Zur Plausibilisierung der im laufenden Geschäftsjahr verbuchten Abschreibungen kann ein abgestufter Zeitreihenvergleich mit Verhältniskennzahlen herangezogen werden. Grundlage für die Verprobung der Abschreibungen sind folgende Ausgangswerte:

  • historische Anschaffungs- und Herstellungskosten zu Beginn des Geschäftsjahrs
  • Zugänge zu Anschaffungs- und Herstellungskosten des laufenden Geschäftsjahrs
  • Abgänge zu Anschaffungs- und Herstellungskosten des laufenden Geschäftsjahrs
  • Abschreibungen des laufenden Geschäftsjahrs

Basis für den Zeitreihenvergleich können entweder die gesamten Werte der Anlagenbuchhaltung oder Teilbereiche wie beispielsweise "Sachanlagen" oder "Maschinen und technische Anlagen" sein. Je tiefer abgestuft die Verprobung erfolgt, desto genauer werden i. d. R. die Verprobungen und die Erkenntnisse sein.

 
Praxis-Beispiel

Verprobung der Abschreibungen

Der Industriebetrieb AFA PROOF AG möchte vor Beginn der Abschlussprüfung die Abschreibungen des Jahresabschlusses verproben. Über einen Zeitraum von 4 Jahren liegt entsprechendes Zahlenmaterial für einen Zeitreihenvergleich vor; in dieser Zeit gab es keine Besonderheiten, die zu einer Verzerrung der Verhältnisse geführt hätten.

Im Rahmen der Verprobung der Position "Maschinen und technische Anlagen" ergibt sich folgendes Bild:

 

Zeitreihenvergleich: Abschreibungen zu historischen Anschaffungskosten

  01 02 03 04 05
historische Anschaffungskosten Jahresbeginn (TEUR) 3.000 3.050 3.100 3.200 3.280
Zugänge zu Anschaffungskosten (TEUR) 100 80 120 90 250
=>Addition Zugänge zu 50 % (TEUR) 50 40 60 45 125
Abgänge zu Anschaffungskosten (TEUR) 50 30 20 10 24
=>Subtraktion Abgänge zu 50 % (TEUR) 25 15 10 5 12
Errechnete Basis (TEUR) 3.025 3.075 3.150 3.240 3.393
Abschreibungen des laufenden Jahres (TEUR) 185 191 195 201 202
durchschnittlicher Abschreibungssatz in % 6,12 % 6,21 % 6,19 % 6,20 % 5,95 %
 
Hinweis

Ansatz der Zugänge und Abgänge zu 50 %

Indem die Zugänge und Abgänge jeweils nur zur Hälfte angesetzt werden, wird der Besonderheit Rechnung getragen, dass die Bewegungen in der Praxis zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Jahres stattfinden. Zugänge zu Beginn des Jahres wirken sich stärker aus als Zugänge zum Ende des Geschäftsjahrs. Durch Berücksichtigung der hälftigen Zugänge und Abgänge wird vereinfachend dieser Effekt nivelliert.

Die Auswertung des Zeitreihenvergleichs offenbart, dass der durchschnittliche Abschreibungssatz zwischen 6,12 % und 6,21 % schwankt. Im Berichtsjahr 05, das bis auf Zugänge i. H. v. 250 TEUR keine Besonderheiten aufweist, errechnet die Verprobung einen Abschreibungssatz von 5,95 %. Der vorerst nicht plausible, deutliche Rückgang des Satzes sollte genauere Nachforschungen nach sich ziehen. Diese haben im Beispielsfall ergeben, dass die Anschaffung einer Maschine für 250 TEUR zwar korrekt im Anlagevermögen als Zugang verbucht war, bei der Abschreibungsart jedoch fälschlicherweise die Gebäudeabschreibung hinterlegt wurde. Dies hatte zur Folge, dass anteilig für diesen Zugang zu wenig Abschreibungen für die Position "Maschinen und technische Anlagen" erzeugt wurden, die für den Rückgang des durchschnittlichen Abschreibungssatzes bei der Verprobung ursächlich waren.

Nach Korrektur der Abschreibungsart und der neu ermittelten Abschreibungen stellt sich die Verprobung der Abschreibungen wie folgt dar:

 

Zeitreihenvergleich: Abschreibungen zu historischen Anschaffungskosten

  01 02 03 04 05
historische Anschaffungskosten Jahresbeginn (TEUR) 3.000 3.050 3.100 3.200 3.280
Zugänge zu Anschaffungskosten (TEUR) 100 80 120 90 250
=>Addition Zugänge zu 50 % (TEUR) 50 40 60 45 125
Abgänge zu Anschaffungskosten (TEUR) 50 30 20 10 24
=>Subtraktion Abgänge zu 50 % (TEUR) 25 15 10 5 12
Errechnete Basis (TEUR) 3.025 3.075 3.150 3.240 3.393
Abschreibungen des laufenden Jahres (TEUR) 185 191 195 201 215
durchschnittlicher Abschreibungssatz in % 6,12 % 6,21 % 6,19 % 6,20 % 6,34 %

Tab. 2: Verprobung Abschreibungen, Zeitreihenvergleich

Durch die Berichtigung des Fehlers bei der gewählten Abschreibungsart steigt die durchschnittliche Abschreibungsquote im Jahr 05 auf 6,34 % an. Sie liegt damit außerhalb des bisherigen Korridors von 6,12 % bis 6,21 %, ist aber dennoch plausibel, da sich durch die vergleichsweise hohe Investition i. H. v. 250 TEUR die Verhältnisse leicht verschoben haben und ein Anstieg der Quote erklärbar ist.

 
Achtung

Abweichungen sind nicht immer auf Fehler zurückzuführen

Abweichungen bei der Verprobung der Abschreibungen sind nicht zwangsläufig auf fehlerhafte Buchungen zurückzuführen. Auffälligkeiten sollten stets überprüft und entsprechend interpretiert werden. In Jahren mit starker Investitionstätigkeit sind Verschiebungen der Verhältnisse ebenso möglich wie in Jahren mit geringen Zuwächsen im Anlagevermögen.

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