Frontline Worker: Geldsorgen und hohe Fluktuation

Überarbeitet, unzufrieden, von der Unternehmensleitung abgeschottet: Systemrelevante Mitarbeitende fühlen sich häufig nicht wertgeschätzt. Eine Studie zeigt, dass viele Führungskräfte tatsächlich wenig Verständnis für die Probleme der sogenannten Frontline Worker haben.

Die "Globale Trendstudie Operativer Arbeitskräfte 2024" des Softwareherstellers Beekeeper zeigt: Vorgesetzte von Pflegekräften, Produktionsmitarbeitenden und anderen systemrelevanten Berufen haben oft völlig andere Vorstellungen von den Problemen und Sorgen ihrer Mitarbeitenden als diese selbst. Für die Studie wurden 3.700 Personen aus systemrelevanten Branchen wie Gastwirtschaft, Gesundheitswesen oder Logistik in Deutschland, Österreich und der Schweiz danach gefragt, was sie im Job motiviert, stresst oder ihre Produktivität hemmt.

Frontline Worker: Führungskräfte zweifeln an Arbeitsmoral

Um etwaige Diskrepanzen festzustellen, wurden sowohl Arbeiterinnen und Arbeiter als auch deren Vorgesetzte und Führungskräfte aus den Unternehmenszentralen um ihre Einschätzungen gebeten. Danach gefragt, was die Beschäftigten am meisten daran hindert, produktiv zu sein, offenbarten die Führungskräfte in der Unternehmenszentrale Misstrauen: Fast die Hälfte gab an, dass die Arbeitsmoral das Problem sei. Außerdem halten vier von zehn Führungskräften die jeweiligen Teamziele für unklar und ein Drittel denkt, dass die Belegschaft mehr geschult werden müsste.

Gänzlich andere Hauptgründe für fehlende Produktivität nennen die Mitarbeitenden selbst: Vier von zehn Befragten machen unterbesetzte Schichten dafür verantwortlich, zwei von zehn bemängeln fehlende Anerkennung und ähnlich viele Befragten finden, dass die teamübergreifende Kommunikation unzureichend ist.       

Sorgen beim Gehalt und Mängel bei der Arbeitsplatzsicherheit

Auch die direkten Vorgesetzten der Frontline Worker schätzen die Situation ihrer Mitarbeitenden anders ein als diese selbst. So glauben zwei von fünf der Vorgesetzten vor Ort, dass niedrige Gehälter angesichts der Inflation ein großer Stressfaktor für die Mitarbeitenden sind – tatsächlich aber äußerte sich sogar die Hälfte der befragten Frontline Worker entsprechend. Auch unterbesetzte Schichten sind ein Problem für drei von zehn befragten Arbeiterinnen und Arbeiter. Diesen Punkt überschätzten die direkten Vorgesetzten jedoch: Vier von zehn zählten die Unterbesetzung zu den größten Stressfaktoren für die Mitarbeitenden. Eine weitere Diskrepanz zeigte sich darin, dass sich ein Viertel der Arbeitenden am Arbeitsplatz nicht sicher fühlen – wovon aber "nur" 17 Prozent der Vorgesetzten ausgingen.       

Fluktuation bei Frontline Workern ist hoch

Wie die Studie weiter zeigt, hat im Jahr 2023 jede dritte befragte Arbeitskraft aus systemrelevanten Berufen und jede vierte direkte Führungskraft den Job gewechselt. Immerhin: Das sind weniger Menschen als im weltweiten Vergleich (41 Prozent). Die Gründe dafür sind wenig überraschend: Drei von zehn Befragten wechselten den Job, um mehr Geld zu verdienen, und ein Viertel der Befragten, um Beruf und Privatleben besser zu vereinbaren. Für etwas weniger als ein Viertel der Befragten war ein toxisches Management ursächlich für den Jobwechsel.        


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