Voraussetzungen für Digitalunterricht sollen verbessert werden

Bund und Länder wollen die Voraussetzungen für einen funktionierenden digitalen Unterricht an den Schulen schaffen. Dienstlaptops für Lehrer, eine Zehn-Euro-Flatrate für Schüler und ein möglichst schneller Anschluss aller Schulen ans Breitband-Internet sollen dazu beitragen.

Bund und Länder planen wegen der Corona-Pandemie ein weiteres 500-Millionen-Euro-Paket, um die Digitalisierung in der Bildung zu beschleunigen. Bei einem Treffen im Kanzleramt am Donnerstag, 13.8., vereinbarten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), SPD-Chefin Saskia Esken, Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) und die Kultusminister mehrerer Bundesländer entsprechende Schritte. Konkrete Beschlüsse müssen aber noch gefasst werden.

Probleme bei der Schulschließung im Frühjahr

Die Corona-Pandemie hatte gezeigt, dass es im Bereich Schule und Digitalisierung noch große Defizite gibt. Aufgabenstellungen und Kommunikation über das Internet während der Schulschließungen funktionierten nur bedingt. Bildungsgewerkschaften und Lehrerverbände hatten kritisiert, dass nicht alle Schüler zu Hause mit entsprechender Technik ausgestattet seien. Die große Koalition hatte daraufhin bereits ein 500-Millionen-Euro-Programm zur Anschaffung von Leihgeräten für bedürftige Schüler aufgelegt. Kritisiert wurde aber auch das Fehlen von Dienstgeräten für Lehrer. 

Politik muss jetzt handeln

Merkel kündigte an, die Gespräche zügig in größerer Runde mit allen Kultusministerien fortzusetzen. Bildung ist in Deutschland Ländersache. Über die Finanzierung und Ausgestaltung bundesweiter Förderprogramme etwa für Schulen muss deshalb mit allen verhandelt werden. «Es ist gut, dass wir in der Digitalisierung der Schulen jetzt das Tempo nochmals anziehen», sagte Bildungsministerin Karliczek. Die Ausnahmesituation der Pandemie habe vielen Menschen im Land die enormen Chancen des digitalen Lehrens und Lernens nochmal ganz neu vor Augen geführt.

Ausstattung der Lehrer mit Laptops nötig

Grundsätzlich vereinbart wurde, dass Lehrerinnen und Lehrer mit «digitalen Endgeräten», also beispielsweise Laptops, ausgestattet werden sollen. Dafür sind Esken zufolge die 500 Millionen Euro gedacht. Bei etwa 820.000 Lehrern an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen (Statistisches Bundesamt) wären das rechnerisch jeweils rund 600 Euro pro Gerät. Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU), der bei dem Treffen mit Kanzlerin Merkel dabei war, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag, beim Thema Dienstlaptops fange jetzt der Abstimmungsprozess an. Er rechne damit, dass das bis Jahresende «unter Dach und Fach» sei. Lehrerverbände und Bildungsgewerkschaften hatten das lange gefordert, damit Lehrkräfte nicht mehr ihre privaten Geräte für Präsentationen oder Aufgabenstellungen nutzen müssen.

Die Ausstattung mit Dienstlaptops müsse dann aber auch Hand in Hand gehen mit der Fortbildung von Lehrern, damit die Geräte optimal für das Lehren und Lernen eingesetzt und ein pädagogischer Mehrwert erzeugt werden könne, sagte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann. Auch beim Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung wurden die Ankündigungen begrüßt, die Politik müsse jetzt schnell die nötigen Beschlüsse dafür fassen, sagte der Verbandsvorsitzende Eugen Straubinger.

Schüler-Flatrate für digitales Lernen

Von Telekom-Chef Timotheus Höttges habe es die Zusage gegeben, eine Zehn-Euro-Flatrate für Schüler zur Verfügung zu stellen. Das habe Merkel in der Runde im Kanzleramt berichtet, sagte Hessens Bildungsminister Alexander Lorz.

Eine Nachfrage bei der Telekom ergab, dass das Unternehmen kurzfristig einen solchen Tarif zum digitalen Lernen anbieten will. Es gehe um einen Mobilfunktarif ausschließlich mit Datennutzung und unbegrenztem Volumen, sagte ein Sprecher in Bonn. Der Tarif sei nur für Bildungsinhalte nutzbar. «Netflix kann man damit nicht abrufen.» Welche Schüler dieses Angebot erhalten können, sollten die Schulen und Schulträger entscheiden.

Anschluss der Schulen ans schnelle Internet

Zum dritten Punkt, der im Kanzleramt besprochen wurde - wie Schulen, die bisher noch nicht ans schnelle Netz angeschlossen sind, zügiger angeschlossen werden sollen - gab es noch keine konkreten Aussagen.

Flächendeckende Schulschließungen, wie zu Beginn der Corona-Pandemie, soll es möglichst nicht mehr geben. «Es besteht Einigkeit über das gemeinsame Ziel, erneute komplette und flächendeckende Schließungen von Schulen und Kitas möglichst zu vermeiden», teilte Regierungssprecher Steffen Seibert nach dem Schultreffen im Kanzleramt mit.

dpa
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