Barrieren sind "[…] institutionelle Rahmenbedingungen einer Organisation, die eine Veränderung im Kontext der Organisation be- oder verhindern".[1] Unterschieden werden demnach u. a. externe und interne Barrieren.

 
Wichtig

Barrieren

  • Externe Barrieren liegen im Umfeld begründet, z. B. der Partner oder die Kollegen, die einen von etwas abhalten.
  • Interne Barrieren wiederum liegen in der Person begründet, wie z. B. ein schwacher Wille, eine eingeschränkte Motivation oder ein ausgeprägter innerer Schweinehund.

Barrieren können in Umsetzungsprozessen auch zeitlich unterschieden werden – je nachdem, wann sie auftreten. "Ex-ante-Barrieren" treten im Rahmen der Absichtsbildung und damit vor Umsetzungsprozessen auf. "Ex-post-Barrieren" wirken demnach im Umsetzungsprozess und damit zum späteren Zeitpunkt. Die Grenzen zwischen den Zeitpunkten sind sicherlich fließend und die im Folgenden vorzustellenden Barrieren-Arten können zu verschiedenen Zeitpunkten auftreten. Hier eine beispielhafte Aufteilung:[2]

 
Praxis-Beispiel

Barrieren-Arten

Ex-ante-Barrieren als Motivations- und Willensbarrieren

Motivation bedeutet motiviert sein und ist ein "Ja" für etwas: "Darauf habe ich Lust; das will ich!" Sich allerdings zwangsweise für etwas zu motivieren oder gar von jemanden motiviert zu werden – bekannt auch als extrinsische Motivation –, hat allerdings nicht nur eine kurze Halbwertszeit, sondern verstärkt sogar langfristig das Problem, immer weiter motiviert werden zu müssen. Für intensive Entwicklungs- und Veränderungsprozesse wird der Wille essenziell. Wille bedeutet das Durchhalten und die Fähigkeit, auch gegen Widerstände etwas Geplantes umzusetzen, z. B. bei Angst vor Veränderung oder dem Wunsch, am Status quo festzuhalten. Beides verfestigt eine Verweigerungshaltung, welche die Umsetzung – ohne einen festen Willen – bereits in der Entstehung verhindern kann. Hier sind demnach ex ante Willensbarrieren am Werk, die allerdings auch im Verlauf noch wirken und damit eine erfolgreiche Umsetzung verhindern können.

Ex-post-Barrieren als situative Barrieren

Situative Barrieren treten in der Umsetzung auf und sind demnach Hindernisse, die uns vom Tun abhalten. Sie treten ihrem Namen nach situationsabhängig auf. Dabei kann es sich um physikalische, soziale oder auch psychologische Barrieren handeln, die die Umsetzung einer Verhaltensabsicht erschweren bzw. gefährden können. Eine beispielhafte und damit unvollständige Auswahl ist:

  1. Ausreden,
  2. Organisationskultur und Führung,
  3. körperliche Barrieren,
  4. Fähigkeitsbarrieren,
  5. Wissensbarrieren,
  6. Widerstand als Ausdruck,
  7. psycho-soziale Barrieren – Fokus: alte Gewohnheiten.

Vorliegend wird sich auf die psycho-sozialen Barrieren konzentriert: Ihrem Namen nach liegen hier die Barrieren zum einen im Umfeld (sozial, z. B. der Partner, der Chef, die Kollegen, die mich an etwas hindern etc.). Zum anderen meint psychisch "im Kopf": "Ich habe keine Lust" oder "Ich bin im Stress". Damit können (alte) Gewohnheiten, beispielsweise in Form von eingefahrenen Lebensgewohnheiten und ritualisierten Verhaltensmustern, zu den psycho-sozialen Barrieren gerechnet werden. Zu den folgenden Schwerpunktausführungen im Bereich Gewohnheiten siehe Schumann (2020):[3]

Gewohnheiten sind Abkürzungen in unserem Gehirn, d. h., etwas tun, ohne es bewusst entscheiden zu müssen. Das Gehirn sucht immer weiter nach neuen Gewohnheiten, um das "Leben zu erleichtern". Laut einer Studie u. a. der Michigan State University (2002), werden mindestens 50 % aller Aktionen, die wir tagtäglich durchführen, nicht durch aktive Entscheidungen, sondern durch Gewohnheiten verursacht (d. h., ohne bewusst darüber nachzudenken): "Groß ist die Macht der Gewohnheit." (Lateinisches Sprichwort)

Gewohnheitsbildung stellt eine Erleichterung des täglichen Lebens dar: Reduzierung von Entscheidungen, wodurch es zu einer Ersparnis von Zeit und Kraft für den Einzelnen kommt und beispielsweise zu einem Aufbau eines festen Kundenstamms für Unternehmen. Gewohnheiten weisen u. a. das Merkmal der Ambivalenz auf: Zum einen sind sie die Grundlage für Excellence (z. B. im Sport) und der (Neu-)Aufbau von Gewohnheiten kann helfen, neue Verhaltensweisen zu stabilisieren und immun gegenüber Barrieren zu machen.

Zum anderen gelten Gewohnheiten jedoch auch als die größten Verhinderer in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen (z. B. der innere Schweinehund). Sie spiegeln sich dabei nicht nur auf der Verhaltensebene wider. Sie manifestieren sich auch in den Denkstrukturen, was jede Innovation, Neuorientierung oder eben Veränderungsvorhaben im Keim ersticken. Und so lebt der Handwerkerspruch "Nichts hält so gut, wie ein Provisorium" auch auf mentaler Ebene. Sichtbar wird es in erfolglosen Implementierungsversuchen – eben auch in BGM-Prozessen.

Die aufgezeigte Problematik zeigt sich alltagsnah an den Vorsätzen, die sich Menschen – gewohnheitsmäßig – zu Anfang des Jahres vornehmen. Top 3 der Vorsätze aus dem Jahre 2019:[4]

  1. Stress vermeiden oder abbauen,
  2. Mehr Zeit für Familie/Freunde,
  3. Mehr bewegen/...

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