Fazit zur ZPE Virtual 2020: Richtiges Messefeeling blieb aus

Die erste virtuelle Ausgabe der Zukunft Personal Europe ging mit 146 Ausstellern, 190 Vorträgen und Sessions sowie 7.140 Fachbesuchern zu Ende. Damit hat sich die HR Week als anregende Konferenzwoche erwiesen. Aber ein richtiger Austausch, wie von einer Präsenzmesse gewohnt, kam kaum zustande.

Die grundsätzliche Entscheidung, die Zukunft Personal Europe 2020 virtuell durchzuführen und nicht vor Ort in Köln, war sicherlich richtig. Das zeigt das Beispiel der Immobilienmesse Expo Real, die im Oktober in München hätte stattfinden sollen, aber kurzfristig abgesagt wurde, weil zahlreiche Teilnehmer aufgrund der sich verschärfenden Covid-19-Situation ihren Verzicht auf eine Beteiligung erklärt hatten.

ZPE Virtual 2020: Spannende Inhalte und Referenten

Im Gegensatz dazu konnte die ZPE Virtual - wie seit dem Sommer geplant - in rein virtueller Form stattfinden. Anfangs hat es an einigen Stellen technisch geruckelt, aber die Veranstalter und Referenten lernten dazu und im Laufe der Woche hat alles weitestgehend funktioniert.

Inhaltlich präsentierte sich die ZPE Virtual mit spannenden Keynotes und Diskussionen. Dass der fachliche Austausch zu HR-Themen in den vergangenen Monaten zu kurz gekommen war, zeigte sich darin, dass es dem Messeveranstalter Spring Messe Management gelang, zahlreiche namhafte Player der HR-Szene und Wissenschaft zu aktivieren. Auch der Messebeirat, der sich aus Ausstellern, Wissenschaftlern und HR-Vordenkern zusammensetzt, brachte sich ein, rief den "ZP Thinktank" ins Leben und bereicherte die Diskussionen an den jeweiligen Thementagen.

Die thematischen Highlights

Thematische Highlights der HR Week waren sicherlich die Keynote von Dave Ulrich, dem Erfinder des HR-Business-Partner-Modells, zum Thema "The market oriented ecosystem and how to reinvent your organization" und die Keynote von Professorin Heike Bruch von der Universität St. Gallen zu "New Leadership. Zwischen Purpose und Überhitzung", die gut 300 beziehungsweise rund 500 Zuhörer fanden. "Meine Keynote war so anregend im Dialog – mit so vielen extrem spannenden und brennenden Fragen. Tolle andere Vorträge und Impulse für die Future of Work – unsere Zukunft der Arbeit. Toll, diesen Austausch zu haben und diese Energie rund um New Work Transformation", begeisterte sich Heike Bruch im Anschluss auf Linkedin.

Bei den Keynotes, Live-Vorträgen und Workshops zeigte sich im Laufe der Woche zunehmend, dass es auch in virtuellen Formaten spontane Interaktion geben kann. Immer mehr Besucher fassten den Mut oder erkannten die technischen Möglichkeiten, sich mit Nachfragen oder Diskussionsbeiträgen einzubringen.

Enttäuschende 3D-Welten

Gewöhnungsbedürftig für die meisten Messebesucher waren allerdings die in der virtuellen 3D-Umgebung "Tricat" durchgeführten Avatar-basierten Programmpunkte. Ähnlich wie in der 3D-Welt "Second Life" schlüpften die Besucher in einen Avatar, um an den Vorträgen und Workshops teilzunehmen. Ähnlich antiquiert wie in der knapp 20 Jahre alten virtuellen Welt "Second Life" mutete auch die Grafik von "Tricat" an. Viele Interessenten scheiterten an den auf 35 Personen begrenzten Teilnehmerzahlen, an der zu installierenden Technik oder dem zuvor vor der Veranstaltung benötigten Technik-Check, sodass am Ende häufig nur zehn, 15 oder weniger Teilnehmer in die Workshops fanden. Ein richtiger Austausch war hier nicht möglich.

Kaum Austausch mit den Ausstellern

Ausbaufähig waren auch die Austauschmöglichkeiten an den Messeständen. Die Aussteller berichten zwar von ganz passablen Besucherzahlen. Zahlreiche Interessenten schauten sich an den Ständen um, luden Infomaterial herunter oder sahen sich Videos an. Aber zu Eins-zu-Eins-Gesprächen kam es kaum. Stefan Scheller, verantwortlich für die Arbeitgeberkommunikation der Datev und Mitglied des ZP Thinktanks "Recruiting & Attraction", fasst in seinem Blog treffend zusammen: "Statt Kontaktformularen mit Aufzeichnungen über reale vertriebliche Gespräche bleiben nunmehr nur Namen und E-Mail-Adressen von Personen, die – ohne wirklich Gesicht zu zeigen – den Stand besucht, Inhalte gesichtet oder Informationen heruntergeladen haben." Erst im Nachgang können die Aussteller herausfinden, welche der Besucher tatsächliche Interessenten sind und welche Kontakte weiterverfolgt werden sollten.

Eine virtuelle Messe kann eine reale nicht ersetzen

Die nächste Zukunft Personal Europe ist für den 14. bis 16. September 2021 in Köln angekündigt. Es wäre gut, wenn sie wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden könnte. Zwar hat die ZPE Virtual 2020 gezeigt, dass eine Messe auch online stattfinden kann. Und sie hat gezeigt, dass es wieder an der Zeit ist, sich über neue HR-Themen zu informieren und auszutauschen nach der langen messefreien Zeit.

Aber das Experiment hat auch deutlich gemacht, dass ein echtes Networking und ein Austausch im direkten Gespräch in einem virtuellen Format nur bedingt möglich sind. Die ZPE Virtual war eine anregende und durchaus inspirierende Konferenzwoche, aber keine wirkliche Messe. Eine virtuelle Messe kann eine reale offenbar doch nicht ersetzen.


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Schlagworte zum Thema:  Zukunft Personal, Messe, HR-Software