Rn. 4

Stand: EL 38 – ET: 01/2023

Nach § 238 ist jeder Kaufmann verpflichtet, Bücher zu führen und in diesen seine Handelsgeschäfte und die Lage seines Vermögens nach den GoB ersichtlich zu machen (Ausnahme: Einzelkaufleute i. S. v. § 241a; vgl. HdR-E, HGB § 241a). Diese Verpflichtung gilt für Kaufleute i. S. d. §§ 1 bis 6. Mit dem sog. Handelsrechtsreformgesetz (HRefG) vom 22.06.1998 (BGBl. I 1998, S. 1474ff.) wurde u. a. der Kaufmannsbegriff grundlegend reformiert. Die Unterscheidung zwischen Muss- und Sollkaufmann ist ebenso entfallen wie die Rechtsfigur des Minderkaufmanns. Nunmehr sind alle Gewerbetreibende Kaufleute, es sei denn, ihr UN erfordert keinen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb (Musskaufmann i. S. d. § 1). Dies gilt ohne Rücksicht auf die Branche, d. h. der Katalog der Grundhandelsgewerbe ist weggefallen. Kleingewerbetreibende (Kannkaufmann i. S. d. § 2), deren UN keinen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert, sowie kleingewerbetreibende und vermögensverwaltende PersG (Kannkaufmann i. S. d. § 105 Abs. 2) können aber durch freiwillige Eintragung in das Handelsregister, die konstitutiv ist, die (volle) Kaufmannseigenschaft erwerben. Den Kleingewerbetreibenden nach § 2 bzw. § 105 Abs. 2 steht das uneingeschränkte Recht zu, die Löschung im Handelsregister zu bewirken und sich dadurch – ex nunc – dem Kaufmannsstatus unter Wegfall der Buchführungspflicht zu entledigen. Für Betriebe der Land- und Forstwirtschaft ist (weiterhin) § 3 einschlägig (Kannkaufmann). Freiberufler (Ärzte, Anwälte etc.) sind demgegenüber keine Gewerbetreibenden und damit auch keine Kaufleute, mit der Folge, dass (handelsrechtlich) keine Buchführungspflicht besteht. Genossenschaften gelten als Kaufleute i. S. d. HGB (vgl. § 17 Abs. 2 GenG) und sind damit ebenfalls zur Buchführung verpflichtet. Wie bisher gelten auch AG, SE, KGaA, GmbH und eG als Handelsgesellschaften i. S. d. HGB und sind damit Formkaufmann nach § 6 (vgl. §§ 3 und 278 AktG; § 13 GmbHG; § 17 GenG).

Zur Auslegung der Begriffe "Gewerbebetrieb" und "nach Art und Umfang in kaufmännischer Weise eingerichteter Geschäftsbetrieb" wird in der RegB auf die in der Rspr. entwickelten Kriterien verwiesen (vgl. BT-Drs. 13/8444, S. 24, 48; zudem Baumbach/Hopt (2022), § 1 HGB, Rn. 11ff.; Stork, NWB 2001, S. 821). Zu beachten ist, dass der handels- und steuerrechtliche Gewerbebegriff nicht deckungsgleich sind, z. B. sind Laborärzte handelsrechtlich als Freiberufler zu qualifizieren, während sie steuerrechtlich ggf. als Gewerbetreibende einzustufen sind; eine Buchführungspflicht kann sich dann nur steuerlich unter den Voraussetzungen des § 141 AO ergeben (vgl. FG Baden-Württemberg, Urteil vom 12.02.2001, 10 K 279/97, EFG 2001, S. 807f.; zum HRefG auch Ammon, DStR 1998, S. 1474ff.).

Vgl. zur Buchführung und Buchführungspflicht von Bau-ARGE Albrod (1994), StBp 1994, S. 6 (10f.), von Gemeinden für ihre BgA OFD Frankfurt am Main, Verfügung vom 27.03.2000, S 2706 A – 82 – St II 13, BB 2000, S. 1517, und OFD Magdeburg, Verfügung vom 23.02.1998, S 2706–58 – St 231, S. 1001, bei gewerblichem Grundstückshandel OFD Düsseldorf, Verfügung vom 24.04.2001, S 0311–18 – St 411 – K, DB 2001, S. 1065; Stork, DB 2001, S. 115 (116f.); OFD Frankfurt am Main, Verfügung vom 18.04.2000, S 2132 A – 3 – St II 20, BB 2000, S. 1400f.; BFH, Beschluß vom 02.06.1998, VIII B 58/97, BFH/NV 1999, S. 31f.; FG Niedersachsen, Urteil vom 03.02.1998, VII 576/96, EFG 1999, S. 275; FG Münster, Urteil vom 24.04.1995, 11 K 4912/91 F, EFG 1996, S. 423f.).

Vgl. zu den Aufzeichnungspflichten von gemeinnützigen Körperschaften Buchna, StBp 1998, S. 225 (226f.), von Vereinen Galli, BBK 1997, S. 1723ff.; zur RL von (gemeinnützigen) Vereinen Lutter, BB 1988, S. 489ff.; Galli, BBK 1997, S. 1723ff.; Littkemann/Sunderdiek, BBK 1999, S. 1781ff.; IDW RS HFA 21 (2010).

Vgl. zur RL von Stiftungen Orth, DB 1997, S. 1341 ff.; Walter/Golpayegani, DStR 2000, S. 701ff.; IDW RS HFA 5 (2013), sowie zur Prüfung IDW PS 740 (2000); zur RL gemeinnütziger GmbH Hüttche, GmbHR 1997, S. 1095ff.; zur Bilanzierung von Joint Ventures HFA 1/1993, WPg 1993, S. 441ff., sowie die Erläuterungen hierzu von Früh/Klar, WPg 1993, S. 493ff., und Hebestreit, DStR 1994, S. 834ff., mit Replik von Früh/Klar, DStR 1994, S. 1706f., und Duplik von Hebestreit, DStR 1994, S. 1707ff.; überdies HdJ, Abt. V/7 (2005).

Für ambulante Pflegeeinrichtungen (Pflegedienste) sowie für teil- und vollstationäre Pflegeeinrichtungen (Pflegeheime), mit denen ein Versorgungsvertrag nach dem Sozialgesetzbuch (Elftes Buch) besteht (zugelassene Pflegeeinrichtungen), gilt die sog. Pflege-Buchführungs-VO (PBV) vom 22.11.1995 (BGBl. I 1995, S. 1528ff., zuletzt geändert durch Art. 25 Abs. 9 des Gesetzes zur Ergänzung und Änderung der Regelungen für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst (FüPoG II) vom 07.08.2021 (BGBl. I 2021, S. 3311ff.)). Dabei kommt es nicht darauf an, welche R...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Küting, Handbuch der Rechnungslegung - Einzelabschluss (Schäffer-Poeschel). Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge