Grundsätzlich kann zwischen den folgenden Einsatzszenarien von S/4HANA unterschieden werden (s. Abb. 3):

  • S/4HANA Finance (on Premise): Diese Variante enthält lediglich die Innovationen im Bereich Finanzen und Controlling; die Installation der Software erfolgt auf den kundeneigenen Servern im Rechenzentrum und der Betrieb der Lösung erfolgt eigenständig.
  • Sondervariante Central Finance (on Premise): Hierbei handelt es sich um ein S/4HANA-Finance System, welches an die bestehende SAP Business Suite oder non-SAP-Systeme angeschlossen wird. Bei jeder Buchung in den angeschlossenen Systemen erfolgt eine Schattenbuchung im Central Finance-System, damit alle Daten zentral in einem System zur Verfügung stehen und dort ausgewertet werden können. Hierbei entstehen redundante Daten; ein Mapping der Logik im angeschlossenen System auf die Logik im Central Finance-System ist zwingend erforderlich.
  • S/4HANA (on Premise): Diese Variante enthält sowohl die Innovationen im Bereich Finanzen und Controlling als auch die Neuerungen im Bereich Logistik; die Installation der Software erfolgt ebenfalls auf den kundeneigenen Servern im Rechenzentrum und der Betrieb der Lösung erfolgt eigenständig.
  • S/4HANA Cloud: Diese Variante enthält sowohl die Innovationen im Bereich Finanzen und Controlling als auch in der Logistik; die Software wird lediglich gemietet und es erfolgt keine Installation beim Kunden vor Ort. Daher sind auch häufigere Innovationen verfügbar (sog. Updates). Möchte man immer auf dem aktuellen Stand der Entwicklung sein, ist dies die richtige Wahl.

Abb. 3: Einsatzszenarien von S/4HANA

3.1 Einsatzszenarien für On-Premise-Installationen

S/4HANA Finance

Für welches der Einsatzszenarien man sich entscheidet, hängt davon ab, welche Prozesse mit S/4HANA unterstützt werden sollen. Handelt es sich lediglich um Prozesse im Bereich Controlling und Finanzen und sind bestehende Systeme heute bereits auf diesen Funktionsumfang ausgerichtet bzw. begrenzt, so ist ein Einsatz von S/4HANA Finance ausreichend. Allerdings sollte langfristig eine weitere Umstellung von S/4HANA Finance auf S/4HANA eingeplant werden. Ein entsprechender Migrationspfad ist von SAP grundsätzlich vorgesehen.

S/4HANA

Möchte man nicht nur von den vereinfachten Finanzprozessen profitieren, sondern sofort auch die Innovationen im Bereich Logistik nutzen, so sollte man sich für das Einsatzszenario S/4HANA entscheiden. Bei diesem Szenario muss man jedoch bedenken, dass es noch wenig Erfahrungswerte – vor allem bei produzierenden Unternehmen – gibt und die Einführung mit einem gewissen Risiko verbunden ist. Eine Prüfung der im aktuellen System verwendeten Funktionen gegen bereits verfügbare und stabil einsetzbare Funktionen in S/4HANA sollte zwingend im Rahmen des Migrations-/Einführungsprojektes erfolgen.

Central Finance

Bei diesem Einsatzszenario wird ein separates S/4HANA Finance-System aufgebaut. Die bestehenden SAP ERP-Systeme bzw. weitere Systeme außerhalb der SAP-Landschaft (non-SAP-Systeme) bleiben zunächst unberührt. Die bestehenden Systeme werden an das S/4HANA-System angeschlossen. Jede Buchung im bestehenden System erfolgt als sog. Schattenbuchung in S/4HANA Finance. Dabei muss ein entsprechendes Mapping der buchhalterischen Objekte (Kostenstellen, Kostenarten, Profit Center, Kontenplan etc.) zwischen dem jeweiligen bestehenden System und dem neuen Central Finance-System erfolgen. Der Vorteil liegt auf der Hand. Ein einheitliches Reporting über das Central Finance-System ist schnell möglich, ohne Anpassungen an den bestehenden Systemen durchzuführen. Eine Überführung der bestehenden Systeme kann anschließend System für System erfolgen und behindert den laufenden Betrieb nicht. Größere Risiken sind mit diesem Szenario nicht verbunden. Die Nachteile sollte man jedoch ebenfalls nicht außer Acht lassen. So muss ein komplett neues System aufgebaut werden, welches mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Hinzu kommt, dass der Aufbau der Mapping-Logik umfangreich werden kann, so umfangreich, dass der Aufwand fast vergleichbar mit dem für die direkte Migration des bestehenden Systems ist. Die Dauer bis zur endgültigen Überführung aller Systeme in das neue S/4HANA Finance wird damit entsprechend länger sein.

3.2 Einsatzszenarien für Cloud-Lösungen

On Premise versus Cloud

SAP bietet die neue Business Suite nicht nur als lokale Installation auf den firmeneigenen Servern an, sondern S/4HANA kann auch als Mietsoftware genutzt werden. Dabei werden die Programme und Daten auf einem Server der SAP gespeichert. Die Lösung muss nicht selber betrieben und betreut werden. Vorteile sind u. a. die folgenden:

  • Es muss keine Hardware beschafft werden.
  • Es ist keine Installation der Software erforderlich; der Zugriff erfolgt web-basiert.
  • Kunden können sofort von Softwareaktualisierung profitieren; ein Update erfolgt alle drei Monate.
  • Es sind daher auch keine umfangreichen Upgrade-Projekte erforderlich.
  • Die Software ist skalierbar, d. h. sie kann beliebig an das Unternehmenswachstum angepasst werden.

Jedoch muss vorsichtig beurteilt werden, ob eine Cloud-Strategie grundsätzlich mit de...

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