Rz. 5

Höchstbetrag der abzufindenden Rente ist die Hälfte der Rente. Der Unfallversicherungsträger kann aber auch einen geringeren Betrag abfinden, sofern der Versicherte dies beantragt. Dies ergibt sich aus dem Wortlaut der Regelung "bis zur Hälfte". Demgegenüber kann die Abfindung nicht für einen kürzeren Zeitraum als 10 Jahre beantragt werden. Dies ergibt sich mittelbar aus Satz 2, welcher für die Berechnung der Abfindungssumme einen 10-Jahres-Zeitraum voraussetzt und aus Satz 3, welcher das Erlöschen des abgefundenen Rententeils für 10 Jahre regelt (h. M., vgl. Bereiter-Hahn/Mehrtens, SGB VII, § 79 Rz. 5; Jung, in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB VII, § 79 Rz. 4; Plum, in: Podzun, Der Unfallsachbearbeiter, 05/18, US 0640 S. 18; Kranig, in: Hauck/Noftz, SGB VII, § 79 Rz. 5; Ricke, in: KassKomm., SGB VII, § 79 Rz. 3).

 

Rz. 6

Der Anspruch auf Heilbehandlung oder Leistungen zur Teilhabe bleibt von der Abfindung unberührt.

 

Rz. 7

Der abgefundene Anteil der Rente nimmt nicht an Rentenanpassungen nach § 95 teil (vgl. BSG, Urteil v. 28.9.1971, 7/2 RU 47/68).

 

Rz. 8

Verschlimmern sich die Folgen des Versicherungsfalls wesentlich, ist die weitergezahlte Rente nach § 48 um den Betrag zu erhöhen, um den die Rente auch ohne Abfindung zu erhöhen gewesen wäre. Eine nur anteilige Berücksichtigung im Verhältnis des abgefundenen zum weitergezahlten Teil der Rente erfolgt mithin nicht.

 
Praxis-Beispiel

Die Vollrente beträgt monatlich 1.000,00 EUR. Die gezahlte Teilrente nach einer MdE von 50 % beträgt 500,00 EUR und ist zur Hälfte abgefunden worden. Gezahlt werden also noch 250,00 EUR. Erhöht sich die MdE nunmehr während des Abfindungszeitraums um 10 % (entspricht einem Betrag i. H. v. 100,00 EUR), so wird die gesamte Erhöhung i. H. v. 100,00 EUR zu dem weitergezahlten Rentenbetrag addiert. Die laufende Rente beträgt mithin nunmehr 350,00 EUR.

 

Rz. 9

Verbessern sich die Folgen des Versicherungsfalls wesentlich – was zwar eigentlich durch § 78 Abs. 2 Nr. 2 ausgeschlossen werden soll, aber bei unerwartetem Verlauf trotzdem eintreten kann – bleibt die Abfindung hiervon unberührt. Der weitergezahlte, nicht abgefundene Teil der Rente ist hingegen entsprechend dem verringerten Grad der Minderung der Erwerbsfähigkeit herabzusetzen.

 
Praxis-Beispiel

Die Vollrente beträgt monatlich 1.000,00 EUR. Die gezahlte Teilrente nach einer MdE von 50 % beträgt 500,00 EUR und ist zur Hälfte abgefunden worden. Gezahlt werden also noch 250,00 EUR. Verringert sich die MdE nunmehr während des Abfindungszeitraums um 10 %, ergibt sich ein Verringerungsbetrag i. H. v. 100,00 EUR. Ohne die Abfindung wäre die Rente mithin von 500,00 EUR auf 400,00 EUR herabzusetzen. Wegen der hälftigen Abfindung erfolgt die Herabsetzung aber nur zur Hälfte, d. h. i. H. v. 50,00 EUR. Statt 250,00 EUR werden nunmehr 200,00 EUR gezahlt. Nach Ende des Abfindungszeitraums wird die Rente dann in der eigentlich zustehenden Höhe von 400,00 EUR gezahlt.

Für diese unterschiedliche Handhabung von Verschlimmerung und Verbesserung der Unfallfolgen spricht die Gesetzesbegründung zur Vorläufervorschrift § 609 RVO, wonach der Versicherungsträger für die Dauer der Abfindung das Risiko einer möglichen Rentenminderung oder eines Rentenwegfalls zu tragen habe (BT-Drs. IV/838, 16 zu § 606 RVO).

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