Mitarbeiterbindung: Wechselbereitschaft

Drei aktuelle Studien bescheinigen deutschen Arbeitnehmenden zu Jahresanfang eine hohe Wechselbereitschaft. Sie warnen zudem vor einem steigenden Fluktuationsrisiko und sinkender Mitarbeiterbindung – vor allem unter jüngeren Beschäftigten.

Zu den guten Vorsätzen, die man an Silvester fasst, gehört für viele auch, sich einen neuen Job zu suchen, der mehr Gehalt, mehr Zufriedenheit oder mehr Work-Life-Balance verspricht. Daher steigt üblicherweise zu Jahresbeginn die Wechselbereitschaft.

So auch 2024: Eine Analyse von Culture Amp, einem Anbieter für Mitarbeiterbefragungen und Feedback-Lösungen, zeigt, dass 23 Prozent der deutschen Arbeitnehmenden aktuell darüber nachdenken, in den nächsten zwölf Monaten den Arbeitsplatz zu wechseln oder bereits aktiv auf der Suche sind. Damit besteht für rund 10,5 Millionen Mitarbeitende hierzulande ein sehr hohes Risiko, dass sie ihr Unternehmen im Laufe des Jahres verlassen. In Deutschland liegt dieser Wert sogar um fünf Prozentpunkte über dem weltweiten Wert von 18 Prozent.

Mehr als ein Drittel der Beschäftigten ist wechselbereit

Eine noch höhere Wechselbereitschaft bescheinigt eine Studie im Auftrag des Jobnetzwerks Xing den Beschäftigten in Deutschland: Dieser Erhebung zufolge sind derzeit sogar 30 Prozent der Arbeitnehmenden offen für einen Jobwechsel, weitere 7 Prozent haben bereits konkrete Schritte dafür unternommen. Die Studie zeigt auch, dass jüngere Menschen verhältnismäßig offener sind für eine neue Beschäftigung. 49 Prozent der befragten 18- bis 29-Jährigen könnten sich vorstellen, den Job zu wechseln.

Sinkende Mitarbeiterbindung vor allem bei jüngeren Beschäftigten

Zu ähnlichen Ergebnisse kommt auch der aktuelle Hernstein Management Report, eine repräsentative Befragung von 1.500 Führungskräften in Deutschland und Österreich. Demnach sind 9 von 10 der befragten Führungskräfte der Ansicht, dass sich unter 30-Jährige weniger an ihren Arbeitgeber gebunden fühlen als die Generation davor. 76 Prozent aller Führungskräfte sehen bei jüngeren Mitarbeitenden eine geringere Hemmschwelle, den Job zu wechseln. Diese würden aus deutlich geringeren Anlässen das Unternehmen verlassen als frühere Generationen.

Fluktuationsrisiko steigt

Eine hohe Mitarbeiterfluktuation ist für Unternehmen mit Risiken und hohen Kosten verbunden. Untersuchungen von Culture Amp zufolge liegen diese für das Ersetzen eines Mitarbeiters zwischen 30 Prozent und 200 Prozent seines Gehalts. Dazu gehören die Ausgaben für das Recruiting sowie die Auswirkungen auf die Produktivität und auf das gesamte Team. Mehr zur Berechnung der Fluktuationskosten lesen Sie im Beitrag "Mitarbeiterfluktion mit Onboarding senken".

Mitarbeiterbindung: Gründe zu gehen, Gründe zu bleiben

Um dem Fluktuationsrisiko entgegenzuwirken, ist es für Unternehmen wichtig zu wissen, welche Faktoren die Mitarbeiter binden und welches die wichtigsten Gründe für einen Arbeitgeberwechsel sind. Hier liefert die Studie von Xing folgende Erkenntnisse: Für diejenigen, die zumindest offen für einen Wechsel sind, sind das Gehalt (73 Prozent), ein attraktiver Standort (65 Prozent) und eine flexible Arbeitszeiteinteilung (64 Prozent) die wichtigsten Faktoren bei der Wahl eines potenziellen neuen Arbeitgebers. Bei denjenigen, die bei ihrem Arbeitgeber bleiben wollen, sieht die Aufteilung etwas anders aus. Hier liegt das Hauptaugenmerk auf langfristiger Sicherheit (75 Prozent), gutem Führungsverhalten (69 Prozent) und einer flexiblen Arbeitszeiteinteilung (59 Prozent).


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