Personalmarketing: Arbeitgeberattraktivität per Gesetz

Das würde sich das ein oder andere Unternehmen mit Mangel an geeigneten Fachkräften wohl auch wünschen: Die eigene Attraktivität per Gesetz steigern zu können. Die Bundesverteidigungsministerin hat das heute für ihr Unternehmen, die Bundeswehr, veranlasst.

Das Projekt, das der Bundeswehr zu mehr Attraktivität bei den Arbeitnehmern verhelfen soll, läuft seit dem Ende der Wehrpflicht im Jahr 2011: Im so genannten "Reformbegleitprogramm", das noch von der Leyens Vorgänger Thomas de Maizière einsteuerte, sollten zum Beispiel die Kinderbetreuung und die Ausbildungsbedingungen verbessert und mehr finanzielle Anreize für die Mitarbeiter eingeplant werden. Und das alles während noch 90.000 Stellen in der Bundeswehr abzubauen waren.

Nach Abschluss der Streitkräftereform in drei Jahren sollen 185.000 Soldaten und 55.000 zivile Mitarbeiter der Bundeswehr angehören. Für die erforderlichen 20.000 Einstellungen pro Jahr sind etwa 60.000 Bewerbungen erforderlich.

Bundeswehr-Attraktivitätssteigerungsgesetz im Kabinett verabschiedet

Nun versucht es Ursula von der Leyen mit dem "Gesetz zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr - Bundeswehr-Attraktivitätssteigerungsgesetz" (BwAttraktStG). Das Kabinett konnte sie von dem Gesetz bereits überzeugen – auch wenn im Vorfeld ein Bericht der "Bild"-Zeitung zu Debatten über die Finanzierung des Projekts geführt hatte. Wie das Blatt unter Berufung auf ein internes Papier des Ministeriums berichtet, fehlen dem Ministerium ab 2016 finanzielle Mittel in Höhe von rund 300 Millionen Euro. Doch von der Leyen betonte nun, dass das Gesetz auch die Unterstützung von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) habe.

Darüber wird auch im Bundestag noch debattiert werden. Er muss dem Gesetz zustimmen. Die Neuregelungen werden deswegen frühestens im April 2015 in Kraft treten.

Flexible Arbeitszeiten in der Bundeswehr

In dem Gesetz ist ein Maßnahmenbündel festgehalten, das die Bundeswehr für neue Bewerber attraktiver machen und gleichzeitig die bereits eingestellten Bundeswehrmitarbeiter binden soll. Es stehen vor allem flexiblere Arbeitszeiten im Vordergrund: Die Bundeswehr soll erstmals eine Regelung zur Wochenarbeitszeit mit 41 Stunden erhalten, womit die Ministerin auch eine EU-Richtlinie umsetzt. Zudem soll es Regelungen für die Vergütung von Überstunden geben. Für Teilzeitarbeit fallen die Beschränkungen weg. Bisher kann die Arbeitszeit nur für die Betreuung eigener Kinder oder die Pflege von Angehörigen verkürzt werden.

Retention soll über Zuschläge erreicht werden

Als Bindungsmaßnahme soll die Bundeswehr künftig Prämien und Zuschläge auszahlen können. Diese sollen 20 Prozent der ersten Stufe des Grundgehalts betragen, über einen Zeitraum von vier Jahren. Bei einem Flugzeugmechaniker etwa sind das 440 Euro im Monat oder eine einmalige Prämie von 21.100 Euro.

Für 22.000 Soldaten und 500 zivile Mitarbeiter, die besonderen Belastungen ausgesetzt sind, sollen die Zuschläge um bis zu 40 Prozent erhöht werden. Der Sold für freiwillig Wehrdienstleistende steigt um etwa sieben Prozent.

Personalmarketing-Kampagnen sorgten bisher für viel Kritik

Bisher sorgten die Bemühungen der Bundeswehr, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, häufig für Kritik. Gerade die bisherigen Personalmarketing-Kampagnen waren in den Fokus der Kritiker geraten. So zerriss erst vor Kurzem "Spiegel-Online" die neue Kampagne, die eigentlich Frauen für den Beruf als Soldat anwerben sollte. Kurz danach wurde die Kampagne gestoppt. Als 2012 die Bundeswehr in Anzeigen in der Jugendzeitschrift „Bravo“ mit Abenteuercamps für sich warb, war auf "Spiegel-Online" die ironische Überschrift "Palmen, Party, Panzerfahren" zu lesen.

Welche Marketing-Aktionen als Vorbild dienen können

In einigen Punkten sind die Bemühungen aus der HR-Brille aber auch durchaus positiv zu bewerten, wie das Personalmagazin in Ausgabe 12/2012 aufzeigt. So hat die Bundeswehr in ihren Kampagnen und Maßnahmen

  • Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Unternehmen herausgestellt,
  • das Arbeitgeberimage durch Aktionen an Schulen früh verbreitet,
  • Arbeitnehmer als "Testimonials" im Recruiting eingesetzt, um reale Erfahrungen im Job zu vermitteln,
  • ein ausreichendes Budget für Marketingmaßnahmen eingeplant,
  • eine emotionale Ansprache in Anzeigen gewählt und
  • Mitarbeiterbefragungen durchgeführt, die das Image des Unternehmens aufzeigten.
dpa
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