Nachhaltigkeit ist ein sehr komplexes Themenfeld. Es gibt vielfältige Arten für Unternehmen sich einzubringen. Um die unternehmerischen Ressourcen effektiv einzusetzen, ist es wichtig, dass nachhaltiges Handeln und dessen Monitoring über KPIs zum jeweiligen Geschäftsmodell passen. Nur so gelingt es, sich auf die wesentlichen ökologischen und sozialen Themen zu fokussieren. Sonst laufen Unternehmen Gefahr, eine Vielzahl von Kennzahlen zu erheben. Darunter leidet sowohl die zielorientierte Steuerung als auch die externe und interne Kommunikation. Stakeholder sind in der Regel überfordert, wenn zu viele Informationen auf sie einprasseln. Die Vielfalt der möglichen Nachhaltigkeitsaspekte erfordert insbesondere vor dem Hintergrund begrenzter Ressourcen eine Fokussierung und Priorisierung. Am Anfang sollten daher strategische Überlegungen im Kontext des eigenen Unternehmenszwecks und Geschäftsmodell stehen. Dazu einige Beispiele aus unterschiedlichen Branchen mit Fokus auf die Wesentlichkeit:

  • Für ein chemisches Unternehmen stehen die Vermeidung von Umweltschäden und eine nachhaltige Beschaffung im Vordergrund.
  • Für die Automobilbranche sind der klimafreundliche Umbau des Geschäftsmodells, nachhaltige Rohstoffe sowie die Arbeitgeberattraktivität essenziell.
  • Für CO2-intensive Unternehmen ist der klimafreundliche Umbau des Geschäftsmodells wesentlich.
  • Für Unternehmen, die auf just-in-time Konzepten aufbauen, stehen verlässliche und nachhaltig agierende Lieferanten und die Verringerung von Abhängigkeiten innerhalb der Lieferkette im Fokus.
  • Für ein IT-Unternehmen sind Green-IT und die Weiterbildung der Arbeitnehmenden zentrale Aspekte.
  • Für Unternehmen in der Energiebranche stehen die Umgestaltung hin zu den erneuerbaren Energien, Versorgungssicherheit sowie politischen Entwicklungen im Mittelpunkt.

Trotz dieser strategischen Fokussierung, ist aber eins klar: Arbeitgeberattraktivität und Diversität sollten auf jeder Nachhaltigkeits-Roadmap stehen. Eine Nachhaltigkeitsstrategie hat heutzutage stets eine 360° Perspektive einzunehmen.

Jedes Unternehmen kann zudem für sich selbst festlegen, wie weit es sein nachhaltiges Engagement mit dem Geschäftsmodell verwebt und welches Ambitionsniveau es sich setzt (vgl. Abb. 18). Entscheidet sich z. B. ein Unternehmen Green Compliant[1] zu sein (Strategietyp 4), erfüllt es die regulatorischen Anforderungen an eine externe Berichterstattung, wie z. B. die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Den höchsten Benefit und Nutzen haben aber Unternehmen, denen es gelingt, nachhaltige Produkte und Lösungen (Strategietyp 2) anzubieten oder das gesamte Unternehmen ganzheitlich nach nachhaltigen Kriterien zu steuern (Strategietyp 1), wie z. B. das Unternehmen Vaude mit seiner ökologischen Outdoorkleidung und seinem sozialen und gesellschaftlichen Engagement.

Abb. 18: Die 4 grünen Strategietypen für die KPI-Identifikation[2]

Diese Entscheidung hat unmittelbare Auswirkungen auf die verwendeten KPIs. Bei Unternehmen vom Strategietyp 4 beschränkt sich die Auswahl der KPIs auf die externe Berichtspflicht. Je stärker allerdings nachhaltige Aspekte Eingang in die Strategie und damit in eine ganzheitliche Unternehmenssteuerung finden, desto mehr richtet sich der Fokus auf die Definition steuerungsrelevanter KPIs.

Sind Strategie und KPIs in Einklang mit der gewählten Positionierung innerhalb des Geschäftsmodells wird gleichzeitig Greenwashing vermieden. Hier sind Negativbeispiele: Die FIFA hat eine nachhaltige WM in Katar beworben (Strategietyp 2). Ihre Hausaufgaben liegen aber im Compliance-Bereich (Strategietyp 4). Korruption oder die Wahrung von Arbeitnehmerrechten sind Beispiele, die zeigen, dass die Versprechen und Inhalte nicht zusammenpassen. Krombacher bewirbt den Verkauf seines Bieres mit Engagement für den Regenwald: "1 Kasten = 1 Quadratmeter Regenwald". Tatsächlich spendete Krombacher seit 2002 vier Mio. EUR an den WWF, jedoch nicht zur Aufforstung, sondern für Ranger in einem Nationalpark in Nordafrika. Die Intention ist nicht die Rettung des Regenwaldes, sondern die Vermarktung des Krombacher Bieres.[3]

Zusammenfassend bedeutet das, die Nachhaltigkeits-KPIs müssen zum gewählten Strategietyp passen.

[1] Der ICV setzt Green gleich mit nachhaltig. vgl. ICV, 2016. S. 7.
[2] In Anlehnung an ICV Green Controlling Studie, 2016, S. 10.
[3] Vgl. Schrage, 2021.

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