Studie: Entgrenzung von Arbeit und Privatleben im Homeoffice

HR- und Unternehmensverantwortliche sehen negative Auswirkungen bei ihren Mitarbeitenden durch die Entgrenzung von Arbeit und Privatleben im Homeoffice. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung des Fraunhofer IAO und der Deutschen Gesellschaft für Personalführung. Die Studie beleuchtet außerdem die Ursachen sowie mögliche Strategien zur Vermeidung.

Mit zunehmender Dauer der Coronapandemie haben sich mobile Arbeitsformen vom Wohlfühlthema zum Belastungsfaktor für Unternehmen und ihre Beschäftigten entwickelt. Eine Ursache dafür könnte in der Entgrenzung von Arbeit und Berufsleben liegen, wie eine Befragung des Fraunhofer IAO und der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) nahelegt. An der Folgebefragung der Studie "Arbeiten in der Corona-Pandemie" nahmen im Dezember 2020 rund 180 HR- und Unternehmensverantwortliche teil. Darin bestätigt sich, was bereits im AOK-Fehlzeitenreport 2020 bekannt wurde: Eine Entgrenzung zwischen Arbeit und Privatem kann zu gesundheitlichen Einschränkungen durch ein gesteigertes Stresslevel und mangelnde Erholung führen.

Homeoffice: Führungskräfte beobachten negative Entgrenzungseffekte

Sieben von zehn Befragten gaben an, negative Wirkungen durch eine Entgrenzung bei den Beschäftigten zu beobachten. Das Ausmaß der Effekte schätzen die Studienteilnehmer unterschiedlich ein: 35 Prozent sehen einige, 30 Prozent wenige und sechs Prozent viele ihrer Beschäftigten betroffen. Als häufige Gründe für die Entgrenzung nannten die Befragten die folgenden: Arbeit zu unüblichen Tageszeiten (66 Prozent), fragmentiertes Arbeiten frühmorgens und nach längerer Pause spätabends (51 Prozent) sowie Arbeiten am Wochenende (35 Prozent). Darin manifestieren sich die Coronabedingungen der Parallelität von Homeoffice, teilweise auch Homeschooling beziehungsweise Kinderbetreuung sowie Platzproblemen und schlechten Arbeitsbedingungen in der Privatwohnung.

Mehr als ein Drittel sieht dringenden Handlungsbedarf

Während die Probleme – und teilweise auch die Ursachen – offensichtlich sind, beurteilen die Befragten den Umgang der Unternehmen damit kritisch. Immerhin 37 Prozent sehen deutlichen oder sogar dringenden Handlungsbedarf, 50 Prozent sehen wenig, 13 Prozent keinen. Doch wer trägt die Verantwortung dafür? Hier zeigen sich drei unterschiedliche Wahrnehmungen: Während die Hälfte (52 Prozent) die direkte Führungskraft in der Hauptverantwortung sieht, sehen ähnlich viele Befragte (48 Prozent) die Unternehmensleitung und immerhin 48 Prozent die Beschäftigen selbst am Zuge. Den Sozialpartnern und HR dagegen messen die Befragten weniger Bedeutung bei.

Arbeit und Privatleben im Homeoffice: Sinnvolle Strategien fehlen noch

Dass Handlungsbedarf besteht, macht die Befragung deutlich. Doch was tun Unternehmen, um Entgrenzungseffekten entgegenzuwirken? Auf der Seite der tatsächlich umgesetzten Maßnahmen finden teamverantwortete Erreichbarkeitsregelungen (39 Prozent), Beratungsangebote durch den betrieblichen Gesundheitsdienst (36 Prozent) sowie Kontrollen zur Einhaltung des Arbeitszeitrahmens (30 Prozent) die größte Zustimmung. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass vielen Befragten diese nicht genügen. So wünschen sich beispielsweise 60 Prozent Schulungen zur Sensibilisierung von Führungskräften, gefolgt von klaren Statements der Unternehmensleitung (54 Prozent). An der Sinnhaftigkeit technischer Restriktionen, beispielsweise dem Herunterfahren von Mailservern für einen festgelegten Zeitraum, scheiden sich die Geister.


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