"Ein MBA ist ein langfristiges Investment"
Da waren diese zwei Frauen, die sie bei einem Gefahrgut-Spediteur in Kolumbien sah. Es waren LKW-Fahrerinnen. Frauen am Steuer sind in der Branche schon hierzulande selten. Wie muss das erst in einem Land sein, dessen Infrastruktur lückenhaft ist und in dem es diverse Unruheherde gibt? "Ich war geflasht", sagt Marta Balbastre Zuriaga. Sie machte die Rolle von Frauen in Logistikoperationen zum Thema ihrer Thesis, dem abschließenden Teil ihres berufsbegleitenden MBA-Studiums in Leadership and Supply Chain Management an der KLU Kühne Logistics University in Hamburg.
Der Weg der Spanierin nach Deutschland begann mit einem internationalen BWL-Studium, Schwerpunkt Marketing, das sie in Valencia startete und in Bremen mit einem doppelten Bachelor-Grad von zwei Hochschulen abschloss. "Durch Zufall bin ich irgendwann bei Mars gelandet", erzählt sie über ihren Einstieg beim Nahrungsmittelkonzern, wo sie 2018 als Sachbearbeiterin für Kundenbeziehungen im Logistikbereich anfing und sich dann zur Projektleiterin im Lieferkettenmanagement weiterentwickelte.
Erst Power-MBA, dann Präsenz-MBA
Nach zwei Jahren im Job wollte die heute 31-jährige Supply-Chain-Managerin ihr betriebswirtschaftliches Wissen auffrischen und entschied sich für einen Power-MBA. Das international erfolgreiche Online-Angebot eines 2017 gegründeten spanischen Anbieters besteht aus vielen 15-minütigen on-demand Video-Lektionen und ist schon für weniger als 1.000 Euro verfügbar. "Das war super, aber mir hat der persönliche Austausch gefehlt." Als ihr ein Kollege begeistert von dem Studium an der KLU erzählte, ist sie sofort interessiert. "Vor allem die Schwerpunkte Supply Chain und Leadership haben mich überzeugt – das bieten nicht viele Business Schools."
Marta Balbastre Zuriaga finanzierte das 18-monatige Studium, das 33.000 Euro kostet, zu etwa 50 Prozent über ein Stipendium. "Den Rest habe ich ungefähr fifty-fifty privat und durch die Firma abgedeckt", sagt sie. Wichtiger als die finanzielle Unterstützung war jedoch die Flexibilität, die ihr Mars ermöglichte. Sie hatte die Freiheit, ihre Arbeitszeiten an den Unterricht anzupassen, der komplett vor Ort in der Speicherstadt in Hamburg stattfand – an vier aufeinanderfolgenden Tagen einmal monatlich, freitags bis montags von 9 bis 17 Uhr. "Das hat es für mich einfacher gemacht, als wenn ich jede Woche von Bremen nach Hamburg hätte fahren müssen", erklärt sie. In den zwei bis drei Wochen zwischen den Modulen blieb Zeit für Hausaufgaben.
MBA-Studium vereint Theorie und Praxis
Das Programm bestand aus acht festgelegten Modulen plus Abschlussarbeit. Die Inhalte reichten von Managementgrundlagen über Lieferkettenmanagement bis hin zu persönlicher Resilienz und Wohlbefinden in Organisationen. Meistens bekamen die Teilnehmenden "Pre-Reads", um sich vorzubereiten. Der englischsprachige Unterricht bot Theorie, war aber sehr praxisorientiert, mit Gruppenarbeiten, bei denen sie zu zweit oder zu dritt tiefer in die Materie einsteigen konnten, Aufgaben bearbeiteten oder Präsentationen erstellten.
Am eindrücklichsten waren laut der Demand Planning Managerin die Diskussionen der zwölfköpfigen, internationalen Gruppe: Es fanden sich verschiedene Erfahrungen, Branchen, Arbeitsrealitäten und Kulturen in einem Raum zusammen, mit Personen zwischen 27 und 50 Jahren. Alle blickten etwas anders auf Herausforderungen in Führung und Management. Kollegen aus der Schifffahrt, dem Personalwesen oder einer NGO – das eröffnete neue Perspektiven: "Wir hatten auch Gespräche über Ethik und thematisierten die Dilemmas, mit denen jeder von uns in der eigenen Branche konfrontiert ist."
Der Leadership-Teil fühlte sich für die Studentin oft wie eine Coaching-Session an. Dabei ging es um die eigene Persönlichkeit, also darum, sich selbst besser kennenzulernen: Was ist mein Führungsstil? Was treibt mich? Was sind meine Werte? Wie möchte ich führen? Fragen, die im stressigen Arbeitsalltag oft untergehen. "Um sie zu besprechen, braucht es gegenseitiges Vertrauen, das mit der Zeit in der Gruppe gewachsen ist. Dabei entstehen Freundschaften fürs Leben."
MBA als Karrierebeschleuniger?
Ihre persönlichen Highlights waren die Studienreisen nach Columbus, Ohio und vor allem nach Bogotá. "Die Erfahrung in Kolumbien war extrem spannend, weil wir gesehen haben, wie Logistik in einem nicht-europäischen Land funktioniert." Die innovativen Ansätze unter schwierigen Bedingungen beeindruckten sie: "Für mich hat sich quasi eine neue Welt eröffnet." In ihrer Abschlussarbeit tauchte sie tiefer ein: Sie befragte Manager aus verschiedenen Logistikunternehmen in Kolumbien, warum sie Frauen suchen und wie sie diese für den schwierigen Job gewinnen. "Es kam heraus, dass Frauen in der Regel langsamer und vorsichtiger fahren als Männer", berichtet sie. Für Versicherungen seien das Pluspunkte. "Frauen haben zudem meist bessere Kundenbeziehungen. Viele lieben diesen Job."
Im März 2024 feierte Marta Balbastre Zuriaga ihren Abschluss, kurz darauf übernahm sie die Leitung der Bedarfsplanung und des Aktivitätsmanagements für Mars in Deutschland. Sie analysiert mit ihrem Team, wie sich die Nachfrage der Kunden entwickelt und trägt die Verantwortung dafür, dass alle rechtzeitig mit der richtigen Menge beliefert werden. Seit Oktober 2024 umfasst ihr Verantwortungsbereich auch Österreich. War der MBA also ein Karrierebeschleuniger für sie? Von den gelernten Skills, Denkansätzen und Arbeitsweisen aus dem Studium profitiere sie als junge Führungskraft. Das zähle für den Arbeitgeber. "Man sollte nicht erwarten, dass man aus der Hochschule rauskommt und direkt befördert wird", dämpft sie zu hohe Erwartungen. "Ein MBA ist ein langfristiges Investment."
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