Download anzubieten, gab es bei den meisten Anbietern ein umfassendes Angebot mit Firmeninfos, Studienmaterial, Live- oder On-demand-Vorträgen, Umfragen oder Glücksspielen. Auch Live-Chats waren möglich, wenn die Technik mitspielte.

Nicht alles ging ums Recruiting

Nicht alles, was am ersten Tag der ZPE Virtual stattfand, hatte mit dem Thema Recruiting zu tun. In der ersten Keynote des Tages sprach Jan Teunen, Geschäftsführer von Teunen Konzepte, über "Officina Humana – das Büro als Lebensraum für Potenzialentfaltung". In der Abschluss-Keynote schaltete sich Dave Ulrich aus den USA zu und gewährte einen Blick in sein Büro, zeigte Fotos seiner Kinder und Enkel. Der Erfinder des Business-Partner-Modells ging in seiner inspirierenden Keynote auf die aktuellen Herausforderungen für HR und die wichtigste Aufgabe in Corona-Zeiten ein: HR müsse den Unternehmenserfolg unterstützen, denn ohne wirtschaftlichen Erfolg gebe es keine Arbeitsplätze mehr.

Gut 300 Teilnehmer hatten sich für die Keynote von Dave Ulrich zugeschaltet. Hier zeigt sich ein Vorteil einer virtuelle Messe: Zu einer Präsenzveranstaltung in Köln wäre der Professor aus Michigan wohl nicht angereist. Alle Zuhörer hatten einen Sitzplatz und mussten nicht hinter den Stuhlreihen oder zwischen den Gängen stehen. Ein weiterer Vorteil der virtuellen Messe waren die automatischen E-Mail-Erinnerungen an die vorgemerkten Keynotes und Workshops mit Link zum direkten Einloggen.

Fazit zum ersten virtuellen Messetag der Zukunft Personal Europe

Das Fazit des ersten Tags der ZPE Virtual: Ein virtueller Messetag kann ebenso anstrengend sein wie der Besuch einer Präsenzmesse, auch wenn man sich beim Rundgang durch die virtuellen Messehallen keine Blasen an den Füßen läuft. Vorträge, Workshops und Keynotes sind ähnlich wie bei einer Präsenzmesse mal mehr mal weniger interessant. Auch auf einer virtuellen Messe kann es Gewinn- und Ratespiele oder Live-Coachings geben. Ähnlich wie bei der Zukunft Personal Europe in Köln ist es manchmal schwierig, sich im Messeprogramm zurechtzufinden, auch wenn die Programmvielfalt deutlich kleiner ist, als von der Präsenzmesse gewohnt.

Allerdings zeigte sich auch am ersten Tag der ZPE Virtual: Die Besucheranzahl bei den Live-Vorträgen, an den Messeständen und die Abrufe der On-demand-Vorträge hätten deutlich höher ausfallen können. Zwar kann nicht damit gerechnet werden, dass an einer virtuellen Messe über 20.700 Personen teilnehmen wie 2019 auf der ZPE in Köln. Aber wenn am Abend des ersten Messetags einige der On-demand-Vorträge im Bereich Recruiting nur einstellige Besucherzahlen aufweisen, deutet das auf ein nur geringes Interesse seitens der HR-Szene hin.


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