Rz. 128

Das SASB wurde im Jahr 2011 als gemeinnützige Organisation mit dem Ziel gegründet, Unternehmen und Investoren zu unterstützen, ein einheitliches branchenspezifisches Verständnis über die finanziellen Auswirkungen einer nachhaltigen Unternehmensführung zu erlangen. Entsprechend dieser Zielsetzung sollen durch die vom SASB erlassenen Standards die Teile der Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) identifiziert werden, die für die finanzielle Leistung einer Unternehmensbranche (Sektoren) am bedeutsamsten sind.[1] Dabei ordnet das SASB seine Standards und die damit verbundene Berichterstattung zwischen der Finanzberichterstattung und einer klassischen Nachhaltigkeitsberichterstattung ein:

Abb. 11: Einordnung der SASB-Standards zwischen Finanz- und Nachhaltigkeitsberichterstattung[2]

 

Rz. 129

Zur Erfüllung des branchenspezifischen Ansatzes werden die Unternehmen nach dem SASB’s Sustainability Industry Classification System (SICS) folgenden 11 Sektoren zugeordnet:

  • Konsumgüter,
  • Extraktive & Mineralienverarbeitung,
  • Finanzen,
  • Lebensmittel und Getränke,
  • Gesundheitsfürsorge,
  • Infrastruktur,
  • Nachwachsende Rohstoffe & Alternative Energien,
  • Ressourcentransformation,
  • Dienstleistungen,
  • Technologie & Kommunikation,
  • Transport.

Die 11 Sektoren beinhalten insgesamt 77 untergeordnete Sektoren, zu denen jeweils ein sektorspezifischer SASB-Standard entwickelt wurde.[3]

 

Rz. 130

Die sektorspezifischen Standards beruhen auf dem SASB Conceptual Framework, in dem die grundlegenden Prinzipien und Zielsetzungen des SASB beschrieben werden. Hiernach sind mittels der Standards solche Informationen darzulegen, die als wesentlich für die finanzielle Unternehmensleistung anzusehen, aus Investorensicht entscheidungsnützlich sowie kosteneffizient in der Bereitstellung sind.[4]

 

Rz. 131

Als eine bedeutsame Hilfestellung für Unternehmen kann die sog. Wesentlichkeitskarte des SASB angesehen werden, die zahlreiche Nachhaltigkeitsherausforderungen, aufgeteilt nach Branchen und Sektoren, beinhaltet.[5]

 

Rz. 132

Bis zum August 2022 befand sich das SASB Conceptual Framework in Überarbeitung. Von August bis Ende Dezember 2020 hatte eine öffentliche Konsultation zum Entwurf des aktualisierten Frameworks stattgefunden. Die Ergebnisse aus der Konsultation standen bis zum Zusammenschluss mit dem ISSB noch aus.[6] Durch den Zusammenschluss mit dem ISSB ist auch das Projekt der Aktualisierung des Frameworks sowie dessen weiterer Eingang in die Entwicklung eigener Standards durch das ISSB übertragen worden (siehe zu den Entwürfen von Standards des ISSB Rz 59).

 

Rz. 133

Alle 77 sektorspezifischen SASB-Standards weisen einheitlichen, grundlegenden Inhalt auf:[7]

  • Offenlegungsthemen: ein Mindestmaß an sektorspezifischen Themen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit wesentliche Informationen darstellen, einschl. einer kurzen Beschreibung, wie sich der Umgang mit diesen Themen auf die Wertschöpfung des Unternehmens auswirkt.
  • Leistungskennzahlen: quantitative und/oder qualitative Leistungsindikatoren zur Messung der Leistung für jedes sektorspezifische Thema.
  • Technische Protokolle: jeder Leistungsindikator wird von einem technischen Protokoll begleitet, das Definitionen und Anleitungen zur Umsetzung und Darstellung enthält.
  • Aktivitätsmetriken: übergeordnete Kennzahlen, die den Umfang der Geschäftstätigkeiten eines Unternehmens quantifizieren und i. V. m. den Leistungsindikatoren die Vergleichbarkeit der Informationen erleichtern sollen.
 

Rz. 134

Die SASB-Standards bieten Unternehmen durch die Branchenfokussierung eine einfache Umsetzbarkeit. Allerdings sollten die branchenspezifischen Standards nicht unabhängig von Vollständigkeits- oder Wesentlichkeitsüberlegungen als eine reine Checkliste angesehen werden.

 
Hinweis

Auch wenn die Standards des Sustainability Accounting Standards Board in Deutschland eher unbekannt sind, bieten sie einen guten Überblick über aus Investorensicht potenziell wesentliche Nachhaltigkeitsthemen. Die SASB-Standards können insofern von Unternehmen dazu verwendet werden, um finanziell wesentliche Nachhaltigkeitsinformationen zu identifizieren, steuern und gegenüber Investoren zu vertreten.

[1] Vgl. VRF, SASB Standards, About Us, www.sasb.org/about/, abgerufen am 3.1.2023.
[2] Vgl. VRF, SASB Standards, Materiality Finder, www.sasb.org/standards/materiality-finder/, abgerufen am 3.1.2023.
[3] Vgl. VRF, SASB Standards, Find Your Industry, www.sasb.org/find-your-industry/, abgerufen am 3.1.2023.
[4] Vgl. VRF, SASB Standards, Conceptual Framework, S. 9.
[5] Vgl. VRF, SASB Standards, Exploring Materiality, www.sasb.org/standards/materiality-map/, abgerufen am 3.1.2023.
[6] Siehe www.sasb.org/standards/conceptual-framework/, abgerufen am 3.1.2023.
[7] Vgl. bspw. Sustainability Accounting Standards Board, Apparel, Accessoires & Footwear, S. 4, Stand: 10/2018.

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