Zusätzlich kann im Innenbereich manchmal das Problem auftreten, dass die Fensterlaibungen sowie die Deckenkante an der Außenwand im Obergeschoss und die Außenecken in den einzelnen Räumen schimmeln. Schimmeln kann es nur, wenn Feuchtigkeit, Zellulose sowie Temperaturen im mittleren Bereich zwischen 0 °C und 60 °C zusammentreffen. Diese Bedingungen sind in jedem Haushalt zu finden. Zellulose finden wir beispielsweise im Hausstaub, Tapetenkleister aber auch in den Tapeten. Somit können wir die Faktoren Zellulose und Temperatur wenig beeinflussen, die Feuchtigkeit hingegen schon.

Wichtig für die Schimmelbildung ist die Feuchtigkeit. Diese können wir beeinflussen, indem wir entweder die Feuchtigkeit in der Luft erhöhen oder die Temperatur absenken (siehe hierzu Kap. 3.8). Warum schimmelt es dann nur in den Ecken? Die Bauteilecken bilden eine sog. geometrische Wärmebrücke. Das bedeutet, auf jeden warmen Punkt in der Innenecke kommt eine vielfach größere Fläche an der Außenwand, die mit der Kälte dagegen drückt. Hat es z. B. eine Außentemperatur von – 3,8 °C und die Außenwand eine Stärke von 32 cm, kommen auf jeden Punkt in der Innenecke 64 cm Außenwand. Bei – 3,8 °C ist das viel Kälte, die dagegen drückt, und zeigt, warum die Innenecke kälter ist als die gerade Wand. Genau so verhält es sich mit Fensternischen und anderen abgeschwächten Bauteilen. Stets sind bei einer Messung dann unterschiedliche Wärmedurchlasswiderstände zu sehen, die zu unterschiedlichen Wärmeverlusten und höheren Kosten führen. Oftmals auch zu weiteren Bauschäden.

Mietwohnung mit starkem Schimmelpilzbefall (Ursache: Wärmebrückeneffekte und Undichtigkeiten an Balkontüre)

Thermografie

Bevor ein Gebäude grundlegend saniert wird, sollte eine professionelle Thermografie in Erwägung gezogen werden. Dabei wird mit einer Wärmebildkamera das gesamte Gebäude unter die Lupe genommen.

 

Thermografie nur vom Experten

Diese spezialisierte Aufgabe sollte nur von einer Fachfirma durchgeführt werden. Im App-Store erhält man zwar die passende App für schöne Bilder, aber ohne Hintergrundkenntnisse können keine korrekten Aussagen getroffen werden.

Für die Aufnahme spielen das Wetter und die Jahreszeit eine große Rolle. Der Temperaturunterschied zwischen dem Innen- und dem Außenbereich sollte mindestens 10 °C betragen, denn nur so können die Wärmebilder wirklich präzise sein. Auch sind eine gut beheizte Immobilie und geschlossene Fenster während der Messung Pflicht. In der Regel sind die Monate von November bis März am besten geeignet, und zwar am besten in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden. Zu diesen Zeiten sind die Bedingungen in der Regel optimal, da keine direkte Sonneneinstrahlung die Messungen verfälschen kann.

Die erstellten Thermogramme werden in einer Farbskala angezeigt. Bereiche mit hoher Wärmeabstrahlung werden normalerweise in Weiß dargestellt, während mittlere bis hohe Werte in Rot- und Gelbtönen erscheinen. Die kühleren Zonen erkennt man an den Farben Blau und Schwarz. Aber Vorsicht: Um diese Farben korrekt interpretieren zu können, ist eine verlässliche Referenz-Temperaturskala unerlässlich.

Eine professionelle Thermografie legt den Grundstein für eine erfolgreiche und nachhaltige Sanierung. Deren Ergebnis zeigt genau, wo Handlungsbedarf besteht und zielgerichtete Maßnahmen geplant werden können.

Analyse von Wärmebrückeneffekten in einer Wohnanlage (Baujahr 1965)

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