Zusammenfassung
Überblick
Ohne Zweifel ist das Bewerbergespräch nach wie vor die wichtigste Methode bei der Auswahl neuer Mitarbeiter. Das heißt aber nicht, dass Personalauswahlgespräche immer so geführt werden, dass am Ende ein umfassender Eindruck des Bewerbers und alle notwendigen Informationen gewonnen wurden. Wie wichtig das richtige Führen von Bewerbergesprächen ist, wird allein daran deutlich, dass Personalentscheidungen langfristige Wirkungen – im positiven wie im negativen Sinne – nach sich ziehen und dass sie mit hohen Kosten verbunden sind.
Nachfolgendes Kapitel weist auf die wesentlichen Gestaltungsmerkmale und Gefahren bei Personalauswahlgesprächen hin. Es werden Hilfestellungen gegeben, wie Bewerbergespräche zu einer umfassenden Entscheidungsgrundlage für Personalauswahlentscheidungen werden.
1 Struktur und Phasen des Bewerbergesprächs
Für die erfolgreiche Gestaltung eines Bewerbergespräches sind drei Phasen zu unterscheiden:
- die Vorbereitungsphase,
- der Vorstellungstermin (Personalauswahl-Interview),
- Gesprächsnachbereitung.
Checkliste: Gesprächsvorbereitung
- Raum reservieren
- Information der Gesprächsteilnehmer über Termin und Ort
- Empfang über Termin informieren
- Besichtigung des Betriebs bzw. des Arbeitsplatzes (Klärung wer die Besichtigung durchführt)
- Informationsmaterial für Bewerber vorbereiten
- Personalfragebogen an Bewerber schicken
- Fehlende Bewerbungsunterlagen anmahnen
- Interviewleitfaden erstellen und den Beteiligten aushändigen
- Vorgespräch zum Interview: wer übernimmt was, Ablauf klären
Die Vorbereitung der Auswahlgespräche beginnt umgehend nach Abschluss der Vorauswahl. Die Vorbereitung umfasst:
- Erarbeiten bzw. Anpassen des Interviewleitfadens entsprechend der Anforderungsanalyse und der offenen Fragen nach Durchsicht der Bewerbungsunterlagen.
- Gesprächseinstieg und Gesprächsablauf überlegen.
- Informieren und einladen der am Gespräch beteiligten Kollegen aus der oder den Fachabteilungen, ggf. Terminabsprache mit der Unternehmensleitung.
- Absprache des Gesprächsablaufs zwischen allen Beteiligten. klären, wer die Gesprächsführung übernimmt und wer zu welchen Fachgebieten welche Fragen stellt.
- Zusammenstellen der Informationen, die über das Unternehmen und die zu besetzende Position an die Kandidaten weitergegeben werden soll. Zusammenstellen der Informationsmaterialien (Firmenprospekte, Geschäftsbericht etc.), die an sie ausgehändigt werden können.
- Gesprächsraum vorbereiten (Wasser, Kaffee, Gläser)
Checkliste: Information des Bewerbers über Unternehmen und Position
Informationen über das Unternehmen | |
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Rechtsform | |
Tochter-/Schwesterfirmen | |
Hauptsitz, Niederlassungen im In- und Ausland | |
Produktpalette, Dienstleistungen | |
Betriebswirtschaftliche Kennzahlen, z. B. Umsatz | |
Wettbewerbssituation, Marktanteile, Zukunftserwartungen | |
Anzahl der Mitarbeiter | |
Unternehmensphilosophie, -kultur | |
Aussagen zu sonstigen wichtigen Punkten | |
Information über die Position | |
Aufgaben- und Verantwortungsbereich | |
Organisatorische Einordnung, hierarchische Einordnung | |
Kollegen-, Führungs- und Umfeldstruktur | |
Erwartungen an den Stelleninhaber | |
Besondere Herausforderungen der Position | |
Einarbeitung/Einarbeitungsplan | |
Entwicklungsmöglichkeiten | |
Vertragliche Fragen | |
Gewünschter Eintrittstermin | |
Vertragliche Besonderheiten | |
Gehalt (tarifvertragliche Bindung, variable Bestandsteile) | |
Probezeit | |
Sozialleistungen (betriebliche Altersvorsorge, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Vermögenswirksame Leistungen, Verpflegungsleistungen etc.) | |
Sonstige Leistungen (Dienstwagen, Gewinn- oder Kapitalbeteiligung etc.) | |
Weiterbildungsmöglichkeiten |
2 Personalauswahl-Interviews
Das Interview ist ein geeignetes Instrument, um umfassende Informationen über Bewerber zu erhalten. In vielen Interviewverfahren liegt jedoch erhebliches Potenzial für Verbesserungen. Im Folgenden werden einige Hinweise darauf gegeben, wie Sie häufig gemachte Fehler vermeiden und zu einem möglichst objektiven Eindruck über Ihre Kandidaten kommen.
2.1 Aufbau und Ablauf des Interviews
Um dem Bewerber einen angenehmen Einstieg in ansprechender Atmosphäre zu schaffen, bietet sich zu Gesprächsbeginn ein kurzer Smalltalk an. Vergessen werden sollte ebenfalls nicht, dem Bewerber etwas zu trinken anzubieten.
Anschließend können die Interviewer damit beginnen, sich vorzustellen: Wer sie sind, wie lange sie bereits im Unternehmen auf ihrer jetzigen Position sind, wie ihr Werdegang bis heute ausgesehen hat. Es bietet sich ebenfalls an, etwas zu der zu besetzenden Position zu sagen und auf Punkte einzugehen, die in der Stellenausschreibung zu kurz gekommen sind. Wie zum Beispiel zu der Hintergrundgeschichte, wieso Sie auf der Suche nach einem neuen Mitarbeiter sind und welche Möglichkeiten die Position bietet.
Vorstellungsphase
Die Unternehmens- und Positionsvorstellung zu Beginn des Gesprächs sollte sehr knapp und auf das Notwendigste beschränkt sein. Beginnen Sie das Interview mit einer Kontaktphase, in der Sie und Ihre Kollegen sich kurz vorstellen. Direkt im Anschluss daran sollte sich der Kandidat vorstellen und seinen Werdegang ausführlich darstellen. Erst wenn Sie alle we...
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