Purpose Driven Organizations: Unternehmen auf Sinnsuche

Organisationen als Orte, an denen Menschen täglich Sinn stiften: Diesem Leitbild folgt die Purpose Driven Organization. Wie das in der Praxis aussieht, beleuchten Franziska Fink und Michael Moeller und liefern ein theoretisches Konstrukt, das den Purpose erläutert.

Organisationen reduzieren Komplexität, um das eigene Überleben zu sichern. Dafür beobachten sie permanent die Differenz zwischen System und Umwelt. Sie tun das mithilfe von Sinn. Was Sinn ergibt, wird im Laufe der Zeit durch Entscheidungen oder regelmäßige Wiederholung und gute Erfahrungen in Entscheidungsprämissen festgehalten. Diese Prämissen beeinflussen, determinieren aber nicht die operativen Entscheidungen. Und weil die alltäglichen Entscheidungen, aber auch die sogenannten strategischen Entscheidungen, nur lose mit den Entscheidungsprämissen gekoppelt sind, kann auch abweichend davon entschieden werden. Dadurch entstehen Variationen. Wird an diese durch nachfolgende Entscheidungen immer wieder angeknüpft, entwickelt sich die Organisation in einem evolutionären Prozess inkrementell, aber unter Umständen auch radikal weiter. So funktionieren aus Sicht moderner Organisationsforschung Organisationen.

Die Frage ist nun: Wie können Organisationen unter diesen Bedingungen auf einen angestrebten Purpose, also einen spezifischen Sinn und Zweck, ausgerichtet werden? Was sind Ansatzpunkte und Hebel, um eine Organisation in eine solche Richtung zu entwickeln? Und was machen Purpose Driven Organizations anders?

Methoden und Tools unterstützen den Purpose


Um die Organisationsprobleme der heutigen Zeit zu lösen, ist es aus systemtheoretischer Sicht wenig aussichtsreich, immer wieder größere Veränderungsprozesse anzustoßen. Denn dadurch entsteht lediglich ein Zickzackkurs zwischen zwei Polen – beispielsweise Zentralisierung und Dezentralisierung. Stattdessen schlagen zahlreiche Veröffentlichungen zu den Themen Purpose, Selbstorganisation und Agilität unterschiedliche Methoden und Tools vor, um einen Purpose Drive zu erzielen. Dazu zählen Einzelmethoden wie Purpose Quests oder Hackathons, agile Projektmanagementansätze wie Scrum, aber auch umfassendere Managementansätze wie Soziokratie oder Holokratie. Allein bewirken sie allerdings noch keinen Purpose Drive. Notwendig ist deshalb eine grundlegend andere Art zu operieren. Es geht also darum, wie Organisationen sich organisieren. Es geht darum, die fünf Disziplinen des Purpose zu meistern.

Purpose-Drive braucht Übung

Aber klar ist auch, ein einmaliges Veränderungsprojekt bewirkt noch keinen nachhaltigen Wandel. Dranbleiben lautet also die Devise. Ähnlich wie im Sport wird nur als Fähigkeit behalten und verbessert, was zielorientiert und reflektiert geübt wird. Wir haben die oben genannten Ansatz- und Hebelpunkte daher die fünf Disziplinen der Purpose Driven Organizations genannt.

  1.  Purpose wird zur dominanten Entscheidungsprämisse erklärt.
  2.  Rollen und Kommunikationswege werden im Zuge einer kodifizierten Selbstorganisation ausdifferenziert.
  3. Personen werden im Sinn einer ganzheitlichen Partnerschaft nicht mehr nur als Mittel, sondern auch als Zweck betrachtet.
  4. Kulturell werden Werte, Normen und Glaubenssätze favorisiert, die Superflexibilität und eine Vertrauenskultur fördern.
  5. Die Organisation koppelt sich eng mit anderen Organisationen und Stakeholdern, mit denen sie sich in einer Art Entwicklungsgemeinschaft sieht. Dadurch entsteht eine Co-Evolution im Ökosystem.


Dieser Artikel stammt auf dem Personalmagazin 06/2019 mit dem Schwerpunkt "Purpose". Lesen Sie das gesamte Magazin inklusive der Titelstrecke in der Personalmagazin-App.

Schlagworte zum Thema:  HR-Management, Unternehmenskultur