Personalentwicklung: Jung und alt gemeinsam produktiv

Ältere Mitarbeiter sind langsam und stressanfällig, so ein verbreitetes Vorurteil. Die Ergebnisse eines Forschungsprojekts könnten dieses entkräften: Sie zeigen, wie Personalentwicklungsmaßnahmen Alterserscheinungen mindern und die Produktivität altersgemischter Teams steigern können.

Wie lässt sich die Innovationsfähigkeit und Kreativität von altersgemischten Teams stärken und fördern? Die Antwort auf diese Frage dürfte viele Unternehmen angesichts des demografischen Wandels und sich dadurch verändernder Altersstrukturen in der Belegschaft aktuell brennend interessieren.

Langsam und stressanfällig: Vorurteile gegen Ältere

Denn noch gibt es in der Praxis häufig Schwierigkeiten, wenn Jung und Alt zusammenarbeiten sollen. "Ältere Mitarbeiter gelten häufig als langsamer, stressanfälliger und wenig begeisterungsfähig für neue Arbeitsprozesse. Teilweise sind das jedoch Vorurteile, die gerade, wenn sie in der Führungsebene vorherrschen, negative Auswirkungen auf das Arbeitsklima haben können", erklärt Kristina Küper.

Küper koordiniert das "Innokat"-Projekt am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund. Gemeinsam mit ihren Kollegen sowie Wissenschaftlern der Ruhr-Universität Bochum und der RWTH Aachen hat Küper in dem Projekt Antworten auf Fragen zur Produktivität altersgemischter Teams gesucht.

Dazu haben die Wissenschaftler in Kooperation mit zwei mittelständischen Unternehmen die Zusammenarbeit in altersgemischten Team untersucht und verschiedene Trainings- und Entwicklungsmaßnahmen konzipiert, erprobt und evaluiert.

Trainings sollen Alterserscheinungen entgegen wirken

Den tatsächlich auftretenden Alterserscheinungen könne man oft schon mithilfe einfacher Trainings und anderer Maßnahmen entgegenwirken, erläutert Projektkoordinatorin Küper den Ansatz.

"Die von uns entwickelten Maßnahmen setzen deshalb an drei verschiedenen Arbeitsebenen an: bei den einzelnen Beschäftigten, altersgemischten Teams und den Führungskräften", so Küper.

Über drei Jahre Projektarbeit hinweg konnten die Wissenschaftler so wirksame Maßnahmen auf allen drei Ebenen identifizieren.

Individuum: Gedächtnis und Stressmanagement trainieren

Auf der individuellen Ebene hätten vor allem kognitive Trainings und ein effektiver Umgang mit Stress Wirkung gezeigt, berichten die Wissenschaftler.

Zum einen ließe sich die stressbedingte Erschöpfung, die bei älteren Beschäftigten nachweislich ansteigt, durch Trainingsmaßnahmen zum Umgang mit Stress mindern.

Auf der anderen Seite würden kognitive Trainings präventiv auf die Gedächtnisleistung einwirken – auch bei den jüngeren Mitarbeitern: Im Projekt hätten sich etwa kognitive Trainings des Kurzzeitgedächtnisses für alle Altersgruppen als hilfreich erwiesen.

Diese Trainings verbesserten nicht nur das Kurz- und Langzeitgedächtnis, sondern verminderten auch die Ablenkbarkeit deutlich und erleichterten somit das schnelle und zielorientierte Handeln der Mitarbeiter, wie die Projektergebnisse zeigen.

Team: Partizipation fördern

Die Zusammenarbeit in Team habe in Unternehmen maßgeblichen Einfluss auf den Innovationserfolg, so die Forscher. Auf dieser Arbeitsebene könne Partizipation helfen: Werden die Angestellten bei der Zielsetzung und der Bestimmung von Kriterien zur Leistungsbewertung beteiligt, sei sowohl die Identifikation mit dem Team als auch die Motivation im Team größer, was zu einem positiveren Teamklima beitrage, so die Erkenntnisse der Forscher. Dadurch werde die Produktivität des Teams insgesamt gesteigert.

Führungskraft: alle auf einen Nenner bringen

Auch der Führungsstil könne dazu beitragen, altersgemischte Teams zu harmonisieren und auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören, so ein weiteres Ergebnis des "Innokat"-Projekts. Dabei müssten Führungskräfte häufig zunächst für das Potenzial älterer Arbeitnehmer sensibilisiert werden. Erst wenn Altersvorurteile aus dem Weg geräumt sind, könne die Effektivität von altersgemischten Arbeitsteams erhöht werden.

Dafür empfehlen die Wissenschaftler den Führungsstil "Servant Leadership", bei dem die Führungskraft sich als Dienstleister des Unternehmens versteht und einen besonderen Fokus auf die Interessen der Mitarbeiter setzt. Dieser habe sich im Projekt als positiv auf die Leistungs- und Innovationsfähigkeit ausgewirkt, berichten die Forscher.

In Führungskräftetrainings und anschließenden Coachings wurde im Projekt erarbeitet, wie ältere aber auch jüngere Mitarbeiter motiviert werden können und wie Entwicklungspotenziale bei einzelnen Mitarbeitern aufgedeckt und gefördert werden können.

Vorstellung der Projektergebnisse

Die Ergebnisse aus dem "Innokat"-Projekt werden in einem Workshop am 8. und 9. Oktober 2015 im Silbersaal der Westfalenhallen Dortmund GmbH präsentiert.

Die Teilnahme ist kostenlos und richtet sich insbesondere an mittelständische Unternehmen, die sich für praxistauglichen Lösungsansätze rund ums Demografie-Management interessieren.

Weitere Informationen zum Projekt und zur Veranstaltung.