Bevor ein Standardmodell entwickelt werden kann, müssen bisherige Modelle analysiert werden. Bei einem Vergleich von TCO- und LCC-Modellen aus der Literatur und von Verbänden wurde untersucht, ob die Modelle verschiedene in Tabelle 1 dargestellte Kriterien[1] berücksichtigen. Tabelle 1 zeigt einen Überblick der Einstufung der untersuchten Modelle.

Die IT-Industrie setzt Benchmarks

Summiert man die Anzahl der jeweils erfüllten Anforderungen (rechte Spalte in Tabelle 1), zeigt sich, dass das TCO-Modell der Gartner Group am besten abschneidet. Die Tatsache, dass dieses Modell die meisten Anforderungen erfüllt (10 von 12 erfüllten Kriterien), kann - ähnlich wie beim SEMI-E35-Modell für die COO-Berechnung (8 von 12) - damit zusammenhängen, dass beide Modelle bereits seit 1987 bzw. 1995 fortlaufend optimiert wurden. Zudem haben beide Modelle eine große praktische Bedeutung, werden in den jeweiligen Branchen (IT bzw. Halbleiterindustrie) häufiger eingesetzt und es gibt dazu zahlreiche Veröffentlichungen in Form von Fallstudien. [2]

Kontextspezifische Anpassbarkeit erforderlich

Die in der Berechnung zu berücksichtigenden Kostenkategorien sind in 12 von 20 Modellen vorgegeben. Es liegen aber deutliche Unterschiede hinsichtlich der jeweils berücksichtigten Kostenkategorien vor. Bei LCC-Modellen zur Berechnung der Lebenszykluskosten von Produktionsmaschinen und -anlagen werden beispielsweise die Betriebskosten sehr detailliert erfasst, die hingegen bei TCO-Modellen nur teilweise und nur sehr grob betrachtet werden. Daraus ergeben sich Probleme im Hinblick auf die Berücksichtigung von Industriespezifika. In der chemischen Industrie sind z. B. die Entsorgungskosten und die Lagerung sehr wichtig, welche in vielen Modellen nur eine untergeordnete Stellung einnehmen. Bei der Standardisierung von Modellen sollte daher beachtet werden, dass die Anforderungen von der Art des untersuchten Gegenstands bzw. Anwendungskontexts und der Branche abhängen.[3] Die Hauptkostenkategorien und -kostentreiber lassen sich damit grundsätzlich standardisieren, müssen aber kontextspezifisch ergänzt werden.

Tab. 1:Übersicht Modelle und Kriterien[4]

[1] Ausführlich zu den Kriterien Geißdörfer (2009).
[2] Vgl. Geissdörfer et al. (2009a).
[3] Die Ergebnisse einer Studie von Ferrin/Plank (2002) haben dies ebenfalls bestätigt.
[4] Entnommen aus Geissdörfer et al. (2009a). Zu den in der Tabelle angegebenen Autoren siehe die zitierte Quelle.

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