Die Materialkosten werden am häufigsten durch die Konstruktion des Produktes, dessen Aufbau und Zusammensetzung bestimmt. Je früher im Entwicklungsprozess der Materialverbrauch beachtet wird, desto besser. Sie haben aber auch bei bestehenden Produkten die Möglichkeit, Materialkosten erfolgreich zu senken:

  • Prüfen Sie für jedes Produkt, jedes Bauteil und jedes Kaufteil, ob das verwendete Material durch preiswertere Alternativen ersetzt werden kann. So kann z.B. die teure Edelstahlschraube durch eine preiswerte Stahlschraube ersetzt werden, wenn die Vorteile des Edelstahls nicht notwendig sind.
 
Achtung

Fertigungsverfahren beachten

Bei der Veränderung von Material kommt es immer wieder vor, dass der Fertigungsprozess an das neue Material angepasst werden muss. Müssen Maschinen langsamer arbeiten oder andere Werkzeuge verwendet werden, kostet zumindest die Umstellung des Verfahrens Geld.

  • Prüfen Sie für jede Funktion des Produktes, ob diese notwendig ist und ob sie durch eine preiswertere Konstruktion ersetzt werden kann.
  • Überwachen Sie den Markt für Materialien, Bauteile und Rohstoffe permanent. Sie müssen sicherstellen, dass Sie über neue Entwicklungen schnell informiert werden. So können Sie rechtzeitig Alternativen im Materialeinsatz prüfen.
  • Auch kleine und mittlere Unternehmen können aktive Forschung betreiben. Sie sind meist Experten auf ihrem Spezialgebiet. Mit diesem Know-how kann auch mit geringem Aufwand ein neues Bauteil oder eine verbesserte Zusammensetzung entwickelt werden.
 
Achtung

Irrtum: Patente sind zu teuer

Rechte schützen zu lassen verursacht Kosten, unbestritten. Sie können eigene Entwicklungen jedoch wirksam schützen und eventuell sogar Lizenzgebühren bekommen, wenn Sie rechtzeitig Patente anmelden. Zur Vereinfachung des Verfahrens und zur Senkung von Kosten können Sie Patentanwälte einschalten und Europapatente nutzen.

  • Bauen Sie das für Ihre Entwicklungsabteilung notwendige Know-how im Unternehmen auf. Sammeln Sie Informationen über Rohstoffe, Hilfsstoffe, Verfahren, Bauteile usw. und machen Sie diese, z.B. über eine Datenbank, Ihren Mitarbeitern in der Entwicklungsabteilung zugänglich.
  • Eine schnelle und erfolgreiche Möglichkeit, Materialkosten bereits bei der Entwicklung zu senken, ist die Aufstellung von Gleichteileregeln. Sie stellen damit sicher, dass möglichst viele gleiche Teile in den unterschiedlichen Produkten verwendet werden. Nicht jeder Entwickler muss eine neue Schraube beschreiben und einsetzen, meist besteht die Möglichkeit, auf Vorhandenes zuzugreifen. Das erhöht die Einkaufsmengen und senkt die Kosten.

So bauen Sie eine Gleichteileverwaltung auf:

  1. Legen Sie für jede Materialgruppe oder Bauteilgruppe fest, welche Kriterien diese inhaltlich beschreiben. Die Materialgruppe Schrauben hat dabei andere Kriterien (z.B. Länge, Durchmesser, Material, max. Belastung usw.) wie z.B. die Gruppe Öle (Viskosität, Wärmeverhalten usw.).
  2. Füllen Sie für jedes vorhandene Material oder Teil diese Kriterien mit den aktuell zutreffenden Werten.
  3. Prüfen Sie, wie viele Materialien und Bauteile Sie bereits heute verwenden, die identische Kriterien aufweisen oder mindestens so ähnlich sind, dass sie sich ersetzen können.
  4. Sorgen Sie mit organisatorischen Regeln dafür, dass vor der Neuanlage eines Materials oder Bauteils zwingend über die Kriterien im Bestand gesucht wird.
  5. Dokumentieren Sie den Erfolg, indem Sie bestehende Gleichteile eliminieren durch Veränderung der Konstruktion.

Die Verwendung von Gleichteilen kann für einige Produkte die Materialkosten erhöhen. Durch die Gleichteileregeln werden unter Umständen Materialien eingesetzt, deren Qualität etwas über der eigentlich notwendigen Güte liegt. Dadurch kann bei einer individuellen Betrachtung eines Produktes der Materialwert zu hoch sein. Insgesamt kommt es jedoch zu überwiegenden Vorteilen, da die größere Menge zu besseren Einkaufspreisen führt.

 
Praxis-Beispiel

Gut investierte Zeit

Es ist klar, dass Entwicklungszeit teuer ist. Hier ein Beispiel, das zeigt, dass es sich durchaus lohnt, dort zu investieren.

Ein Industrieunternehmen entwickelt und fertigt Gartenpumpen. Für die Optimierung des Fertigungsverfahrens einer Springbrunnenpumpe werden inklusive der Programmierung der Drehmaschinen 20 Arbeitstage aufgewendet. Dabei entstehen Kosten in Höhe von 20.000 EUR.

Denen gegenüber stehen die folgenden Materialeinsparungen pro Stück:

 
Einsparung 1 Schraube 0,10 EUR
Einsparung Verschnitt Edelstahlmantel 0,63 EUR
Senkung des Ausschusses durch einfachere Abläufe 1,17 EUR
Summe Materialeinsparungen 1,90 EUR

Werden die Kosten ins Verhältnis zu den Einsparungen gesetzt, zeigt sich, dass nach 10.526 hergestellten Pumpen die Kosten erwirtschaftet wurden. Danach bringt jede der Pumpen einen um 1,90 EUR höheren Deckungsbeitrag. Dieser kann zur Verbesserung des Unternehmensgewinnes genutzt werden. Doch der Vertrieb hat eine andere Idee. Die Materialeinsparung sollte an den Endverbraucher weitergegeben werden. Durch die Zuschlagskalkulation werden aus den 1,90 EUR Materialk...

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