HR Online Expo: Messebesuch vom Schreibtisch aus

Ähnliche Erfahrungen wie auf einer Präsenzmesse zu machen – das war die Grundidee der HR Online Expo am 15. September 2020. Beim Networking und den Vorträgen ist das weitestgehend gelungen, in den Ausstellerbereichen war das Erlebnis weniger real. Dennoch: Das Experiment "virtuelle HR-Messe" ist gelungen.

Am 15. September 2020 um 9 Uhr startete die HR Online Expo wie viele Messen auch: In ihrer offiziellen Begrüßung erläuterten die Veranstalter Alexander Petsch (Geschäftsführer des HRM Research Institutes) und Hans Diegruber (Geschäftsführer von B2B Insider), welche Programmpunkte, Informations- und Networking-Möglichkeiten die Teilnehmer erwarten.

HR Online Expo: Viele Möglichkeiten zum Austausch

Die Möglichkeiten zum Austausch waren auf der virtuellen HR-Messe sogar besser als auf mancher Präsenz-Messe mit großer Teilnehmerzahl: Wer eine Frage an die Organisatoren hatte, wer zu Themen wie "Stiefkind Lohnabrechnung" diskutieren wollte oder wer einen interessanten Artikel teilen wollte, konnte das unkompliziert im Community-Bereich tun. Zusätzlich gab es virtuelle Meet-Ups. Wer sein Teilnehmerprofil öffentlich machte, hatte auch die Gelegenheit, andere Besucher zu sehen, anzusprechen und selbst angesprochen zu werden.

Die Zahlen zur HR Online Expo

Dementsprechend kann die HR Online Expo Zahlen aufweisen, die für das erste Experiment einer virtuellen HR-Messe recht beeindruckend sind:

  • 1.252 Teilnehmer
  • 789 App-Downloads
  • 4.754 ausgetauschte Messages
  • 113 eröffnete Diskussionsthemen im Community Board
  • 48 von den Teilnehmern ad-hoc organisierte Meet-Ups
  • 70 Speaker
  • 40 Aussteller
  • Über 5.000 Besuche des Ausstellerbereichs

Messestände mit Infobroschüren und Giveaways

Die HR Online Expo konnte entweder vom Desktop aus besucht werden oder über eine App, die weitere Funktionen bereitstellte. Für die Teilnehmer war die Bedienung der App Whova nahezu selbsterklärend. Abgesehen von einigen kleineren technischen Pannen wie ausgeschalteten Mikrofonen oder Leitungsstörungen lief auch im Vortragsprogramm alles weitestgehend glatt. Aber für die Aussteller war das Tool offenbar wenig komfortabel. Vielfach funktionierten Live-Links nicht. Darüber hinaus bekamen die Aussteller nicht angezeigt, wer sie am Stand besuchte.

Für die Teilnehmer war es sicherlich ein Vorteil, dass sie sich zunächst anonym an den Ständen umschauen und Infomaterial downloaden konnten und sie erst dann, wenn es eine konkrete Frage gab, den Kontakt mit dem "Standpersonal" aufnehmen konnten. Für die Aussteller fehlte dadurch aber die Möglichkeit, ein Gespräch zu eröffnen. Erst wenn jemand ein Giveaway bestellte – ja, auch auf einer virtuellen Messe können Broschüren, Whitepaper oder Brillenputztücher verteilt werden – bekamen sie die Mailadressen der Standbesucher zu sehen. Auch die Teilnehmer ihrer Vorträge waren für die Referenten sichtbar.

Gut besuchte Vorträge

Das Vortragsprogramm, das bis zu vier parallele Vorträge zu den Themenbereichen HR-Software, HR Services, Recruiting & Employer Branding, Corporate Health sowie Learning & Development bot, wurde vornehmlich durch HR-Anbieter und Dienstleister geprägt. Nach der langen messefreien Zeit war es sicherlich vielen HRlern ein Anliegen, sich einen Überblick über neue Recruitingmethoden, die Implementierung einer digitalen Personalakte sowie digitale Prozesse in der Weiterbildung und dem Mitarbeitermanagement zu verschaffen. Daher waren die Vorträge, die laut Veranstalterangaben zwischen 50 und 200 Besucher zählten, oft besser frequentiert als manche Präsentation auf einer Präsenzmesse.

Inspirierende Impulse, kontroverse Diskussionen sowie wissenschaftliche und zukunftsweisende Beiträge waren indes kaum zu finden. Auf der Mainstage traten zwar Speaker wie der 15-jährige Tim Wiedenmeier von Fridays for Future, die Regisseurin Nayla Al Khaja, MDB Thomas Sattelberger oder Tom Haak vom HR Trend Institute auf, aber die Programmpunkte mit Blick über den Tellerrand hinaus hätten durchaus etwas ausgebaut werden können.

Nächster Messetermin: September 2021

Trotz der teils vorhandenen technischen und organisatorischen Verbesserungswürdigkeit äußerten die Teilnehmer viel positives Feedback zur ersten virtuellen HR-Messe. Vor allem die interaktiven Möglichkeiten wurden rege genutzt und gelobt. So tauschten die Teilnehmer bis heute knapp 4.500 Nachrichten untereinander aus.

An den noch nicht optimal gelaufenen Features der Messe wollen die Organisatoren bis zum nächsten Termin nachbessern: "Es ist ein neues Format und das will von Ausstellern, Fachbesuchern und von uns als Veranstalter gelernt sein und werden. Wir sind sehr froh mit der ersten Runde, es gibt sicher viele Learnings und Verbesserungsmöglichkeiten. Mit der Interaktion der Besucher und Aussteller sind wir noch nicht glücklich. Da werden wir auf jeden Fall noch an der Plattform arbeiten", sagte Petsch. "Auch die Besucherfrequenz der virtuellen Ausstellerräume muss erhöht werden."

Als nächsten Termin für die HR Online Expo gab er den 8. und 9. September 2021 bekannt.


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Schlagworte zum Thema:  Messe, HR-Software, Recruiting, Employer Branding