6 Leadership-Skills: Führen wie Queen Elisabeth II.

Die Bilder vom Abschied von Queen Elisabeth II. gingen um die Welt. Doch was bleibt von der Monarchin, die mehr als 70 Jahre auf dem Thron saß? Unsere Gastautorin Barbara Stöttinger behält die Queen besonderes für ihre Führungsqualitäten in Erinnerung. Warum diese auch heute noch aktuell sind, erklärt sie in ihrem Beitrag.

25.782 Tage saß Queen Elisabeth II. bis zu ihrem Tod auf dem Thron des Vereinigten Königreichs. Nur zwei Monarchen vor ihr waren länger im Amt: König Ludwig XIV (Frankreich, 72 Jahre) und König Sobhuza (Swasiland, 82 Jahre). Damit war die Queen, übertragen gesprochen, mehr als sieben Jahrzehnte lang eine Führungskraft. In einer Rede vor den Vereinten Nationen in New York im Jahr 2010 sagte sie: Ich kenne kein Patentrezept für den Erfolg. Aber im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass einige Eigenschaften von Führungskräften allgemeine Gültigkeit haben und dass es oft darum geht, Wege zu finden, um Menschen zu ermutigen, ihre Bemühungen, ihre Talente, ihre Einsichten, ihren Enthusiasmus und ihre Inspiration zu bündeln, um zusammenzuarbeiten.

Welche Fähigkeiten können Führungskräfte also von Queen Elisabeth II. lernen?

1. Resilient sein und sich anpassen können

Während ihrer Regentschaft hat Queen Elisabeth II. vieles erlebt: Kriege, Atomkatastrophen, Terroranschläge, private Tragödien oder die Corona-Pandemie, die das Leben auf der ganzen Welt grundlegend verändert hat. Insgesamt hat sie 15 verschiedene Premierminister ernannt. Sie hat in ihrem Leben eine unglaubliche Anzahl von Veränderungen und Herausforderungen erlebt und dabei ein außergewöhnliches Maß an Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit bewiesen.

Leadership-Learning: Queen Elisabeth II. ist eines der ersten Vorzeige-Beispiele moderner Markenführung: Sie hat Beständigkeit bewiesen, ist ihren Prinzipien treu geblieben und hat sich aber über die Jahre hinweg immer wieder neu erfunden. Sie war am Ende ihres Lebens dieselbe, aber dennoch ein völlig anderer Mensch. Es gab Zeiten, in denen sich die Königin angesichts bestimmter Herausforderungen einfach "durchgebissen" hat, in anderen Situationen hat sie ihren Kurs geändert, Ratschläge angenommen, oder zugegeben, dass sie sich geirrt hat – Eigenschaften, die auch moderne Führungskräfte auszeichnen.

2. Ruhe bewahren und weitermachen

... oder wie die Engländer sagen: "Keep calm and carry on". Elizabeth bestieg den Thron durch eine unerwartete Wendung der Ereignisse. Ihr Onkel Edward trat zurück und ihr Vater, George VI, starb nur wenige Jahre danach. Damit war Elisabeth im Alter von 26 Jahren Königin. Mit dem Stoizismus ihrer Vorfahren ausgestattet verstand Elisabeth, wie wichtig es war, trotz aller Widrigkeiten ihre Pflichten zu erfüllen, um das Erbe der Krone zu sichern.


Leadership-Learning: Nicht ohne Grund heißt es "in der Ruhe liegt die Kraft" - Gelassenheit im Chaos zu kultivieren, ist für Menschen in Führungspositionen eine der wichtigsten Eigenschaften überhaupt. In hektischen oder unsicheren Zeiten haben wir die Tendenz, rasch zu reagieren, um unserem Bedürfnis nach schnellen Lösungen und Klarheit nachzukommen. Führungskräften, denen es gelingt, auch in Ausnahmesituationen Ruhe zu bewahren, übertragen diese auch auf ihre Mitarbeitenden. So lässt sich das gesamte Team nicht von Emotionen leiten, sondern schafft einen Raum, in dem Entscheidungen abgewogen werden und effektiver gehandelt werden kann.

3. Mit gutem Beispiel vorangehen

Eine der besonderen Stärken von Queen Elisabeth II. war es, ihre sanfte Macht als Königin mutig einzusetzen und Führungsstärke vorzuleben. So besuchte sie 1965, zwanzig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, Westdeutschland, um ein neues Kapitel in dem jahrzehntelangen Prozess der Aussöhnung zwischen Großbritannien und Deutschland aufzuschlagen. Ihre Mission zur Wiedervereinigung des Kontinents setzte sie während ihrer gesamten Regentschaft fort. Jahre später, im Juni 2012, schüttelte sie Martin McGuinness die Hand. Der symbolische Händedruck mit dem ehemaligen IRA-Führer läutete den Wandel nach 40 Jahren blutiger irischer Geschichte ein.

Leadership-Learning: Nicht immer sind es die großen Revolutionen, die Dinge zum Guten verändern. Manchmal braucht es kleine Akzente, die zu Veränderung und Innovation führen. Ich denke hier an den Auftritt der Queen im Parlament nach der Brexit-Debatte. Sie erschien im blitzblauen Kostüm mit einem Hut mit gelben Blumen – für die Welt außerhalb des Königreichs ein deutliches Zeichen für ihr Einstellung zur Europäischen Union. Verbal konnte und wollte sie sich nicht äußern, deshalb setzte sie auf die Kraft der Symbole. Eine Strategie, die es im Übrigen auch Führungskräften erlaubt, in bestimmten Situationen auf subtile Art zu zeigen, wofür man steht.

4. Dienen, um zu führen

Das wichtigste Führungsprinzip der Queen lautete: "Serve to lead" Queen Elisabeth II verkörperte diesen Führungsstil wie keine andere: Sie sah sich selbst als Dienerin ihres Volkes und nicht als dessen Anführerin; sie traf Menschen, ermutigte sie in ihren Bemühungen und machte vor allem eines: Sie nahm sich die Zeit, mit Menschen in Kontakt zu treten - immer mit Geduld und Interesse.

Leadership-Learning: Nicht die Funktion selbst, sondern ob und wie man diese mit Leben füllt, ist ausschlaggebend für Führungskräfte. Welche Haltungen, Werte und Leitlinien habe ich als Manager und wie möchte ich wirksam werden? Macht kommt mit der Position, das Vertrauen der Mitarbeitenden aber durch das Wirken und die Ausgestaltung meiner Führungsrolle. "Beim Servant Leadership geht es darum, Menschen und Organisationen zu dienen und diese als Führungskraft bestmöglich zu unterstützen und nicht, die Rolle oder Position für die eigenen Interessen auszunutzen."

5. Machen Sie Ihre Hausaufgaben

Spricht man mit Menschen, die eng mit Queen Elisabeth II. zusammengearbeitet haben – egal, ob das ihre Mitarbeitenden, Berater oder die 15 Premierminister, die die Queen begleitet hat, sind - dann kristallisiert sich eine weitere Eigenschaft heraus: Die Königin war eine exzellente Gesprächspartnerin, die nichts dem Zufall überließ und sich nicht nur fachlich hervorragend auskannte, sondern auch gut informiert und immer up-to-date war. Auf jedes Gespräch, zu jedem Event bereitete sie sich akribisch vor.

Leadership-Learning: Wer seine Hausaufgaben macht, zeigt, dass er seine Kollegen respektiert, und gleichzeitig über ein fundiertes Wissen über aktuelle Themen verfügt. Führungskräfte, die ihr Umfeld und ihren Markt genau kennen und wissen, was sich tut, treffen bessere Entscheidungen. Was wir auch beobachten ist, dass gut vorbereitete Menschen offener gegenüber Neuem sind und Veränderung eher als Chance und nicht als Gefahr sehen. Leider neigen viele Führungskräfte nach wie vor dazu, nur in der eigenen Suppe zu schwimmen und keinen Blick über den Tellerrand zu riskieren.

6. Sich neue Technologien und Innovationen zu eigen machen

Schon zu Beginn ihrer Karriere wusste Elisabeth neueste Technologien erfolgreich einzusetzen. Bei ihrer Krönung im Jahr 1953 etwa bestand sie - gegen den Rat von Premierminister Winston Churchill - darauf, die Krönungsfeier im Fernsehen übertragen zu lassen. Mit Erfolg: Das Mega-Event, das damals erstmalig live im Fernsehen übertragen wurde, verfolgten weltweit fast 300 Millionen Zuseher. 1976, über 20 Jahre später, war sie eines der ersten Staatsoberhäupter, das eine elektronische Nachricht (E-Mail) verschickte.

Leadership-Learning: Genau zu verstehen, wo Veränderung dazu beiträgt, wirksamer in der Struktur einer Organisation zu werden, oder Neues dazu beiträgt, als Führungskraft effektiver zu sein, ist ein absoluter Must-Have-Skill im Top-Management. Die wichtigsten Fragen, die sich Führungskräfte in diesem Zusammenhang stellen können, sind: Wo bringen Innovation und der Einsatz von Technologien Vorteile? Können Menschen dadurch leichter zusammenarbeiten? Und schließlich: Welche Perspektiven eröffnen uns die Digitalisierung und Change?


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Schlagworte zum Thema:  Leadership, Mitarbeiterführung