Banner 40 Köpfe 2023

40 führende HR-Köpfe 2023: Beratung

Auf sie hört die Wirtschaft: Wer Trends aufspürt, neue Konzepte schmiedet und der HR-Community Impulse liefert. Das Personalmagazin würdigt unter den "40 führenden HR-Köpfen 2023" zehn Beraterinnen und Berater. 

Kai Anderson: der Global Player

Vor fünf Jahren hat er "seine" Unternehmensberatung Promerit an Mercer verkauft, ohne sich bei der Eingliederung in den neuen Regularien aufzureiben. Die Integration ist abgeschlossen, Promerit als Subbrand verschwunden und Kai Anderson hat seine neue Rolle gefunden, was bei Gründerpersönlichkeiten eher selten vorkommt. Der gelernte Wirtschaftsingenieur verantwortet als "Global Workforce and Org. Transformation Lead" weltweit die Mercer Services zu Neue Arbeitswelt, Work Design, Kulturtransformation und Change Management. Von einer globalen Rolle hatte der 56-Jährige als Berater schon immer geträumt, er mag die Metropolen der Welt. Auch für seine Leidenschaft zum Publizieren hat er  jetzt eine internationale Perspektive:  Seine Ko-Autoren kommen aus London und New York. "Work different!" soll das neue Buch heißen und im Herbst 2023 auf den Markt kommen.

Burkard Göpfert: der Restrukturierer

Was zeichnet Burkard Göpfert aus? Diejenigen, die ihn kennen, beschreiben ihn als eloquent, schlagfertig und schätzen seinen verschmitzten Humor. Das würde er vielleicht mit vielen anderen teilen, was ihn jedoch zu einem führenden Kopf in der HR-Welt macht, ist seine unbestrittene Stellung als einer der besten Arbeitsrechtler Deutschlands. Hier berät der 56-Jährige nicht nur globale Unternehmen bei internationalen Projekten, sondern zeichnet sich dadurch aus, immer einen Blick für aktuelle Fragen der Unternehmenspraxis zu haben und arbeitsrechtliche Themen schon zu erkennen, bevor andere sie überhaupt sehen. So schrieb er schon 2011 arbeitsrechtliche Handlungsempfehlungen für Social Networks und sein Buch "Arbeitsrechtlicher Umgang mit Pandemien" war 2020 das erste Werk zum Thema. Er leitet als einer der besten Restrukturierungsspezialisten Deutschlands seit vielen Jahren die Jahrestagung "Restrukturierung" des Handelsblatts und ist ein vielgefragter Redner auf arbeitsrechtlichen Veranstaltungen.

Fabian Kienbaum: der Außenminister

Kienbaum ist die bekannteste HR-Beratungen mit deutschen Wurzeln, die seit vier Jahren von Fabian Kienbaum, der sich Chief Empowerment Officer (CEO) nennt, und Bibi Hahn geleitet wird. Nach Jahren der Modernisierung und des Umsatzrückgangs hat der 38-Jährige jüngst wieder Wachstum verkündet. Der neue Fokus liegt auf Familienunternehmen. Das Beratungsfeld bleibt breit, es reicht von Executive Search, Vergütungsfragen bis zur HR- und Transformationsberatung.

Fabian Kienbaum hat lange im Berliner Startup-Umfeld gearbeitet. Hier genießt er bis heute Anerkennung und verfügt über Kontakte. Beim Startup-Verband ist er Kuratoriumsmitglied. Der Schritt in den elterlichen Betrieb erfolgte wohlstrukturiert, die Übergabe des Staffelstabs von seinem Vater Jochen Kienbaum, der die HR-Beratung groß gemacht hat, gilt  als vorbildlich. Bei Fragen der Unternehmensnachfolge ist Fabian Kienbaum ein gefragter Experte, jüngst wurde er ins Präsidium des Verbandes der Familienunternehmen gewählt. Der Betriebswirt ist ein begnadeter Netzwerker, der Startups mit etablierten Unternehmen zusammenführt, beispielsweise mit dem Digitalformat "Innovations X Change". Auch in der HR-Community ist er gut vernetzt, die Zusammenarbeit mit Walter Jochmann, dem Vordenker der Transformationsthemen, funktioniert offenbar gut. Bei Wirtschaftsforen und Medien ist Fabian Kienbaum ein gefragter Gesprächspartner, gerade auch zu Fragen der Gestaltung der Arbeitswelt.

Matthias Meifert: der Streitbare

Die Berliner Unternehmensberatung HR Pepper feierte im vergangenen Jahr ihr zehnjähriges Bestehen, mit dem Buch Human Business Design machte sie ihre Beratungsphilosophie transparent. Matthias Meifert, Gründer und Lenker der HR-Beratung, gehört damit nicht nur zu den erfolgreichen Gründerpersönlichkeiten, sondern auch zu den etablierten HR-Beratern im Markt. Im Marketing wird zwar der "Pepper Style" herausgestellt, der die Andersartigkeit der Beratung betont. Das Ambiente des Kreuzberger Hinterhofs, in dem das jährliche Hoffest gefeiert wird, wird dazu ebenso eingesetzt wie die Nähe zur Berliner New-Work-Szene. Doch die Kunden, die Meifert mit seiner Beratung anspricht, sind etablierte Unternehmen. Der Wirtschaftspädagoge mag die Debatte und gehört zu den lautesten Beratern der Republik. Seine Social-Media-Beiträge sind häufig von Zuspitzungen geprägt. Er war einer der ersten, der auf die Veröffentlichung der Organisationssoziologen um Judith Muster, die die Übergriffigkeit von aktuellen Personalkonzepten thematisierten, mit Widerspruch reagierte. In Social Media beschränkt der 55-Jährige sich nicht auf Business-Fragen, er mischt sich auch in gesellschaftliche Debatten ein. Mit seinen Polarisierungen nimmt er in Kauf, sich angreifbar zu machen. Haltung ist ihm wichtig.

Judith Muster: die Intellektuelle

Mit den beiden Büchern "Humanisierung der Organisation" und "Postbürokratisches Organisieren" stieß Judith Muster eine Debatte in der HR-Community an, die intellektuell anmutet, aber eine große Relevanz für die Unternehmenspraxis hat. Ihre aufsehenerregende These: Appelle an die Motivation oder Eigenverantwortung der Mitarbeitenden werden in Unternehmen häufig missbraucht, um Defizite in der richtigen Gestaltung der Abläufe und Prozesse zu überdecken. Aus ihrer Sicht agieren die Unternehmen damit übergriffig. Was human gedacht sei, mehr Eigenverantwortung, würde in der Umsetzung inhuman. Judith Muster ist nicht nur eine glänzende Publizistin, die Dinge auf den Punkt bringen kann. Als Partnerin der Unternehmensberatung Metaplan konnte sie in den vergangenen beiden Jahren ihre Bekanntheit im Markt deutlich ausbauen. Dabei ist ihr die Inszenierung und Großspurigkeit, die in der Beraterszene verbreitet ist, eigentlich fremd. Sie mag die Zwischentöne und fällt durch Sätze auf, die ungewöhnlich sind: "Lösungen sind Silber, Probleme sind Gold"; "Dass in Organisationen gelernt wird, ist unwahrscheinlich" oder "Jede Problemlösung führt zu neuen Problemen".

Die 44-Jährige bespielt zwei Welten, die Beratung und die Wissenschaft. Daran hält sie bis heute fest. Die Organisationssoziologin forscht als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Organisations- und Verwaltungssoziologie der Universität Potsdam, natürlich zum Thema postbürokratisches Organisieren, zu dem es auch einen Sonderforschungsbereich gibt. Sie arbeitet eng mit dem Arbeitssoziologen Stefan Kühl von der Universität Bielefeld zusammen, die sich beide auf die Theorien des großen Soziologen Niklas Luhmann beziehen. Die Wissenschaftlerin hat eine kühn anmutende Vision: Sie will die Organisationssoziologie zu einem Ansprechpartner für Unternehmen machen. Bei Metaplan, wo sie als erste Frau zur Partnerin ernannt wurde, kümmert sie sich schwerpunktmäßig um HR-Projekte und hat Zugang zu den Vorstandsetagen der großen Konzerne. Mit ihrem soziologischen Blick auf Führungs- und Organisationsthemen rennt sie nicht Trendthemen hinterher, sondern schaut sich "Organisationsschmerzen" an, um dafür organisatorische Lösungen zu finden.

Nathalie Oberthür: die Strahlkräftige

Nathalie Oberthür hat sich nicht nur als Vorsitzende des Arbeitsrechtsausschusses des Deutschen Anwaltvereins (DAV) einen Namen gemacht. Dort mag die Interessenvertretung der Anwälte zu ihren Aufgaben gehören, aber auch für die Praktiker in den Personalabteilungen hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, zu allen wichtigen Praxisfragen der Zeit auf Anfrage gerne Stellung zu beziehen und eine praxistaugliche Richtung für die Lösung der jeweiligen Problemstellung zu weisen. Ob zum Hinweisgeberschutzgesetz, zum Arbeitszeiterfassungsurteil des BAG oder zu Homeoffice und Mobilarbeit: Die wichtigen Themen der Praxis sind bei der 51-Jährigen in besten Händen und wer sich danach richtet, was Nathalie Oberthür den Unternehmenspraktikern empfiehlt, wird eine ausgewogene, weitsichtige und konfliktvermeidende Entscheidung treffen. Ihre große thematische Breite, ihre weithin anerkannte Expertise und nicht zuletzt ihr zielsicheres Gespür für die Themen, welche die HR-Praxis aktuell bewegen, machen sie zur vielgefragten Interviewpartnerin, zur oft gebuchten Referentin auf den namhaften Arbeitsrechtskongressen dieser Republik sowie zur begehrten Herausgeberin und Autorin.

Neben dem Individualarbeitsrecht ist sie vor allem auch im kollektiven Arbeitsrecht eine der gefragtesten Expertinnen unter Deutschlands Anwältinnen und Anwälten. Auf diesem Gebiet genießt ihre Expertise nicht nur bei Unternehmen und Führungskräften einen hervorragenden Ruf, sondern auch bei Gewerkschaften und Betriebsräten. Beim Besuch der Mitglieder des Arbeitsrechtsausschusses des Deutschen Anwaltvereins beim Bundesarbeitsgericht im vergangenen Oktober sah man sie auf den Pressefotos neben Inken Gallner am Kopfende der Runde sitzen, und der Betrachter der Bilder sieht das Arbeitsrecht durch zwei starke Frauen vertreten.

Andrea Panzer-Heemeier: die Entrepreneurin

Wer aus der Anwaltschaft ist ein deutschlandweit führender Kopf in Sachen HR? Man muss nicht lange fragen, bis ihr Name fällt. Nicht nur Insider haben sie auf dem Zettel. Mit HR.Law setzt Andrea Panzer-Heemeier bei Arqis eine ganzheitliche Beratung bei allen HR-Fragen um und erarbeitet innovative Lösungen für die Praxis jenseits ausgetretener arbeitsrechtlicher Pfade. Neue Wege geht die 50-Jährige auch im Kanzleimanagement. Wird klassische juristische Beratung den Mandantenbedürfnissen nicht gerecht, scheut sie nicht davor zurück, interdisziplinäre Beratungsansätze zu verwirklichen und beispielsweise beim Thema Digitalisierung über die rein rechtlichen Fragestellungen hinaus die digitale Transformation ihrer Kunden praxisorientiert zu begleiten. Nicht zufällig fällt die Wahl des Arbeitsrechtspapstes Gregor Thüsing auf sie, wenn er eine versierte Co-Autorin für einen arbeitsrechtlichen KI-Artikel sucht. Sie gilt als Macherin, die aus bescheidenen Anfängen eine schlagkräftige Kanzlei aufgebaut hat, die mittlerweile in jedem Kanzleiranking ganz vorne dabei ist. Ihre Mandate kommen aus der Beletage der deutschen Wirtschaft. Neben ihrem persönlichen Spezialgebiet, dem Datenschutz, hat sie sich zuletzt vor allem als Expertin für das heikle Thema Betriebsratsvergütung etabliert und ist bei Betriebsratsgremien und Unternehmen als Themenspezialistin gleichermaßen gefragt.

Ralf Steuer: der Sportdirektor

Eine vorzeitige Vertragsverlängerung ist nicht nur im Sport eine Auszeichnung für bereits Geleistetes. So dürfte es auch Ralf Steuer empfunden haben, als die Deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP) seinen Vertrag als Geschäftsführer um drei weitere Jahre verlängerte und das Rotationsprinzip aussetzte. Steuer übernahm 2021 einen ermüdeten Verband, der in den roten Zahlen steckte und dem eine klare Ausrichtung für die Zukunft fehlte. Seither ist es ihm mit seinem Team gelungen, die DGFP wieder auf Kurs zu bringen – und näher an ihren eigenen Anspruch zu rücken, der führende Branchenverband sein zu wollen. Und es ist ihm gelungen, ein überwiegend digitales Geschäft mit Konferenzen und Austauschforen auszubauen, die Mitgliederaktivitäten in den ERFA-Gruppen (organisierter Erfahrungsaustausch) wiederzubeleben und den Verband in die schwarzen Zahlen führen. Im Jahr 2022 war erstmals ein leichtes Mitgliederwachstum zu verzeichnen. Dabei ist der Ex-Lufthansa-Manager keiner, der den großen Auftritt sucht oder braucht. Vielmehr zieht er mit Ruhe und Übersicht die Fäden – und schaffte es, seinem bis dahin verunsicherten Verband neues Selbstvertrauen zu geben.

Benedikt von Kettler: der Planer

Mit seiner kleinen, aber feinen Beratung Human Consulting zählt Benedikt von Kettler zu den führenden Experten für Strategische Personalplanung in Deutschland. Damit setzte er früh auf ein Thema, das wenig Glamour verspricht, gleichwohl zu den Top-Prioritäten vieler Konzerne zählt. Angesichts der demografischen Entwicklung und der Transformation von Unternehmen gehört eine vorausschauende Personalplanung zu den Erfolgsfaktoren einer guten Unternehmensführung. Mit seinem "Future Workforce Summit" hat er in Zusammenarbeit mit der DGFP ein Austauschformat etabliert, an dem DAX-Vorstände und Aufsichtsratsvorsitzende teilnehmen und die Herausforderungen des Strukturwandels auf die Belegschaft diskutieren. Viele davon kennt von Kettler aus gemeinsamen Beratungsprojekten. Er gilt als kluger Kopf, der keine Lautstärke braucht, um sich Gehör zu verschaffen. Macht er einen guten Job, stehen seine Kunden eher selten in den Schlagzeilen.

Guido Zander: der Zeitexperte

Er nimmt die Welt der gewerblich Beschäftigten (Blue Collar) in den Blick. Während sich die Debatte um die neue hybride Arbeitswelt vor allem um die Bürowelt dreht, veröffentlichte Guido Zander zusammen mit Burkhard Scherf mitten in der Coronapandemie das Buch "New Workforce Management", das neue Arbeitskonzepte für Fabriken, Logistikzentren oder Krankenhäuser aufzeigte. Seine Mission: New Work und mehr Arbeitszeitautonomie sei auch in gewerblichen Jobs möglich. Der gelernte Wirtschaftsinformatiker weiß, wovon er spricht. Seit 18 Jahren ist Zander geschäftsführender Partner der SSZ Beratung, die sich auf Arbeitszeit, Schichtplanung und Workforce Management konzentriert hat. Seine Unabhängigkeit von Technologieherstellern wird ebenso geschätzt wie seine angenehme und unprätentiöse Art. Auch bei der Debatte um Zeiterfassung waren seine zahlreichen Beiträge von Sachkenntnis und Differenziertheit geprägt.


Eine Übersicht über die "40 führenden HR-Köpfe 2023" finden Sie hier.

Die ausführliche Berichterstattung über die Preisträgerinnen und Preisträger 2023 lesen Sie in Personalmagazin Ausgabe 08/2023 oder in der Personalmagazin-App.

Schlagworte zum Thema:  40 führende Köpfe im Personalwesen