Ziel des Beratungsprojektes war der Aufbau eines treiberbasierten Simulationsmodells für die Planung und den Forecast in einem modernen Business Intelligence Tool. Zentrale Anforderungen an die Funktionalität des Tools waren die Ad-hoc Simulation von Marktwachstumsveränderungen (z. B. BIP, Branchen-Wachstumsraten, etc.), Rohstoffpreisveränderungen (z. B. Öl- oder Gaspreis) und eine zentrale Kostenentwicklung bei einer veränderten Inflationsrate.

Eine zentrale Vorgabe des Managements war neben der flexiblen Simulation von Treibern eine Berücksichtigung von Einzeleffekten durch gezielte Anpassungen einzelner GuV-Positionen im Tool. Dadurch kann das Controlling als Business Partner des Managements sowohl gezielt Szenarien modellieren (z. B. Umsatzausfall durch Ausfuhrbeschränkungen, Marketing-Kampagnen etc.), als auch Einzeleffekte abbilden.

Abb. 2 beschreibt vereinfacht das entwickelte konzeptuelle Framework und zeigt die Wechselbeziehungen der einzelnen GuV-Positionen sowie deren zentrale Treiber. Die Modellierung der Abhängigkeiten und Treiber bieten den Vorteil, dass Auswirkungen einzelner oder mehrerer Effekte (veränderte Parameter) über die gesamte GuV simuliert werden können. So ist es z. B. möglich, die Auswirkung einer Absatzvolumenveränderung durch eine erhöhte Marktprognose vom Umsatz bis zur EBIT-Marge konsistent abzubilden.

Abb. 2: Vereinfachte Darstellung Simulationsmodell[1]

[1] Eigene Darstellung.

3.1 Das Simulationsmodell bis zum Deckungsbeitrag

Das Modell verknüpft die GuV-Positionen bis zum Deckungsbeitrag über das Verkaufsvolumen in Kilogramm (kg) als unabhängige Variable. Eine Erhöhung des Absatzes über eine Anpassung des Marktwachstums wirkt sich direkt auf die volumenabhängigen Konten aus. Durch die Ausmultiplikation mit dem Verkaufspreis pro Kilogramm werden die externen Umsätze getrieben. Bei der Multiplikation mit den variablen Kosten pro Kilogramm und Sonderkosten pro kg die variablen Umsatzkosten und Sondereinzelkosten des Umsatzes ermittelt. Folgende Formeln beschreiben die Abhängigkeiten:

  • Externer Umsatz = Volumen x Verkaufspreis pro kg
  • Variable Umsatzkosten = Volumen x variable Kosten pro kg
  • Sondereinzelkosten des Umsatzes = Volumen x Sonderkosten pro kg

Die variablen Umsatzkosten werden neben der Volumenentwicklung (Volumeneffekt) durch die Rohstoffkosten (Preiseffekt) als unabhängige Variable getrieben. Durch einen Rohstoffkostenanstieg pro kg (z. B. Preisanstieg Gold) steigen die variablen Stückkosten pro Kilogramm, ein Volumenanstieg verstärkt den Kostenanstieg noch einmal. Um diesem Hebel-Effekt entgegenzuwirken, lässt sich im Modell ein Teil des Rohstoffpreisanstieges an den Verkaufspreis zurückspielen (Preisweitergabe). Somit besitzt auch der externe Umsatz neben den variablen Umsatzkosten zwei unabhängige Variablen (Volumen- und Preiseffekt). Der Verkaufspreis lässt sich zusätzlich über die veränderten Rohstoffkosten oder durch manuelle Anpassung (z. B. Preiskampagnen) simulieren. Durch die Verbindung der beiden Effekte im Simulationsmodell können Auswirkung und Wechselwirkung des Verkaufsvolumens auf die Rentabilität modelliert werden.

Die sonstigen variablen Kosten pro Kilogramm können über die Inflationsrate pauschal oder direkt über eine manuelle Anpassung weiterentwickelt werden. Es gilt festzuhalten, dass sich bis zum Deckungsbeitrag nur das Volumen, der Verkaufspreis und die variablen Kosten pro Kilogramm anpassen lassen. Ein direkter Eingriff auf eine aggregierte und errechnete GuV-Position (z. B. Umsatz, Deckungsbeitrag, EBIT, etc.) ist nicht möglich, da es das Treibermodell und die Simulationsfähigkeit des Tools beschränken würde.

3.2 Das Simulationsmodell unterhalb des Deckungsbeitrags

Unterhalb des Deckungsbeitrages werden die Fixkosten des Umsatzes und die Gemeinkosten über die Inflationsrate getrieben. Davon ausgenommen ist die Abschreibung, welche sich aus dem ERP-Abschreibungslauf systemgestützt ermittelt und über eine Komponente aus den geplanten Investitionen ergänzt wird. Der ERP-Abschreibungslauf berechnet vollautomatisiert die Abschreibungen für bereits aktivierte materielle und immaterielle Vermögenswerte basierend auf der individuell hinterlegten Laufzeit und Abschreibungslogik. Die Kostenstellenabweichungen werden anschließend über eine Dreisatzrechnung berechnet. Sonstige Erträge und Aufwendungen können über eine manuelle Anpassung erfolgswirksam in das Modell modelliert werden (s. Abb. 3).

Abb. 3: Treiberbasiertes Simulationsmodell GuV[1]

Der Free Cashflow und zentrale Bilanzpositionen (z. B. Capital Employed, Net Working Capital) wurden im Rahmen des Projektes ebenfalls in das treiberbasierte Simulationsmodell integriert.

In den folgenden Kapiteln werden die in diesem Abschnitt beschriebenen Simulationsfähigkeiten des Konzeptes näher betrachtet. Zusätzlich dazu wird auf die einzelnen Treiber detailliert eingegangen und Implikationen und Vorteile des Modells für fundamentierte Entscheidungen im Management diskutiert.

[1] Eigene Darstellung.

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