Das Heben und Tragen von Lasten (insbesondere schwerer Lasten) zählt zu den Belastungsarten, auf die der menschliche Körper gewöhnlich nur unzureichend vorbereitet ist. Dementsprechend können Hebe- und Tragearbeiten auch zu vorzeitigen Abnutzungserscheinungen des Stütz- und Bewegungsapparates führen, die sich wiederum in Form von Rückenbeschwerden äußern können. Aus diesem Grund hat die EU eine Richtlinie zur manuellen Handhabung von Lasten erlassen, deren Inhalt in Form der Lastenhandhabungsverordnung (LasthandhabV) auch Eingang in die deutschen Rechtsverordnungen gefunden hat.[1]

Um Funktionsstörungen und berufsbezogenen Erkrankungen vorzubeugen, fordert § 2 LasthandhabV vom Arbeitgeber, entsprechend geeignete Maßnahmen zu treffen oder geeignete Arbeitsmittel einzusetzen, damit manuelle Lastenhandhabungen, die eine Gesundheitsgefährdung der Beschäftigten und dabei insbesondere der Lendenwirbelsäule erwarten lassen, vermieden werden.

Darüber hinaus gilt aber auch die Verpflichtung für jeden Arbeitnehmer, alles in seinen Möglichkeiten Stehende zu tun, gefährdende Belastungen des Muskel-Skelett-Systems zu vermeiden. Bei Hebe- und Tragearbeiten sind z. B. geeignete Hebetechniken, angepasste Bewegungsabläufe oder sogar der Einsatz mehrerer Kollegen zum Heben einer Last entscheidend dafür, ob Überlastungen und Schädigungen des Muskel-Skelett-Systems entstehen oder nicht.[2]

Hier können bereits einfache und praxisnahe Maßnahmen helfen, die Gefährdungen für Beschäftigte zu reduzieren. Nachstehend werden demzufolge einige Verhaltensweisen genannt, mit denen der Rücken aber auch die Gelenke geschützt werden können:[3]

Richtiges Heben

  1. Dicht und frontal an die Last herantreten und die Füße hüftbreit auseinander stellen.
  2. Nur mäßig bücken und beim Bücken das Gesäß nach hinten schieben, zugleich etwas in die Hocke gehen (weniger als 90° Kniebeuge).
  3. Den Oberkörper gerade und soweit wie möglich aufrecht halten.
  4. Bei einer unbekannten Last diese zuerst vorsichtig fassen und ihr Gewicht prüfen! Kann es alleine gehoben werden?
  5. Körper auf die Last einstellen und den Rumpf durch Anspannen der Muskulatur stabilisieren.
  6. Last gleichmäßig und körpernah anheben, indem die Hüft- und Kniegelenke gestreckt werden.
  7. Beim Aufrichten sollten Rückenmuskeln und Oberschenkelmuskeln zusammenarbeiten, sie teilen sich die Belastung.
  8. Beim Heben, Umsetzen und Absetzen der Last nicht aus dem Rücken drehen, sondern Richtungsänderungen durch Umsetzen der Beine vornehmen.
  9. Beim Absetzen sind die gleichen Regeln zu beachten.
 

Abb. 1: Richtige Technik schont den Rücken (links falsch, rechts richtig)

Die Regel, dass jede Last grundsätzlich rückenschonend aus der Hocke mit gerade gestrecktem Rücken gehoben werden soll, ist im Endeffekt nicht haltbar. So ist z. B. beim häufigen Heben kleiner Lasten bis etwa 5 kg, das Vorneigen des Körpers statt des Hebens aus der Hocke zu bevorzugen, da

  • die Belastung des Rückens ("Bandscheibendruck") wegen der geringen Lasten nur wenig erhöht ist,
  • nicht bei jedem Heben der Oberkörper mitgehoben werden muss (Vermeidung einer Blindleistung),
  • die Knie- und Hüftgelenke geschont werden, die ebenfalls für Überlastungen sensibel sind.

Wenn die Last mit einer Hand gehoben werden kann, kann der Rücken durch Abstützen mit der anderen Hand auf dem Oberschenkel entlastet werden.

Beim seltenen Heben schwerer Lasten ab ca. 15 kg (Männer) bzw. ab ca. 10 kg (Frauen) sollte für gewöhnlich aus der Hocke gehoben werden. Dabei sollten die Kniebeugung maximal etwa 90° betragen und nach Möglichkeit die Fersen auf dem Boden bleiben. Die fehlende Vorneigung für das Erreichen der Last kann durch das Beugen der Hüfte ausgeglichen werden. Wenn es die Maße der Last zulassen, wird diese nahe der Körperachse zwischen den Beinen positioniert, um den Rücken zu entlasten.

Zwischen ca. 5 und ca. 15 kg (Männer) bzw. ca. 5 und ca. 10 kg (Frauen) sollte stattdessen in wechselnder Technik gehoben werden. Der hierdurch entstehende Belastungswechsel schont sowohl den Rücken als auch die Knie- und Hüftgelenke.

Sperrige und unhandliche Lasten hingegen, wie z. B. lange Balken oder große Platten, benötigen wiederum eine besondere Technik des Transportierens. Letzten Endes sind auch die Dauer und die Häufigkeit des Hebens und Tragens sowie die beim Heben und Tragen eingenommene Körperhaltung wichtige Kriterien, um Belastungen durch das Heben und Tragen beurteilen zu können.[4]

Richtiges Tragen alleine[5]

  1. Beim Tragen auf eine aufrechte Körperhaltung achten und die Rumpfmuskulatur anspannen.
  2. Die Last körpernah tragen (z. B. auch auf Rücken oder Schulter).
  3. Lasten nach Möglichkeit symmetrisch verteilen, dadurch kann die physiologische Wirbelsäulenform beibehalten werden; Muskulatur, Bandscheiben, Bänder und Gelenke werden gleichmäßig belastet.
  4. Lasten nicht vor dem Gesicht tragen, da die Sicht auf den Weg immer frei bleiben sollte.
  5. Beim Tragen über längere Strecken Pausen einlegen und die Last abstellen.
  6. Wenn möglich, geeignete Hilfsmittel, wie z. B. Tragegurte, Wagen etc., verwenden.

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