Erreichbarkeit im Urlaub: Was Arbeitnehmer beachten sollten Infografik

Ständige Erreichbarkeit kann zu erheblicher Stressbelastung führen. Gerade im Urlaub ist es für Arbeitnehmer und Führungskräfte wichtig, Smartphone und Laptop einmal ganz auszuschalten. Vorher sollten allerdings klare Absprachen im Betrieb getroffen werden, wie viel Erreichbarkeit erwartet wird.

Das Handy im Urlaub abschalten und einfach nicht erreichbar sein: Nur noch ein Traum in der modernen Arbeitswelt? Nach dem geltenden Arbeitsrecht ist das eigentlich keine Frage: Arbeitnehmer dürfen rein rechtlich betrachtet, dienstliche Anrufe, E-Mails oder SMS während ihres Urlaubs ignorieren oder ihr Smartphone ausschalten. Umfragen zeigen jedoch, dass das totale Abschalten für viele Beschäftigte keine realistische Option ist. Zu groß ist die Angst, einen wichtigen Anruf zu verpassen und sich damit ins Abseits zu manövrieren. Umso wichtiger ist es, klare Regelungen zur Erreichbarkeit zu treffen.

Fehlende Regelungen zur Erreichbarkeit verursachen Stress

In vielen Betrieben wird über eine Erreichbarkeit im Urlaub gar nicht gesprochen. Das kann zu Stress und Unsicherheit führen. Denn wenn man nicht weiß, ob es in Ordnung ist, das Handy einfach auszulassen, reist das schlechte Gewissen immer mit. Diplom-Psychologin Dr. Nina Pauls, die im Projekt "Master" mitarbeitet, rät zu klaren Absprachen, um die wichtige Erholung im Urlaub zu sichern-auch für Führungskräfte.

Zwar sehen viele Beschäftigte auch Vorteile in einer flexiblen Gestaltung ihrer Erreichbarkeit, aber unausgesprochene Erwartungen und unklare Regelungen erzeugen häufig Stress. Sie führen oft dazu, dass die Grenzen der eigenen Belastbarkeit aus den Augen verloren werden. Das wiederum kann sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken. Um die Erholungsfähigkeit sicher zu stellen, ist die bewusste und planvolle Gestaltung der Erreichbarkeit deshalb für Unternehmen eine wichtige Maßnahme, meint die Psychologin. 

Die ständige Erreichbarkeit in den Griff kriegen: Tipps für Arbeitnehmer

1. Sprechen Sie es an. Sie haben das Gefühl, immer erreichbar sein zu müssen, nach Feierabend, am Wochenende und sogar im Urlaub? Sprechen Sie mit Ihrer Führungskraft, klären Sie die gegenseitigen Erwartungen und finden Sie so gemeinsam eine Lösung, die Sie entlastet.
2. Organisieren Sie frühzeitig eine Vertretung.  Kümmern Sie sich frühzeitig in Absprache mit Ihrer Führungskraft darum, dass wichtige Aufgaben während Ihrer Urlaubszeit von Kolleginnen und Kollegen erledigt werden. Nur so können Sie im Urlaub abschalten und bleiben auf lange Sicht gesund und leistungsfähig.
3. Schaffen Sie räumliche Distanz. Versuchen Sie sich nach Feierabend oder am Wochenende ganz auf Ihre Erholung zu konzentrieren. Das gilt auch räumlich: Die Arbeit ins Schlafzimmer oder die Küche zu verlagern, mag eine Zeit lang gemütlich sein. Doch auf Dauer leidet oft die Erholungsfähigkeit.

Auch die Chefetage braucht Erholung: Tipps für Führungskräfte

1. Treffen Sie klare Absprachen. Klar kommunizierte Regelungen zur Erreichbarkeit, z.B. im Urlaub, im Feierabend oder zu Stoßzeiten, helfen Ihnen und Ihren Beschäftigten dabei, sich in der Freizeit zu erholen und richtig abzuschalten. Sprechen Sie mit Ihren Beschäftigten verschiedene Situationen durch und klären Sie so gegenseitige Erwartungen an eine Erreichbarkeit außerhalb der regulären Arbeitszeiten. Halten auch Sie als Führungskraft sich an diese Absprachen.
2. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Auch Führungskräfte müssen nicht immer und überall erreichbar sein. Verordnen Sie sich in Absprache mit Ihren Vorgesetzten und Ihrem Team regelmäßig erreichbarkeitsfreie Zeiten, in denen Sie auftanken können. Denn auf lange Sicht ist eine angemessene Erholung sehr wichtig. Schließlich orientieren sich auch Ihre Teammitglieder an Ihrem Umgang mit Erreichbarkeit.
3. Senden Sie die richtigen Signale. Machen Sie sich bewusst, welches Signal Sie senden, wenn Sie Ihren Teammitgliedern spätabends oder am Wochenende Mails schicken. Besser ist es, wenn Sie die Mail innerhalb der regulären Arbeitszeit zusenden, z.B. am nächsten Morgen. Bei Bedarf können Sie mit Ihren Beschäftigten einen Bereitschaftsplan erarbeiten, der für Notfälle eine Sicherheit bietet.
4. Organisieren Sie eine Jahresurlaubsplanung. Bilden Sie wenn möglich Tandems innerhalb Ihres Teams, sodass sich Kolleginnen und Kollegen gegenseitig in Urlaubs- und Krankheitszeiten vertreten können. So stellen Sie sicher, dass Ihre Beschäftigten nicht nur eine erholsame Urlaubszeit haben, sondern auch bei spontanen Ausfällen immer jemand ansprechbar ist.


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