Häufig scheuen Gesprächsführer davor zurück, ihre Auswahlgespräche zu standardisieren. Sie fürchten, dass dadurch eine zu künstliche Situation entsteht. Allerdings stellt ein Vorstellungsgespräch für einen Bewerber immer eine besondere, oft stressbesetzte und künstliche Situation dar, sodass diese Befürchtung nicht notwendig ist.

Dem freien Interview liegt kein strukturierter und geplanter Gesprächsablauf zugrunde.

Im Vordergrund der Überlegungen zum Bewerbergespräch steht die Frage, wie möglichst viele Informationen gewonnen werden können. Der Umfang der Informationen ist im "freien Interview" erfahrungsgemäß am geringsten.

Das "freie Interview" birgt verschiedene Gefahrenquellen, die den Informationsgewinn einschränken:

  • es wird im Vorfeld nicht definiert, welche Informationen unbedingt erfragt werden müssen,
  • der Interviewverlauf ist extrem personen- und situationsabhängig,
  • es werden nicht jedem Bewerber alle relevanten Fragen gestellt, je nach Gesprächsverlauf werden wesentliche Fragen vergessen,
  • der Gesprächsleiter steht immer in der Gefahr, selber den größten Redeanteil zu haben, anstatt das Gespräch überwiegend durch Fragen zu steuern,
  • die aufgenommenen Informationen unterliegen in großem Umfang der Gefahr der subjektiven Verzerrung.

Zu empfehlen ist deshalb eher ein teilstrukturiertes oder strukturiertes Interview. Der damit verbundene Vorbereitungsaufwand macht sich durch den deutlich verbesserten Informationsgewinn schnell bezahlt. Wurde bereits in der Vergangenheit ein teilstrukturierter oder strukturierter Interviewleitfaden entwickelt, reduziert sich der Vorbereitungsaufwand für zukünftige Gespräche auf die Anpassung der Fragen zu positionsspezifischen Fähigkeits- oder Kompetenzbereichen.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Haufe Finance Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge