Alle drei zuvor dargestellten Optionen haben ihre Daseinsberechtigung, jeweils mit ihren Vor- und Nachteilen, die wiederum vor dem Hintergrund einer spezifischen Unternehmenssituation individuell zu bewerten sind. Im Folgenden wird eine mögliche Herangehensweise anhand Variante 2 vertiefend dargestellt, bei der in einer ersten Phase eine Plattform für E2E-Performance-Management aufgebaut wird. Es wird also mit der Steuerungsebene begonnen, wodurch die Datenintegration "top-down" vorangetrieben wird. Die dabei entstehenden Steuerungslösungen helfen nicht nur dabei, auch in heterogenen Prozess- und IT-Landschaften zu jeder Zeit Steuerungsfähigkeit herzustellen. Sie bieten der Organisation auch die Möglichkeit, schrittweise über das Harmonisierungspotential bezüglich der transaktionalen E2E-Prozesse zu lernen und Vereinheitlichungsansätze "datengetrieben" zu validieren.

2.1 Plattform für Performance Management als Startpunkt für die digitale E2E-Plattform

Bei diesem Top-down-Vorgehen bildet die Plattform für E2E-Performance-Management den Grundstein zur Konstruktion der gesamthaften digitalen E2E-Plattform. Für eine effektive Unternehmenssteuerung ist dabei die funktionsübergreifende Ausrichtung der neuen Steuerungslösungen essenziell. Nur wenn Zielgrößen wie Wachstum, Profitabilität, Liquidität und Wertsteigerung hinsichtlich des Zusammenspiels von finanziellen Leistungsindikatoren und nicht-finanziellen Werttreibern betrachtet werden (können), ist die effektive Steuerung des Unternehmens möglich. Insbesondere bei nicht-finanziellen Werttreibern kommt es auf die Spezifika der Funktionsbereiche entlang der Wertschöpfungskette an – von den Preis-Mengen-Gerüsten im Vertrieb über Produktions- und Logistikkennzahlen bis hin zu Materialpreisen und -mengen im Einkauf und spezifischen Kennzahlen im Personalwesen. Das Herstellen von Kontext zwischen finanziellen Leistungsindikatoren und den entsprechenden Werttreibern über Funktions- und Geschäftsbereiche hinweg ist insofern ein wesentlicher Aspekt der Plattform für E2E-Performance-Management.

Beim Entwurf der Plattform ist es entscheidend, keine rein technologische Sicht auf die relevanten Daten und Steuerungs-Apps für Reporting, Konsolidierung, Planung und Analytics einzunehmen. Vielmehr gilt es, den Blick auch auf fachliche Aspekte wie Inhalte, Methoden, Prozesse, Organisation und Governance zu richten. Die notwendigen funktions- und bereichsübergreifenden Strukturen werden idealerweise schon beim Aufbau der Plattform etabliert und gelebt.

Das Prinzip "think big – start small" ist dabei ein zentraler Erfolgsfaktor. Auch wenn die Plattform im Zielbild sämtliche Funktions- und Geschäftsbereiche umfasst, ist es wichtig, zunächst mit einer begrenzten Anzahl zu starten. Sobald sich bei dieser Skalierung die etablierten prozessualen und organisatorischen Strukturen stabilisiert haben, folgen weitere Funktionen und Geschäftsbereiche (vgl. Abb. 4). Die in der initialen Phase durch das Integrationsmanagement geschaffenen fachlichen und technischen Standards werden dann auf die folgenden Funktions- und Geschäftsbereiche übertragen.

Abb. 4: Funktionsübergreifende Plattform für das E2E-Performance-Management

2.2 Integrierte "Steuerungs-Apps" ermöglichen eine gemeinsame Steuerungssprache

Dem Finanzbereich kann dabei eine Schlüsselrolle zukommen. Da die Werttreiber aus den verschiedenen Funktionsbereichen in finanziellen Leistungsindikatoren kumulieren, bildet der Finanzbereich einen adäquaten Startpunkt zum Top-down-Aufbau der Plattform für E2E-Performance-Management. Dies lässt sich am Beispiel redaktionierter Dashboards erläutern, die für die verschiedenen Bereiche und Ebenen des Unternehmens relevante Steuerungsinformationen interaktiv bereitstellen. Redaktionierte Dashboards bilden die typischen Analysepfade, die im Rahmen der Steuerungsprozesse über die verschiedenen Ebenen regelmäßig von Relevanz sind, anhand von geführter Navigation ab (vgl. Abb. 5). Wird beispielsweise bei einer Umsatzanalyse eine Abweichung in einem Geschäftsbereich festgestellt, kann dieser Diskrepanz mit geführter Navigation in einzelne Produkte, Regionen oder Kunden auf den Grund gegangen werden. Die Analyse endet zum Beispiel in einer detaillierten Darstellung von Preis-, Mengen- oder Währungseffekten, oder indem aus dem redaktionierten Dashboard in zugrundeliegende Einzelbelege abgesprungen wird. Analoge Analysepfade lassen sich für Funktionsbereiche wie Produktion, Logistik, Einkauf, HR usw. definieren.

Abb. 5: Redaktionierte Dashboards einer funktionsübergreifenden Plattform für E2E-Performance-Management

Diese Analysepfade beginnen in der (Daten-)Domäne des Finanzbereichs und münden schließlich in spezifischen Analysen, die vor allem in den unterschiedlichen Funktionsbereichen relevant sind. Durch die geführte Navigation werden analytische Brücken zwischen den Funktionsbereichen gebaut. Da die finanziellen Leistungsindikatoren jeweils den Ausgangspunkt bilden, ergibt sich ein strukturiertes Vorgehen für den Aufbau der Plattform. Ausgehend von Startseiten, die primär aggregierte Finanzkennzahlen zeigen, wird das Angebot der Plattform schrittweise ausgebaut und um An...

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