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Lernen im KI-Zeitalter

KI-Strategie für eine zukunftsfähige Lernkultur im Unternehmen


Kapitel
KI-Strategie für eine zukunftsfähige Lernkultur im Unternehmen

KI eröffnet Türen zu neuen Lernwelten und stellt Unternehmen gleichzeitig vor grundlegende Entscheidungen: Welche Prozesse profitieren von KI? Welche Tools erfüllen unsere Anforderungen? Welche Kompetenzen brauchen wir, um sie effizient einzusetzen? Damit wird klar: Betriebliche Bildung braucht eine umfassende KI-Strategie, die KI nicht nur als technologische Entwicklung begreift, sondern als Unterstützung, die den Menschen sinnvoll ergänzt.

Doch hier liegt ein Problem: Laut McKinsey befinden sich gut zwei Drittel der Unternehmen, die KI zumindest punktuell einsetzen, noch in der Pilot- oder Experimentierphase, ohne Strategie. Eigentlich kein Wunder, denn gerade generative KI ist erst seit etwa drei Jahren breit verfügbar. Jetzt ist es aber höchste Zeit, KI nachhaltig und strategisch in die Organisation einzubetten. Dass sich das lohnt, zeigt eine Studie von Thomson Reuters: Unternehmen mit definierter KI-Strategie erzielen doppelt so häufig Umsatzwachstum durch KI.

KI strategisch einbetten

Entscheidend ist der ganzheitliche Blick: Erst wenn Mensch, Technik und Unternehmen als Einheit agieren, entsteht zukunftsfähiges Lernen. Eine KI-Strategie muss deshalb fest in Prozesse, Strukturen und Kultur eingebettet sein und sich parallel zu Markttrends und den sich verändernden Rahmenbedingungen weiterentwickeln. Diese Leitfragen unterstützen bei der Strategieentwicklung:

  • Welche konkreten Probleme lösen wir mit KI und welchen Mehrwert schaffen wir für die Organisation?
  • Nicht jede Aufgabe profitiert von Automatisierung. Der sinnvollste Einsatz entsteht durch eine klare Abgrenzung: Was übernimmt KI – und was bleibt bewusst beim Menschen?
  • Welche Rahmenbedingungen brauchen wir, damit KI-Lösungen nachhaltig funktionieren?

Passende KI-Tools auswählen

KI-Tools überschwemmen derzeit den Markt und es ist schwierig, den Überblick zu behalten. Es lohnt sich, infrage kommende Technologien kritisch nach folgenden Kriterien zu analysieren:

  • Transparenz: KI-Tools sollen nachvollziehbar sein. Wie entstehen die Ergebnisse? Auf welcher Datenbasis arbeitet das Modell? 
  • Datenhaltung: Wo speichert und verarbeitet der Anbieter die Daten und wie sind sie geschützt? 
  • Abhängigkeiten vermeiden: Ermöglicht das Tool den Export von Inhalten? Es lohnt sich zudem, erst lokale und europäische Anbieter zu prüfen, Open-Source-Lösungen zu evaluieren, Multi-Cloud-Strategien zu nutzen und eine klare Datenstrategie aufzubauen. 
  • Bedienbarkeit: Intuitive Oberflächen und einfache Workflows entscheiden, ob KI entlastet oder zusätzlichen Aufwand schafft.
  • Kompatibilität: KI-Lösungen müssen sich in bestehende Systeme einfügen, insbesondere in das LMS, in HR-Systeme oder interne Wissensplattformen. 

Wandel gestalten

KI verlagert den Fokus von Learning & Development (L&D) weg von reiner Schulungsproduktion hin zu strategischen Aufgaben. Das verlangt ein klares Mindset: Es geht hier nicht bloß um ein neues Tool, sondern die Einführung einer neuen Arbeitsweise. Damit dieser Wechsel gelingt, braucht es ein Change-Management, das die Mitarbeitenden und ihre Kompetenzen in den Mittelpunkt stellt. Führungskräfte spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie verbinden L&D mit Unternehmenszielen und schaffen die Freiräume, in denen Mitarbeitende neue Arbeitsweisen entwickeln können. So entsteht eine Lernkultur, die Offenheit fördert und den Einsatz von KI Schritt für Schritt verankert.

Kompetenzen aufbauen

KI ist kein Selbstläufer. Vielmehr entfaltet sie ihr Potenzial erst, wenn Menschen sie richtig einsetzen. Da überrascht es wenig, dass KI-Kompetenzen derzeit zu den gefragtesten Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt gehören. Auch der aktuelle Bericht des Statistischen Bundesamts zeigt dringenden Handlungsbedarf: 71 Prozent der Unternehmen geben mangelndes Wissen als Hürde bei der Einführung von KI an. Darum verpflichtet die EU-KI-Verordnung ab August 2026 alle, die KI-Systeme nutzen, zu ausreichender KI-Kompetenz.

Mitarbeitende müssen dafür keine Data Scientists werden, aber sie brauchen ein solides Verständnis von Funktionsweise, Möglichkeiten und Grenzen von KI. Auch bildet KI-Kompetenz die Basis für eine funktionierende Governance. Da sich KI-Tools schnell weiterentwickeln, Lernbedarfe und organisatorische Anforderungen sich verändern, ist der Kompetenzaufbau ein fortlaufender Prozess: Prüfen Sie regelmäßig, ob Lerninhalte noch aktuell sind und ob Teams zusätzliche Fähigkeiten benötigen.

KI verantwortungsvoll und bewusst einsetzen

Teams brauchen feste Leitlinien, die den sicheren Umgang mit KI im Arbeitsalltag definieren. Ein wirkungsvolles Rahmenwerk umfasst drei Bereiche: Erstens braucht es definierte Prüfprozesse, damit KI-Ausgaben nicht ungefiltert in Lernprozesse gelangen. Zweitens müssen Datenschutz und Datensicherheit gewährleistet sein. Sensible Informationen gehören nicht in externe Systeme und Tool-Owner brauchen klare Vorgaben zur Datenhaltung. Entsprechend wichtig sind regelmäßige interne Schulungen zu Datensicherheit. Drittens informieren Ausbildende und Verantwortliche offen darüber, wo KI im Kursmaterial zum Einsatz kommt. Kurze Hinweise im Kurs oder verständliche Erläuterungen im Autorentool schaffen Transparenz und stärken das Vertrauen der Lernenden.

Lernen mit KI stärken

Lernen bleibt ein menschlicher Prozess, den KI unterstützen kann. Entscheidend ist, wie wir KI in den Lernprozess einbinden. Ein wichtiger Punkt ist, Mitarbeitenden zu zeigen, wie sie KI nicht nur für die Antwortgewinnung nutzen, sondern als wirkliche Lern-Unterstützung. Immer mehr KI-Tools haben dafür einen Tutor-Modus (bei ChatGPT heißt er "Studieren und Lernen"). In dieser Funktion begleitet die KI bei der Problemlösung, vertieft das Verständnis mit gezielten Fragen und regt eine tiefere Reflexion an.

Was bedeutet das für die Rolle von L&D?

Wenn KI Inhalte schneller und in brauchbarer Qualität erzeugt, verändert sich auch die Rolle von L&D. Taylor und Vinauskaite zeigen in ihrem neusten Arbeitsbericht drei mögliche Entwicklungen für die betriebliche Bildung:

  • L&D übernimmt die Rolle des "Kompetenz-Kompass" und definiert, welche Fähigkeiten das Unternehmen braucht und wie man diese aufbaut. 
  • L&D als Partner im Arbeitsalltag unterstützt Teams dabei, eigene Lernlösungen zu entwickeln und KI verantwortungsvoll einzusetzen. 
  • L&D wirkt als Treiber für unternehmensweite Veränderungen. Der Fokus liegt nicht nur auf Lernangeboten, sondern auf den größeren Herausforderungen, um Teams dabei zu unterstützen, Arbeitsabläufe, Zusammenarbeit und Leistung zu verbessern.

Diese Perspektiven zeigen: KI verlagert den Fokus weg von der reinen Schulungsproduktion und vor allem weg vom reaktiven L&D hin zu strategischen, beratenden und kulturellen Aufgaben. Und genau hier liegt die Chance für L&D, echte Wirkung zu erzielen.


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