DGFP unter Ralf Steuer: Turnaround geschafft
Im März 2021 hat Ralf Steuer die Geschäftsführung bei der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) übernommen, was für ihn ein großer Schritt war. Nach zwanzig Berufsjahren im Lufthansa-Konzern wechselte er seinen Schreibtisch zu einer kleinen Verbandszentrale mitten in Berlin. "Ich weiß, worauf ich mich einlasse. Die Aufgabe finde ich spannend", formulierte er damals im Interview mit dem Personalmagazin. Das Experiment hat für ihn, wie auch die DGFP offenbar gut funktioniert: "Der Vorstand hat mich gefragt, ob ich meinen Vertrag bei der DGFP um weitere drei Jahre verlängern will. Das habe ich gerne gemacht", erläutert Steuer.
Wirtschaftliche Stabilisierung der DGFP
Dem Führungsteam um Ralf Steuer ist es gelungen, die DGFP in den Strukturen, die schon vor seinem Amtsantritt angepasst wurden, wirtschaftlich zu stabilisieren und Ruhe in die Organisation zu bekommen. Das war auch bitter nötig, hatte die DGFP doch seit 2015 zwei Standortverlegungen der Zentrale und damit verbundene Reorganisationen inklusive Personalabbau zu verkraften.
"Die DGFP ist wirtschaftlich gesund und schreibt wieder schwarze Zahlen", erläutert Geschäftsführer Steuer und verweist darauf, dass sie in der Zentrale mit knapp 20 Head-Counts eine stabile Struktur geschaffen haben, die das Verbandsleben und das Veranstaltungsgeschäft steuert. Für den Vorstand der DGFP war das offenbar der Anlass, das Rotationsprinzip in der Geschäftsführung auszusetzen, das eine besondere Nähe zwischen Verbandsorganisation und Mitgliedsunternehmen gewährleisten sollte. Die Nähe zu den Mitgliedern bedarf offenbar keiner Rotation.
Turnaround bei den Mitgliedszahlen
Die Reorganisationen führten zu einem Mitgliederschwund. Beim Dienstantritt gab Steuer deshalb als Ziel "Das Binden und Gewinnen von Mitgliedern". Das ist ihm gelungen, der Turnaround ist geschafft. "Wir verzeichnen wieder steigende Mitgliederzahlen", erläutert der Geschäftsführer mit erkennbarem Stolz. Die Mitgliederzahl liegt im Oktober 2022 bei 2.401 - das sind 1,4 Prozent mehr als zu Jahresbeginn. Davon sind 1.300 Firmenmitgliedschaften. Zum DGFP-Netzwerk gehören damit mehr als 40.000 HR-Fachleute.
Die positive Entwicklung führt Steuer auf mehrere Gründe zurück. Die circa 100 Erfahrungsaustausch-Gruppen bezeichnet er als das "Herzstück des Vereinslebens". Die Teilnahme der Mitglieder an den "Erfa-Gruppen" habe zugenommen, seit diese weitgehend virtuell stattfinden. "Die Mitglieder können sich aussuchen, welcher Kreis zu ihnen passt", erläutert Steuer. Ein weiterer Grund sei das Veranstaltungsprogramm mit Jahrestagungen und Kompetenzforen, das vorwiegend digital stattfindet und weiterhin "außerordentlich gut besucht" sei. "Wir erreichen über diese Formate mehr HR-Fachleute als jemals zuvor", so Steuer.
Im Jahr 2022 konnte die DGFP mehr als 18.000 HR-Fachleute für die verschiedenen Veranstaltungen mobilisieren. Auch bei den Bezahlformaten haben über 600 Nicht-Mitglieder teilgenommen. "Das sind neue Rekordzahlen, auf die das Team sehr stolz sein kann", meint Steuer.
Pläne der DGFP für 2023
Den eingeschlagenen Kurs möchte die DGFP fortsetzen. Die Verantwortung für die strategische Ausrichtung liegt beim Vorstand, in dem Vorstände und Geschäftsführer aus den Mitgliedsunternehmen versammelt sind. Wichtigste Ansprechpartnerin im Vorstand für Steuer ist die Vorstandsvorsitzende Bettina Volkens, ehemalige Arbeitsdirektorin der Lufthansa, mit der er zuvor schon viele Jahre vertrauensvoll zusammengearbeitet hat.
Im kommenden Jahr will Steuer auch neue Akzente setzen. Die DGFP führt jetzt "Fireside-Chats" durch, ein Veranstaltungsformat, in dem Themen diskutiert werden, die außerhalb des HR-Tellerrandes liegen wie etwa der Umgang mit Energiepreisen oder die Lohn-Preis-Spirale. "Das ist ein neues Level für die Erfa-Gruppen", so Steuer, der im kommenden Jahr den Erfa-übergreifenden Austausch forcieren will. Neu bei der DGFP ist auch, dass sie bei einer Veranstaltung zum öffentlichen Sektor erstmals mit dem Bundesverband der Personalmanager*innen (BPM) kooperiert, der ja in Konkurrenz zur DGFP entstanden ist.
Auf der Tagesordnung der DGFP für das neue Jahr steht auch die Öffentlichkeitsarbeit. Steuer redet von der "Stimme von HR", der man mehr Gehör verschaffen wolle. Auf der einen Seite wolle man für Anfragen von Redaktionen besser aufgestellt sein, auf der anderen Seite aber auch aktiv Themen treiben wie zum Beispiel ESG oder Transformation. Ob die DGFP zu strittigen Themen eine klare Position beziehen möchte, wird auch mit dem Vorstand diskutiert. "Es geht um die Frage, wie wir die Vielfalt unserer Mitgliedsunternehmen abbilden können", so Steuer.
Für eine Organisation, die vor allem ein Forum für ihre Mitglieder sein will, wird es ein schwieriges Unterfangen, mehr Präsenz in den Medien zu erhalten. Eine klare Position zu beziehen, war auch in der Blütezeit der DGFP, in den 1990er und 2000er Jahren, nicht ihr Markenzeichen. Mal schauen, wie der Vorstand und das Führungsteam um Steuer diesen gordischen Knoten zerschlagen werden.
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