Azubisuche: Social Media Recruiting lohnt sich kaum

Das Kräfteverhältnis auf dem Ausbildungsmarkt hat sich zu den Bewerbenden verschoben. Viele Unternehmen, die nach Azubis suchen, setzen deshalb auf neue Kanäle wie Social Media. Aber diese werden von jungen Menschen kaum zur Berufsinformation genutzt, zeigt der Azubireport.

Die Suche nach Azubis gestaltet sich immer schwieriger. Mehr als ein Drittel der Ausbildungsunternehmen in Deutschland konnte laut DIHK im vergangenen Jahr nicht alle freien Lehrstellen besetzten. Die Ansprache der Schülerinnen und Schüler auf den richtigen Kanälen und die Geschwindigkeit im Bewerbungsprozess werden deshalb immer entscheidender, um genügend Azubis zu finden. Immer mehr Unternehmen setzen deshalb auf Social Media wie Instagram und Tiktok, um dort die jungen Leute in ihrem vertrauten Umfeld zu erreichen.

Azubisuche: Lohnt sich Social Media wirklich?

Für viele kleine und mittlere Unternehmen ist es eine Herausforderung, überhaupt auf den sozialen Kanälen präsent zu sein und Aufmerksamkeit für die eigene Marke und die Ausbildung im Betrieb zu schaffen. Aber die Frage ist, ob sich dieser Aufwand überhaupt rechnet. Laut dem Azubireport, für den Ausbildung.de 1.913 junge Menschen online befragt hatte, lautet die Antwort: "Nicht wirklich".

Eher passiv konsumieren als aktiv suchen

Immerhin sagen 13 Prozent der jungen Menschen, dass Social Media ihre Berufsfahl beeinflusst haben. Fast ein Viertel sucht aktiv nach Infos rund um die Ausbildung, ein weiteres knappes Viertel weiß dagegen nicht, ob der Arbeitgeber überhaupt Social-Media-Accounts hat. Laut Umfrage sind junge Menschen in Sachen Ausbildung und Beruf eher passive Konsumenten als aktiv Suchende in den sozialen Netzwerken. Die Hälfte (51 Prozent) der Auszubildenden findet auf Instagram keine Inspiration bezüglich der beruflichen Zukunftsplanung. Für den Einsatz von Social Media im Ausbildungsmarketing sollten Kosten und Nutzen also besonders genau abgewogen werden.

Ein schneller Bewerbungsprozess ist das A und O

Die Umfrage macht auch deutlich: Schnelligkeit ist gefragt. Fast die Hälfte (46 Prozent) aller Auszubildenden hat weniger als vier Wochen von der Bewerbung bis zur Zusage benötigt. Genauso viele junge Menschen haben einem Unternehmen abgesagt, weil sie bereits einer anderen Firma die Zusage gegeben hatten. Ein durchdachter, flüssiger und schneller Bewerbungsprozess ist gegenwärtig der Schlüssel zum Erfolg beim Azubi-Recruiting.

Es gilt, potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern so wenige Hürden wie möglich in den Weg zu legen. Wer Bewerberinnen und Bewerber lange warten lässt, geht leer aus. So benötigen 17 Prozent der Abzubildenden lediglich eine einzige Bewerbung, um direkt in die Ausbildung zu starten. Fast ein Drittel der Befragten erhielt bereits nach einem bis drei Tagen eine Rückmeldung auf die Bewerbung beim heutigen Ausbildungsbetrieb.

Die Wertschätzung sinkt mit der Ausbildungsdauer

Viele Unternehmen betreiben einen enormen Aufwand, um Azubis zu finden. Und sie bieten ihnen auch eine gute Einarbeitungsphase. Allerdings sinkt die Wertschätzung, die Azubis entgegengebracht wird, stark im Laufe der Ausbildungsjahre. Fast zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) geben an, dass sie im ersten Ausbildungsjahr ausreichend Respekt für ihre geleistete Arbeit erhalten. Aber im vierten Ausbildungsjahr sagen das nur noch 34 Prozent. Unterstützt durch ihre Vorgesetzten fühlen sich 71 Prozent der Azubis im ersten Jahr und lediglich 35 Prozent der Azubis im vierten Ausbildungsjahr. Ein Drittel der Azubis im dritten Ausbildungsjahr hat Angst, Fehler zu machen.

Handlungsempfehlungen für Ausbildungsbetriebe

Die Studienautoren ziehen aus ihren Ergebnissen folgende Handlungsempfehlungen für Ausbildungsbetriebe:

  1. Überprüfen Sie die internen Prozesse und beseitigen Sie die Hürden, die einem schlanken Bewerbungsprozess entgegenstehen.
  2. Zeigen Sie eine starke Präsenz online, doch mit Blick auf Social Media gilt: Kalkulieren Sie die Kosten und wägen Sie den Nutzen ab.
  3. Unterstützen Sie die Talente, in die Sie bereits investiert haben auch im weiteren Verlauf der Ausbildung, um sie im Unternehmen zu halten.


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