Corona-Krise trifft Tagungs- und Kongressbranche

Die deutsche Tagungs- und Kongressbranche wird derzeit massiv beeinträchtigt, sagen die aktuellen Daten des "Meeting- & Eventbarometers". Das Europäische Institut für Tagungswirtschaft EITW untersucht die Auswirkungen der Corona-Krise und skizziert Szenarien für den Neustart.

Der deutsche Tagungs- und Kongressmarkt hat 2019 einen neuen Rekord erreicht: Rund 423 Millionen Menschen nahmen an Tagungen, Kongressen und Events in den deutschen Veranstaltungsstätten teil. Das ist ein Zuwachs von 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und stellt gleichzeitig ein neues Allzeit-Hoch dar. Die Zahl der Veranstaltungen blieb mit 2,89 Millionen konstant, verglichen mit dem Jahr 2018. Auch die Internationalisierung des Veranstaltungsmarktes in Deutschland setzte sich 2019 fort.

Corona-Krise: harter Einschnitt für die Tagungsbranche

In dieser hervorragenden Ausgangslage trifft die Corona-Pandemie die deutsche Tagungs- und Kongresswirtschaft mit massiven Auswirkungen: Veranstaltungen fallen aus oder werden verschoben, die Teilnehmerzahlen gehen massiv zurück und in der Folge kommt es zu Umsatzeinbußen sowie dem drohenden Verlust von Arbeitsplätzen.

Aufgrund des Coronavirus wurden bis zum 30. März 2020 bereits mehr als die Hälfte aller geplanten Veranstaltungen komplett abgesagt, während rund ein Drittel zunächst verschoben wurde. Zudem zeigt sich, dass größere Veranstaltungen eher verschoben werden, während kleinere Veranstaltungen hingegen öfters komplett entfallen oder in den virtuellen Raum verlagert werden. Das zeigt das "Meeting- und Eventbarometer", das vom Europäischen Institut für Tagungswirtschaft (EITW) veröffentlicht wurde. "Durch Corona entsteht der Veranstaltungsbranche 2020 ein immenser Schaden", bestätigt Ilona Jarabek, Präsidentin des Europäischen Verbands für Veranstaltungszentren (EVVC).

Den durchschnittlichen Umsatzverlust für 2020 über alle Arten von Veranstaltungsstätten hinweg prognostiziert die Studie im sechsstelligen Bereich pro Betrieb für das erste Quartal 2020. Der Wegfall von Aufgaben durch Ausfall oder coronabedingte, gesetzlich angeordnete Schließungen in Kombination mit den Umsatzeinbrüchen führt zwangsläufig zu Stellenkürzungen. Somit ist jeder dritte Arbeitsplatz in der Veranstaltungsbranche gefährdet.

Tagungsbranche: Szenarien für den Neustart

Zwei Szenarien, die im Rahmen der Studie vom EITW entwickelt wurden, skizzieren den möglichen Neustart der Tagungs- und Kongressbranche. Das erste Szenario nimmt an, dass der Höhepunkt der Corona-Krise zwischen Juni und August 2020 erreicht sein wird. Die Erholung der Branche könnte ab September beginnen. Träfe dies zu, fänden im gesamten Jahr nur 33 Prozent aller ursprünglich geplanten Veranstaltungen statt. Nach der Lockerung der aktuellen Auflagen und einer schrittweisen Zulassung von Veranstaltungen würden die kleinen Veranstaltungen diesem Szenario zufolge am schnellsten zunehmen und könnten sich bis zum Dezember 2020 erholen. Die mittelgroßen Veranstaltungen würden einen längeren Zeitraum bis zur Erholung benötigen: Sie tendieren im Februar 2021 zurück zum Ausgangspunkt vor Corona. Die Erholung großer Veranstaltungen würde die längste Zeit in Anspruch nehmen: Für sie ist eine Normalisierung im Frühjahr 2021 wahrscheinlich.

Das zweite Szenario geht davon aus, dass erste Veranstaltungen nicht vor Dezember 2020 stattfinden können. Damit käme es für das gesamte Jahr zu einem Ausfall von neun von zehn Veranstaltungen. Die damit verbundenen Verluste wären auch im Folgejahr spürbar, da mit einer Erholung des Marktes auf sein ursprüngliches Niveau nicht vor Mitte 2021 zu rechnen wäre. Kleinere Veranstaltungen könnten schneller wieder stattfinden, aber auch sie würden aufgrund des langen Lockdowns für eine Normalisierung bis hinein in das Frühjahr 2021 benötigen. Für mittelgroße Veranstaltungen würde gemäß diesem Szenario mit einer Normalisierung ab dem Sommer 2021 zu rechnen sein. Mit einer Erholung für Großveranstaltungen wäre hingegen nicht vor dem Herbst 2021 auszugehen.


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