Die Grenzen der New-Work-Trends
Für ihre sogenannten "Kopfarbeit-Index-Studien" (kurz: "KAI-Studien") haben die Forscher des Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation( IAO) von September 2013 bis März 2015 deutschlandweit mehr als 1.400 Studenten der MINT-Fachbereiche (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie Gesellschafts-und Sozialwissenschaften befragt.
Digital Natives bewerten sieben New-Work-Trends
Die befragten "Digital Natives" sollten bewerten, inwieweit sie sieben Arbeitstrends zustimmen. Diese Trends hatten die Forscher vorab für den Übergang von starren (Organisations-)Strukturen bis hin zur vollständigen Dynamisierung von Arbeit identifiziert.
Dabei zeigte sich: Zwar sind die jungen Leute mehrheitlich bereit, den neuen Arbeitstrends zu folgen – doch nur bis zu einer gewissen Grenze. Im Einzelnen fanden die Forscher zu den einzelnen Trends Folgendes heraus:
Trend 1: Auch die unterste Ebene der Mitarbeiter ist zunehmend gefordert, sich am Wettbewerb auszurichten und sich an der Zielerreichung und am eigenen Erfolg messen zu lassen.
Die Forscher stellten hierzu fest: Die "Digital Natives" sind gern bereit, sich an der Zielerreichung messen zu lassen und ihre Erfolgsbeiträge selbst darzustellen. Dem Wettbewerb wollen sie sich jedoch nicht direkt aussetzen.
Trend 2: Immer mehr Mitarbeiter bearbeiten mehrere Aufgaben gleichzeitig in wechselnden Rollen und arbeiten dabei mit wechselnden Partnern zusammen.
Auch bei diesem Trend definieren die Befragten Grenzen: Mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bearbeiten und dabei die eigene Rolle zu wechseln trifft zwar bei ihnen auf viel Zustimmung. Weniger gern arbeiten die Digital Natives aber mit häufig wechselnden und "fremden" Projektpartnern zusammen.
Trend 3: Auch Sachbearbeiter arbeiten immer häufiger in internationalen Teams, zeitweise oder auch länger im Ausland.
Diesen Trend unterschreiben die "Digital Natives" der Studie zufolge mehrheitlich: Gern arbeiten sie in internationalen Teams, auch gelegentlich im Ausland. Doch nur eine Minderheit will häufiger oder länger im Ausland arbeiten.
Trend 4: Immer mehr Mitarbeiter sind mit Erwartungen an Erreichbarkeit, räumliche Flexibilität und umfassende Präsenz im virtuellen Raum konfrontiert.
Auch hier zeigt sich, dass das Commitment der Digital Natives zu den Arbeitstrends nicht grenzenlos ist: Denn demnach zeigen sie zwar gern Präsenz im virtuellen Raum. Zu umfassender Erreichbarkeit oder flexiblem Arbeitsplatz- und -ortswechsel sind sie hingegen weniger bereit.
Trend 5: Für viele gehört es zur Arbeitsaufgabe, sich in fremde Fachgebiete einzuarbeiten, täglich neue Wissensquellen zu erschließen und den eigenen, längerfristigen Kompetenzbedarf im Blick zu haben.
Diese Herausforderung der modernen Arbeitswelt nimmt die junge Generation offenbar vollends an: Sehr gern arbeiten sie sich in neue Fachgebiete ein, erschließen neue Wissensquellen und ermitteln ihren zukünftigen Kompetenzbedarf, so die Studie.
Trend 6: In selbstorganisierten Teams wird von den Mitarbeitern der Ausstattungsbedarf ermittelt, werden Arbeitsziele und Vorgehensweisen ausgehandelt und Probleme eigenverantwortlich gelöst.
Grenzen zeigen sich hingegen in der Bereitschaft der Befragten, selbstorganisiert zu arbeiten: Zwar erfährt die Anforderung, Arbeitsziele und -weisen selbst abzustimmen und anstehende Probleme selbst zu lösen viel Zuspruch – den eigenen Ausstattungsbedarf selbst zu ermitteln ist dagegen weniger beliebt.
Trend 7: In Projektteams arbeiten neben Festangestellten immer mehr Menschen unter Bedingungen einer befristeten Anstellung, dazu kommen freie Mitarbeiter und Selbstständige.
Hier ist die Meinung der Befragten eindeutig: In atypischen Arbeitsverhältnissen wollen sie nicht arbeiten. Etwa neun von zehn ziehen eine unbefristete Festanstellung vor – gegenüber einer befristeten Anstellung, der Arbeit als freier Mitarbeiter oder der Selbstständigkeit.
Die komplette KAI-Studie des Fraunhofer IAO
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