Gehaltsvergleich zum Tag der Deutschen Einheit

Am dritten Oktober wird die deutsche Wiedervereinigung gefeiert. Wie weit die deutsche Einheit auf dem Lohnzettel vorangeschritten ist, zeigt ein Ländervergleich von Lohnspiegel.de und der Hans-Böckler-Stiftung. Das Fazit: Immer noch finden sich erhebliche Gehaltsunterschiede, auch wenn sich das Lohnniveau von Jahr zu Jahr angleicht.

Zum Tag der Deutschen Einheit hat das Portal Lohnspiegel.de, das vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird, die Einkommensstrukturen in den neuen und alten Bundesländern untersucht. Hierfür wurden 188.000 Gehaltsdaten der Plattform ausgewertet. Das Ergebnis: Immer noch lässt sich ein beträchtliches Gehaltsgefälle feststellen. Die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro führt teilweise zu einer Annäherung.

Es braucht mehr Tarifbindung in Ostdeutschland

Zum 1. Oktober 2022 wird der Mindestlohn auf 12 Euro erhöht. Das führt zu einer Angleichung der Gehälter, da besonders in den "alten" Bundesländern ein höherer Anteil der Beschäftigten von der Erhöhung profitiert. Diese Annäherung bezieht sich allerdings nur auf Beschäftigungen im unteren Entgeltbereich.

Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die mehr verdienen als den Mindestlohn, ist oft entscheidend, ob sie nach Tarifvertrag bezahlt werden. In Westdeutschland trifft das laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (AIB) auf über die Hälfte (54 Prozent) der Beschäftigten zu. In Ostdeutschland nur noch auf 45 Prozent.

Große Gehaltsunterschiede in bestimmten Berufsgruppen

Die Gehaltslücke zwischen Ost und West zeigt sich besonders deutlich bei vielen technischen Berufen. Maschinenbauingenieure und -ingenieurinnen mit zehn Jahren Berufserfahrung verdienen in Westdeutschland im Schnitt 5.410 Euro brutto im Monat. In Ostdeutschland bekommt eine Person mit vergleichbarer Position und Berufserfahrung nur 4.380 Euro. Das ist ein Unterschied von 19 Prozent.

Ein weiteres Beispiel für den Einkommensunterschied zwischen Ost und West sind die Gehälter von Industriemechanikerinnen und -mechanikern. Sie verdienen in Ostdeutschland 2.670 Euro und in Westdeutschland 3.410 Euro.

"Den Beschäftigten in der westdeutschen Metall- und Elektroindustrie kommt dabei zugute, dass die Tarifbindung hier noch relativ hoch ist", erläutert WSI-Experte Dr. Malte Lübker. "Der Weg zu fairen Löhnen für alle ostdeutschen Beschäftigten führt deshalb über eine Stärkung der Tarifbindung."

Lohngefälle auch zwischen osdeutschen Bundesländern

Doch Ostdeutschland ist durchaus heterogen: Auch zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es teils deutliche Unterschiede im Lohngefälle im Vergleich zum Westen. Das niedrigste Gefälle herrscht im Stadtstaat Berlin mit 2,7 Prozent. Auf dem zweiten Platz liegt Brandenburg - sicher auch wegen des prosperierenden Berliner Umlandes. Hier verdienen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 10,6 Prozent weniger. Der größte Unterschied klafft zwischen Westdeutschland und dem Freistaat Sachsen: Hier liegen die Verdienste der Befragten um 14,8 Prozent unter dem Niveau für vergleichbare Tätigkeiten im Westen.

Die gute Nachricht: Bei den Tariflöhnen gibt es über 30 Jahre nach der Wiedervereinigung keine wesentlichen Ost-West-Unterschiede mehr. "Die weitgehende Angleichung der Tariflöhne ist ein Erfolg der Gewerkschaften – und ein oft unterschätzter Beitrag zur Herstellung von gleichwertigen Lebensverhältnissen in Ost und West", sagt WSI-Experte Lübker. So lag das tarifliche Entgeltniveau in Ostdeutschland im Jahr 2021 bei 98 Prozent des West-Niveaus, verglichen mit 60 Prozent im Jahr 1991.

Bruttomonatslöhne in West- und Ostdeutschland für ausgewählte Berufe


Beruf

Bruttomonatslohn West

Bruttomonatslohn Ost

Unterschied in Prozent

Kaufmann/-frau im Einzelhandel

2.360 €

2.240 €

-5,1

Verkäufer/in im Einzelhandel

2.220€

2.100 €

-5,4

Softwareingenieur/in

5.210 €

4.610 €

-11,5

Sozialpädagoge/-pädagogin

3.650 €

3.210 €

-12,1

Kaufmann/-frau im Großhandel

2.890 €

2.520 €

-12,8

Personalsachbearbeiter/in

3.350 €

2.890 €

-13,7

Steuerfachangestellte/r

2.830 €

2.440 €

-13,8

Lagerarbeiter/in

2.420 €

2.070 €

-14,5

Kfz-Mechatroniker/in

2.600 €

2.220 €

-14,6

Buchhalter/in

3.260 €

2.770 €

-15,0

Callcenteragent/in

2.420 €

2.050 €

-15,3

Industriekaufmann/-frau

3.130 €

2.650 €

-15,3

Bauingenieur/in

4.770 €

4.030 €

-15,5

Wirtschaftsingenieur/in

5.730 €

4.820 €

-15,9

Maschinenbautechniker/in

4.170 €

3.480 €

-16,5

Elektrotechnikingenieur/in

5.520 €

4.530 €

-17,9

Elektrotechniker/in

4.020 €

3.280 €

-18,4

Maschinenbauingenieur/in

5.410 €

4.380 €

-19,0

Maschinen- und Anlagenführer/in

3.110 €

2.490 €

-19,9

Industriemechaniker/in

3.410 €

2.670 €

-21,7



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Schlagworte zum Thema:  Vergütung