Barrierefreier Arbeitsplatz

Am 18. Mai findet zum 12. Mal der "Global Accessibility Awareness Day" statt. Im Fokus des Aktionstags steht die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen. Neil Milliken, Head of Accessibility & Digital Inclusion bei Atos, erläutert, welche Technologien die Barrierefreiheit am Büroarbeitsplatz unterstützen.

Firmen ab einer Größe von 20 Mitarbeitern haben die gesetzliche Verpflichtung, auch Menschen mit Behinderung einzustellen – derzeit betrifft dies über 160.000 Betriebe in Deutschland. Fast 100 Prozent der körperlich beeinträchtigten Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten im Büro. Daher verlangt das Baurecht ausdrücklich, Neubauten von Bürogebäuden grundsätzlich barrierefrei zu gestalten. Denn für Rollstuhlfahrer, andere bewegungseingeschränkte oder blinde Arbeitnehmer ist ein barrierefreier Arbeitsplatz eine unverzichtbare Voraussetzung, um ihrer Beschäftigung nachzugehen.

Anlässlich des "Global Accessibility Awareness Day" hat Neil Milliken, Head of Accessibility & Digital Inclusion beim IT-Dienstleister Atos, einige Tipps für den barrierefreien Büroarbeitsplatz zusammengestellt.

1. Programme zur Bildschirmvergrößerung 

Diese Softwareprogramme eignen sich für Menschen mit Sehbehinderung. Damit lässt sich der Bildschirm vergrößern, sodass es auch möglich wird, mit einer Maus zu arbeiten. Andererseits können sich Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen damit Texte vorlesen lassen. Manche Lösungen geben Text auf dem Bildschirm auch in Braille aus.

2. Bildschirmlesegeräte für Blinde oder Menschen mit starker Sehbehinderung

Diese Geräte erfassen alle Informationen auf einem Computer-Bildschirm und geben sie in Braille wieder. Alternativ können sich Anwender die Texte vorlesen lassen (Text-to-Speech). Die Arbeit am Computer ist dabei auch ohne Maus möglich, die Navigation erfolgt dann mithilfe einer Tastatur.

3. Technologien zur Spracherkennung

Die Spracheingabe und -steuerung richtet sich an verschiedene Benutzergruppen. Damit können Anwender mit eingeschränkter Mobilität oder Menschen, die vollständig gelähmt sind, Funktionen des Computers komplett per Sprache steuern. Technologien zur Spracherkennung ermöglichen auch die Texteingabe: Das System schreibt auf, was der Anwender spricht – eine Methode, von der auch Menschen mit Schreibproblemen profitieren.

4. Korrekturhilfen und Programme zur Unterstützung der Lese- und Schreibfähigkeit

Solche Programme unterstützen vor allem Legastheniker, eignen sich jedoch auch für Menschen, die nicht in ihrer Muttersprache arbeiten. Häufig verfügt die Software über benutzerdefinierte Wörterbücher und spezielle Rechtschreibprüfungen, etwa zum Suchen von Wörtern, die leicht zu verwechseln sind. Die Programme sind zusätzlich mit einer Text-to-Speech-Funktion ausgestattet, sodass Anwender sich einen Text auch vorlesen lassen können.

5. Künstliche Intelligenz schafft neue Lösungen

Bei der Entwicklung neuer Lösungen zur Inklusion am Arbeitsplatz hat auch die künstliche Intelligenz enormes Potenzial. Schon heute sind dank KI automatische Live-Übersetzungen und automatische Bildbeschreibungen in einem Meeting oder während einer Präsentation möglich. Menschen mit Sehbehinderung profitieren dabei von KI-basierter Bilderkennung. Individuelle Bildschirmeinstellungen mit Filtern für Farbenblinde und zur Reduzierung von Blendung tragen ebenfalls zum barrierefreien Arbeiten bei.

6. Technologisch immer am Ball bleiben

Der digitale Arbeitsplatz ist einem stetigen Wandel unterzogen. Deshalb empfiehlt sich für Unternehmen die Zusammenarbeit mit einem Dienstleister. Dieser überprüft kontinuierlich, ob die eingesetzten Lösungen für die Barrierefreiheit noch aktuell sind – und mit der sonstigen technischen Ausstattung im Büro optimal zusammenarbeiten – und nimmt gegebenenfalls Anpassungen vor.


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Schlagworte zum Thema:  Inklusion, Diversity