4.1 Ablehnende Haltung der Führungskräfte

Es ist eher die Regel als die Ausnahme, dass Führungskräfte dem Thema mit Skepsis begegnen. Sie haben Befürchtungen, wie "die wollen mir nur das Rauchen abgewöhnen" oder "die wollen mir erzählen, dass ich eine schlechte Führungskraft bin, weil die Fehlzeitenquote bei mir so hoch ist". Und viele fürchten, dass die Veranstaltungen ihnen wichtige Arbeitszeit rauben. Oft wird auch die Befürchtung geäußert, dass gesundheitsgerechte Führung zu viel Zeit koste und noch mehr Arbeit bedeute.

Es kommt darauf an, den Führungskräften schon in der Einladung zur Veranstaltung zu vermitteln, dass ihre eigene Gesundheit ebenfalls im Fokus stehen soll. Auch Verständnis und Mitgefühl für die Probleme, die eine Sandwich-Position mit sich bringt, sind hilfreich (z. B.: "Wir wissen, dass Sie von oben und von unten Druck bekommen"). Sinnvoll ist, schon in der Einladung darauf hinzuweisen, dass sich niemand hinsichtlich seiner gesundheitlichen Probleme outen soll, sondern dass die Veranstaltung und alle Beiträge darin freiwillig sind.

Das A und O bei der Überzeugung von Führungskräften ist die Kommunikation des Nutzens. Wenn die potenziellen Teilnehmer vorher schon wissen, dass sie in der Veranstaltung neben Wissensinputs für die eigene Gesundheit auch konkrete Unterstützung für alltägliche Führungssituationen erhalten, wächst die Teilnahmebereitschaft.

4.2 Ablehnende Haltung der Geschäftsleitung

Geschäftsführer sorgen sich um die wirtschaftliche Situation ihres Betriebs. Sie fürchten, dass Projekte zum Gesundheitsmanagement in erster Linie Geld kosten. Und tatsächlich kann es einige Jahre dauern, bis sich die Kosten amortisiert haben. Man sollte sich nicht verleiten lassen, mit der Verbesserung der Anwesenheitsquote (als einzigem Argument) zu werben. Die Effekte gesundheitsgerechter Führung sind vielschichtiger (z. B. besseres Image, geringere Fluktuation, bessere innere Bindung der Mitarbeiter) und schlagen sich erst sekundär finanziell nieder.

Auch im Umgang mit der Geschäftsführung ist die Nutzenkommunikation wichtig. Allerdings sollte sie wenig emotional vorgetragen werden, dafür aber auch persönlichen Nutzen beinhalten. So ist es für viele Vorstände – uneingestanden – wichtig, gemocht zu werden oder nach außen als Vorreiter für moderne Themen zu gelten. Gerade in Zeiten des demografischen Wandels und knapper werdender Fachkräfte ist das Image eines Unternehmens wichtig. Das kann manche Geschäftsführer überzeugen, sich auf diesem Gebiet stärker als bisher zu engagieren.

Wichtig ist – auch wenn man innerlich vor Begeisterung für das Thema brennt – der Geschäftsführung nüchtern klarzumachen "ohne Sie geht das nicht". Man kann z. B. fragen: "Wie stark befürworten Sie das Projekt?" Das ist sinnvoller als die geschlossene Frage "Sagen Sie ja?" Selbst wenn Arbeitsschützer von kränkenden Führungsverhaltensweisen gehört haben, sollten sie weder mit Vorwürfen noch mit Anschuldigungen oder Verleumdungen argumentieren, sondern stattdessen erwartbare positive Effekte gesunder Führung aufzeigen.

Self-care für Arbeitsschützer

Die Etablierung einer Gesundheitskultur ist genau wie die einer Arbeitssicherheitskultur ein Langzeit-Projekt. Es erfordert Hartnäckigkeit und Geduld, um sich nicht frustrieren zu lassen angesichts der Vielzahl an Hindernissen, die sich den Promotoren für mehr Wohlbefinden im Betrieb in den Weg zu stellen scheinen. Manche Aktive im betrieblichen Gesundheitsmanagement haben noch nach mehreren Jahren den Eindruck "die wollen doch gar nicht gesund bleiben".

 
Praxis-Tipp

Selbstfürsorge-Tipps für Arbeitsschützer

  • Gönnen Sie sich Auszeiten, wenn Sie sie brauchen (bevor Sie einen Burnout bekommen).
  • Rufen Sie sich vergangene Erfolge in Erinnerung. Sie haben schon manches geschafft.
  • Sagen Sie sich, dass es andere ähnlich schwer haben wie Sie. Sie sind nicht allein.
  • Verdeutlichen Sie sich den Sinn Ihrer Arbeit. Sie stehen auf der Seite der Guten.
  • Sehen Sie auch kleine Verbesserungen voller Stolz: Sie machen den Betrieb gesünder.

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