IDW veröffentlicht neuen Abschnitt zu Impairment

Der neue Abschnitt des IDW Standards zu IFRS 9 widmet sich dem komplexen Wertminderungsmodell und dessen Anforderungen.

Das Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e. V. (IDW) entwickelt aktuell eine neue Verlautbarung, die sich den Anforderungen des neuen IFRS 9 zu Finanzinstrumenten widmet. Aufgrund der Komplexität des Standards wurde bzw. wird IDW ERS HFA 48 um Einzelabschnitte ergänzt, die alle wesentlichen Abschnitte von IFRS 9 ansprechen.

Ziel: Beantwortung von Zweifelsfragen bereits in der Umstellungsphase

So soll bereits in der Umstellungsphase eine Hilfestellung für die Beantwortung von Zweifelsfragen ermöglicht werden. Nachdem Mitte Mai 2016 der erste Teil mit Einzelfragen zum Anwendungsbereich, zum Abgang von finanziellen Vermögenswerten und finanziellen Verbindlichkeiten sowie zur Klassifizierung und Bewertung (ohne Impairment) veröffentlicht wurde, folgte Mitte Juni 2016 die Fortsetzung bzw. Ergänzung zum Hedge Accounting.

Neu eingefügtes Kapitel 5 enthält Ausführungen zum neuen Wertminderungsmodell

Am 14.9.2016 hat der Hauptfachausschuss des IDW eine weitere „ Fortsetzung der IDW Stellungnahme zur Rechnungslegung: Einzelfragen der Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IFRS 9 (IDW ERS HFA 48) verabschiedet. Das neu eingefügte Kapitel 5 enthält auf ca. 16 Seiten ausschließlich Ausführungen zu Einzelfragen zu dem neuen Wertminderungsmodell (Expected Credit Loss Model). Das Kapitel 5 ist in zwei Hauptkapitel (Bewertung zu fortgeführten Anschaffungskosten; Wertminderung) unterteilt und enthält u. a. Ausführungen zu den Themen:

  • Anwendungsbereich;
  • Bestimmung einer signifikanten Erhöhung des Kreditausfallrisikos;
  • Bemessung der erwarteten Kreditverluste;
  • Verwendung von angemessenen und belastbaren Informationen.

Für den Themenbereich „Finanzielle Vermögenswerte: Modifikation der vertraglichen Zahlungen“ ist noch ein Platzhalter eingebaut.

Weitere Ausführungen zumeist sehr eng am Standard gehalten

Die (restlichen) Ausführungen sind durchweg sehr eng am Standard gehalten, d. h. die zahlreichen Vorgaben zum Umgang mit dem neuen Wertminderungsmodell verweisen alle auf den Standard. Teils finden sich aber auch „eigene“ Aussagen. So wird z. B. bzgl. der Beurteilungsebene (individuell oder auf kollektiver Basis) darauf verwiesen, dass das Beurteilungsobjekt grundsätzlich dem einzelnen Finanzinstrument entspricht. Es könne jedoch eine Betrachtung auf Gruppen-/Portfolioebene bzw. auf Schuldnerebene sachgerecht sein, bei entsprechender Informationslage und Kreditrisikoeigenschaften (credit risk characteristics) (Tz. 265). Hinsichtlich der Anforderungen an die (komplette) Datenbasis und der Genauigkeit ist die Fortsetzung des ERS HFA 48 offener gehalten. Dies liegt aber auch daran, dass IFRS 9 selbst keine Vorgaben enthält und die Anforderungen an die zukunftsorientierten Daten stark auf Finanzdienstleister mit entsprechenden Systemen ausgelegt sind. So kann ERS HFA 48 lediglich vorgeben, dass die Verpflichtung zur Berücksichtigung sämtlicher Informationen dort ihre Grenze findet, wo die externen und internen Kosten der Ermittlung und Aufbereitung dieser Informationen nicht mehr im Verhältnis zu dem durch sie generierten Informationsnutzen stehen. Öffentlich verfügbare relevante Informationen verursachen i. d. R. keine/n unangemessenen Kosten und Zeitaufwand, sodass sie – im Umkehrschluss von allen Unternehmen – zu berücksichtigen sind (Tz. 308). Die Kommentierungsfrist endet am 9.12.2016.

Praxistipp: Frühzeitige Auseinandersetzung mit IFRS 9

Das neue Wertminderungsmodell des IFRS 9 stellt einen Paradigmenwechsel in der Erfassung von Wertminderungen bei Finanzinstrumenten nach IFRS dar. Sowohl bilanzierende Unternehmen als auch Abschlussprüfer sollten sich aufgrund der gestiegenen Komplexität durch das neue Expected Credit Loss Model und der zahlreichen zukunftsorientierten Schätzungen frühzeitig mit IFRS 9 auseinandersetzen. IDW ERS HFA 48 kann hierfür eine gute Einstiegshilfe darstellen.


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