Zusammenfassung

Dieser Beitrag schildert, welche Nachhaltigkeitskennzahlen in den SCM Prozess eingebracht werden können, wie diese mit Hilfe von Digitalisierungsinstrumenten berichtet werden können und welcher Sustainable Performance Measurement Cycle dabei im Unternehmen beachtet werden sollte. Die Digitalisierung der Supply Chain bei Villeroy & Boch zeigt, welche Nachhaltigkeitskennzahlen im Corporate Responsibility Report (CSR-Report) gemessen werden können.[1]

[1] Dieser Beitrag erschien im Controller Magazin 1/2022.

1 Wie Villeroy & Boch den Mehrwert der Digitalisierung mit Hilfe von Nachhaltigkeitskennzahlen und Digitalisierungsinstrumenten misst

Klimawandel und Nachhaltigkeit sind in den letzten Jahren in den Vordergrund gerückt. Unsere globalen Lieferketten befinden sich mitten in diesen Herausforderungen, sowohl als Hauptverursacher der Probleme, aber auch als Chance, Maßnahmen ergreifen zu können, um die Probleme anzugehen. Dies gilt in besonderem Maße für das Supply Chain Management (SCM).[1] Wird Nachhaltigkeit (Sustainability) in das SCM integriert, spricht man von Sustainable Supply Chain Management (SSCM). Die drei Bereiche Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft werden dabei im Sinne der Triple Bottom Line und mit Hilfe von Nachhaltigkeitskennzahlen näher beleuchtet.[2]

[1] Vgl. Hussain/Jahanzaib, 2018.
[2] Vgl. Ganse/Werhahn/Gschmack, 2012.

2 Herausforderungen der Digitalisierung des Supply Chain Prozesses

Der Einsatz von Technologien wie z. B. Big Data in der gesamten Supply Chain, die die Analyse unstrukturierter Daten wie z. B. die Stimmungsanalyse abdecken, generieren ein bisher unvorstellbares Ausmaß an Massendaten in der Lieferkette und der Fertigung.[1] Diese Daten werden genutzt, um z. B. mit maschinellem Lernen (ML) und künstlicher Intelligenz (KI) intelligente Anlagen und Produkte zu entwickeln und mit Predictive Analytics Entscheidungen qualitativ zu verbessern und abzusichern. Blockchain kann die Datensicherheit und das Vertrauen mit verbesserter Transparenz, Überprüfbarkeit und Einhaltung gesetzlicher Vorschriften erhöhen. Nach Ansicht von Maheshwari, A. (2019) hat der 3D-Druck großes Potenzial in der gesamten digitalen Lieferkette; vom Rapid Prototyping des Designs bis hin zu additiven Vertriebsdienstleistungen. Der 3D-Druck erzeugt reduzierte Lagerkosten im Ersatzteillager, aber auch eine erhöhte Flexibilität und Reaktionsfähigkeit.[2]

In diesem Sinne bedeutet Supply Chain im digitalen Zeitalter Flexibilität, Geschwindigkeit und Effizienz.[3] Hier können digitale Fähigkeiten und eine stärkere Vernetzung – auch über Unternehmensgrenzen hinweg – dazu beitragen die Transparenz zu erhöhen, Prozessengpässe zu identifizieren und Abläufe mit größerer Agilität zu steuern.[4] Dies wiederum ermöglicht Smart-Factory-Fähigkeiten, bei denen starre Produktionslinien in flexible Fertigungszellen umgewandelt werden[5] und so der Übergang von der Massenproduktion zur Mass-Customization möglich wird. Ein Schlüsselthema ist die Beseitigung der Blackbox, der Silo-Natur von Shopfloor-Lösungen.[6] In diesem Sinne ist die Fertigung zu einem integralen Bestandteil der erweiterten Lieferkette geworden, mit Echtzeit-Einblicken in den Work-in-Process-Status, sowie in die Finanzdaten wie z. B. Earnings Before Interests and Taxes (EBIT), Return on Investment (ROI), etc. Die höhere Produktivität, also die Bereitstellung des höchsten Outputs mit dem geringsten Ressourceneinsatz, wird in diesem Zusammenhang durch die Effizienz und Flexibilität cyber-physischer Systeme ermöglicht, die eine kontinuierliche Optimierung des Ressourcen- und Energieverbrauchs erlauben.[7] Im Zusammenhang mit der Produktivität betreffen die Auswirkungen des intelligenten Unternehmens auch die Reduzierung der industriellen Kosten, insbesondere der Produktions-, Logistik- und Qualitätsmanagementkosten.[8]

[1] Vgl. Ross/Weston/Stephen, 2010.
[2] Vgl. Dendas/Reuter, 2020.
[3] Vgl. Klinenberg, 2005.
[4] Vgl. Ezell/Atkinson et al., 2018.
[5] Vgl. Qiao/Lu/McLean, 2006.
[6] Vgl. Tao/Zhang/Nee, 2019.
[7] Vgl. Kagermann et al., 2013.
[8] Vgl. Rojiko, 2017.

3 Messbarkeit des Supply Chain Prozesses mit traditionellen Kennzahlen

Nachhaltigkeit in der Lieferkette ist das Management von ökologischen, sozialen und ökonomischen Auswirkungen und die Förderung der Governance über den gesamten Lebenszyklus von Waren und Dienstleistungen. Dies gilt in jeder möglichen Phase des Lebenszyklus des Produkts: von der Gewinnung des Rohstoffs, über die Produktion, den Energieverbrauch, den Transport, die Wiederverwendung von Produkten und am Ende das Recycling von Abfall.[1]

Die Supply Chain wird im Wesentlichen über den End-to-End Prozess "Design-to-Operate" dargestellt und innerhalb des Intelligent Enterprise Konzeptes der SAP im Wesentlichen abgebildet über die Lösungen:

  • S/4HANA (Digital Core)
  • IBP (Integrated Business Planning)
  • DMC (Data Manufacturing Cloud)
  • AIN (Asset Intelligent Network)

Der gesamte Wertschöpfungsprozess in SAP S/4HANA gliedert sich in 4 Wertschöpfungsstufen zur Auftragsabwicklung: Einkauf (Procurement), Produktion (Manufacturing) und Vertrieb zum Kunden (Customer). Die vierte Wertschöpfungsstufe (Human Resources) unterstützt als Querschnittsfunktion alle Unterprozesse im Unternehmen, siehe Abb. 1.

Abb. 1: Der Wertschöpfungsprozess in SAP S/4...

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